Edelmetall-Experte Ronald-Peter Stöferle
Deshalb ist „The Golden Constant“ nach wie vor relevant

Edelmetall-Experte Ronald-Peter Stöferle
1977 veröffentlichte Roy Jastram, zu dieser Zeit Professor an der University of California (Berkeley), sein bahnbrechendes Werk „The Golden Constant – The English and American Experience, 1560–1976“. „The Golden Constant“ ist im Wesentlichen eine Geschichte der Kaufkraft des Goldes und lieferte den ersten statistischen Beweis dafür, dass Gold seine Kaufkraft über sehr lange Zeiträume – in diesem Fall mehr als fünf Jahrhunderte – erhalten konnte, daher auch der Buchtitel „The Golden Constant“.
Der folgende Chart gibt die Kernaussage der Forschungen von Jastram wieder. Er zeigt einen Index für die Kaufkraft von Gold, der die Daten des Vereinigten Königreichs für den Goldpreis und einen Index der Großhandels-/Produzentenpreise für die Jahre 1560 bis 1800 sowie die US-Daten ab 1800 verwendet.
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1977 veröffentlichte Roy Jastram, zu dieser Zeit Professor an der University of California (Berkeley), sein bahnbrechendes Werk „The Golden Constant – The English and American Experience, 1560–1976“. „The Golden Constant“ ist im Wesentlichen eine Geschichte der Kaufkraft des Goldes und lieferte den ersten statistischen Beweis dafür, dass Gold seine Kaufkraft über sehr lange Zeiträume – in diesem Fall mehr als fünf Jahrhunderte – erhalten konnte, daher auch der Buchtitel „The Golden Constant“.
Der folgende Chart gibt die Kernaussage der Forschungen von Jastram wieder. Er zeigt einen Index für die Kaufkraft von Gold, der die Daten des Vereinigten Königreichs für den Goldpreis und einen Index der Großhandels-/Produzentenpreise für die Jahre 1560 bis 1800 sowie die US-Daten ab 1800 verwendet.
Der Chart belegt, dass die Kaufkraft von Gold immer wieder auf ein Niveau zurückkehrt, das man als „Gleichgewichtsniveau“ bezeichnen könnte. Dies geschieht in der Regel, nachdem der Goldpreis über Jahrzehnte hinweg dieses „Gleichgewichtsniveau“ sowohl nach unten als auch nach oben hin deutlich überschießt.
Unserer Meinung nach ist es bezeichnend, dass die Kaufkraft des Goldes in den letzten sechzig Jahren – ein Zeitraum, der durch eine beispiellose Anhäufung von Schulden auf globaler Ebene gekennzeichnet war – eine unterdurchschnittliche Kaufkraft aufwies. Ein ähnliches Überschießen nach oben käme folglich nicht überraschend.
Jastram definierte Inflation als eine Periode schnell steigender Preise und Deflation als eine Phase schnell fallender Preise. Bis zu einem gewissen Grad sind diese Definitionen subjektiv. Inflationäre und deflationäre Perioden definierte er wie folgt:
Inflationär | Deflationär |
1623-1658 | 1658-1669 |
1675-1695 | |
1702-1723 | 1723-1738 |
1752-1776 | |
1792-1813 | 1813-1851 |
1897-1920 | 1873-1896 |
1934-1976 | 1920-1933 |
Quelle: „The Golden Constant“, Incrementum
Bei näherer Betrachtung der Schlussfolgerungen von Jastram zeigt sich, dass Gold zumindest in der Anfangsphase eine relativ schlechte Absicherung gegen die Inflation sein kann. Wir haben im ersten Chart mehrere Inflationsperioden in Rot hervorgehoben. Der Chart zeigt jedoch auch, dass Gold während der Napoleonischen Kriege, des US-amerikanischen Bürgerkriegs und des Zweiten Weltkriegs eine wirksame Inflationsabsicherung darstellte.
Die Tatsache, dass Gold in manchen Inflationsperioden schlecht abschnitt, lässt sich rational erklären. In der Mitte des 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts führten Goldimporte aus der Neuen Welt nach Europa, allen voran nach Spanien, zu einer drastischen Erhöhung der Geldmenge. Auch hier ist zu bedenken, dass Gold während des größten Teils der Geschichte entweder Geld war oder eng mit Geld verbunden war, sodass ein Anstieg des allgemeinen Preisniveaus manchmal vorübergehend zu einer geringeren Kaufkraft in Gold führte.
Es gab noch einen weiteren Faktor, der die Fähigkeit von Gold einschränkte, als Absicherung gegen Inflation zu fungieren. Dies wurde von Jastram nicht bemerkt, oder er zog es vor, dies nicht zu kommentieren. Während des größten Teils des Zeitraums seit 1560 gab es keinen freien Markt für Gold. Der Preis wurde von den Königen beziehungsweise Regierungen festgelegt und diese Preisfixierung konnte relativ lange Zeiträume überdauern, bis sie sich schließlich den Marktkräften beugen musste.
Die heutige Situation ist natürlich eine gänzlich andere. Politiker und Zentralbanker haben ihr Bestes getan, um Gold aus dem Währungssystem zu eliminieren, auch wenn die Bedeutung von Gold bei den Zentralbankreserven seit mehr als einem Jahrzehnt wieder zunimmt.
Da die politischen Entscheidungsträger jedoch weiterhin die Flexibilität des gegenwärtigen Geldsystems (miss)brauchen, haben sie Gold standardmäßig als Alternative zu ungedecktem Geld definiert. Die letzte Periode hoher Inflation, die im Buch behandelt wird, war 1966 bis 1980, als die durchschnittliche jährliche Inflationsrate in den USA 6,9 Prozent betrug und der Goldpreis von 35 US-Dollar pro Unze auf 850 US-Dollar pro Unze anstieg.
Betrachten wir nun aber die Zeiten der Deflation. Die überraschendste Schlussfolgerung von Jastram war, dass sich der Goldpreis „very well during periods of deflation“ entwickelt. Wir haben einige dieser Deflationsperioden im obigen Chart in schwarzer Farbe hervorgehoben. Nur wenige professionelle Anleger würden heutzutage behaupten, dass Gold in deflationären Zeiten gut abschneidet, da sie es in erster Linie als Absicherung gegen die Inflation sehen. Dennoch ergibt es Sinn.
In Zeiten der Deflation sinken die Warenpreise in Geld, das heißt, der reale Wert des Geldