Gesicherter Kapitalerhalt Gold bleibt als Portfoliobaustein unabdingbar
Auch wenn die Inflationsraten aktuell langsam wieder zurückgehen, liegt die Teuerung in der Eurozone nach wie vor deutlich erhöht oberhalb der von Politik und Notenbanken angestrebten zwei Prozent. Die aktuelle Inflationsdynamik ist dabei der Hochinflation in den 1970er-Jahren nicht unähnlich. Auch damals folgten höhere Güter- und Verbraucherpreise auf eine starke Geldmengenausweitung und auch damals sorgten erhöhte Rohstoffpreise und geopolitische Konflikte für Teuerungsdruck. In den frühen 70er-Jahren wähnte man die Inflation bereits als besiegt. Sie kehrte jedoch in Wellenbewegungen zurück. Der Hochpunkt der Verbraucherpreise in der zweiten und dritten Welle lag seinerzeit höher als zu Beginn der Inflationsperiode.
Mit nicht unähnlichen Treibern fragen viele Investoren heute zurecht, wie sie ihr Portfolio gegenüber Risikoszenarien versichern können, in denen sich die Inflation hartnäckig festsetzt oder gar noch weiter erhöht.
Historisch hat sich in einem solchen Umfeld häufig zuallererst Gold bewähren können. Andere Sachwerte leisteten in früheren Hochinflationsphasen zwar wertvolle Beiträge, sind aber in der Rückschau vielfach als doch nachrangiger Schutz gegenüber Edelmetallen zu bewerten. So waren etwa breite Aktienanlagen auf Indexbasis von 1970 bis in die frühen 1980er-Jahre hinein keine gute Wahl. Sie konnten Anlegerkapital real nicht erhalten.
Auch in 2022 letztlich keine Enttäuschung
Die Eignung von Gold als wirksames Instrument zum Inflationsschutz wurde in den letzten Monaten gelegentlich hinterfragt. Die Goldpreisentwicklung, so die Argumentation, hielt 2022 nicht Schritt mit den verzeichneten Anstiegen der Verbraucherpreise in Europa oder Nordamerika. In seiner Handelswährung, dem US-Dollar, war der Goldpreis 2022 nahezu unverändert. In Euro gerechnet, konnte das Edelmetall hingegen mit einer Wertentwicklung von +5,9 Prozent aufwarten. Beide Werte liegen zwar unterhalb der durchschnittlichen, im Jahresverlauf beobachteten Inflationsraten. Jedoch ist der starke Anstieg der Verbraucherpreise zu großen Teilen lediglich ein zeitverzögertes Symptom der zuvor präsenten monetären Ursache, nämlich der extremen Geldmengenausweitung der Jahre 2020 und 2021. Gold reagierte in Echtzeit auf diese monetäre Inflation. Zum Zeitpunkt der Entstehung des Geldmengenüberhangs performte Gold erwartungsgemäß. Es zeigte eine Jahreswertentwicklung von 14,9 Prozent im Jahr 2020. Dagegen war im Jahr 2022 das Geldmengenwachstum rückläufig, was eine schwächere Entwicklung des Goldpreises vollständig erklärt und begründet. Die aktuelle monetäre Disinflation, das Schrumpfen der Geldmenge, geht entsprechend dieser Logik mit eher schwächeren Goldpreisen einher.
Dennoch konnte Gold auch im Jahr 2022 seinen Nutzen als Portfoliobaustein gut untermauern. Selbst in US-Dollar war eine Nullperformance den deutlichen Wertverlusten bei Aktien und Renten überlegen und damit vorzuziehen. Gegenüber traditionellen Portfolioinstrumenten hatte eine Goldbeimischung auch im Vorjahr eine klare Berechtigung. Die Fähigkeit von Gold, Anlagekapital über einen langen Haltezeitraum hinweg zuverlässig real zu erhalten, ist gut dokumentiert.
Aufwertungsoption in einer möglichen Neuordnung der globalen Währungsarchitektur
Gold bleibt im sehr wahrscheinlich anhaltenden Umfeld der Finanzrepression auch 2023 ein unverzichtbarer Portfoliobaustein. Das Edelmetall gewährt Schutz vor unerwünschten Überraschungsrisiken, beispielhaft aus der fragil erscheinenden Situation an den japanischen Anleihemärkten oder der potenziellen Gefahr, dass mögliche Fehlkalkulationen den Ukrainekrieg gänzlich außer Kontrolle geraten oder weitere geopolitische Risiken eskalieren lassen. Darüber hinaus verfügt Gold, wie kaum ein anderes Instrument, über eine Vielzahl inliegender Optionen, die bei Eintritt unterschiedlichster, für das Gesamtportfolio adverser Tail-Risiken „ins Geld“ kommen.
Eine solche Option, die mit einiger Wahrscheinlichkeit künftig nicht dauerhaft ausgeschlossen werden kann, ist die einmalige Höherverankerung des globalen Goldpreises, sollte ein multinationales, goldgedecktes Währungsprojekt Gestalt annehmen.
Frühe Indikationen auf Vorbereitungen einer entsprechenden Alternative zum US-dollarzentrierten „Nach-Bretton-Woods-Systems“ sind die beträchtlichen Goldankäufe bestimmter Notenbanken zum Jahresende 2022 – mehr waren es nach Angaben des World Gold Councils zuletzt 1967 –, die politische Annäherung von China und Saudi-Arabien beim Nicht-US-Dollar Settlement von Energietransaktionen sowie entsprechende Absichtserklärungen der erweiterten BRICS-Staatengemeinschaft. Zudem erkennen viele asiatische Länder mit Überschussposition (positive Leistungsbilanzen, positives Auslandsguthaben) die Notwendigkeit, ihre bislang in US-Dollar und Euro gehaltenen Auslandsreserven zu diversifizieren. Denn die Enteignung russischer Fremdwährungsreserven haben eine Präzedenz geschaffen, die aus Sicht anderer asiatischer Gläubiger westlicher Staatsanleihen den dringlichen Bedarf schaffen, das eigene Anlagebuch unabhängiger von US-zentrierten Sanktions- und Enteignungsrisiken zu gestalten.
Stabilität und Liquidität seit 2.000 Jahren
Gold bedarf jedoch nicht des Eintritts von „Versicherungsereignissen“, um die Rolle im Portfolio zu rechtfertigen. Die Hauptaufgabe begründet sich aus günstigen Portfolioeigenschaften, speziell der geringen Korrelation gegenüber traditionellen Portfoliobausteinen sowie der Ausgleichsmöglichkeit der monetären Inflation zum ökonomischen Erhalt der Kaufkraft. Spätestens seit der Entkoppelung des Geldes von seiner Basis im Jahr 1971 ist das Metall überlegenes Wertaufbewahrungsmittel für nicht kurzfristig benötigte Liquidität. Diese sichere Liquidität unterliegt im Zeitablauf keiner Beschädigung und kann zum Einsatz gelangen, wenn Opportunitäten zum Erwerb von Vermögenswerten in anderen Anlageklassen entstehen.
Der darüber hinaus gegebene Zusatznutzen als antifragiler Vermögenswert schlechthin, stellt einen attraktiven Mehrwert da, für den obendrein keine nennenswerte, zusätzliche Versicherungsprämie entrichtet werden muss. Die von spekulativen Übertreibungen gekennzeichneten „Casinojahre“ 2020 bis 2021 und das darauffolgende Platzen vieler Illusionen hat zudem dokumentiert, dass vermeintliche Substitute den einzigartigen Eigenschaften von Gold so schnell nicht den Rang ablaufen werden. Gold überdauert seit mehr als 2.000 Jahren unter unterschiedlichen Bedingungen, während die Werthaltigkeit sogenannter „Krypto-Währungen“ in der ersten Bewährungsprobe ihrer noch kurzen Lebensdauer nicht überzeugt hat.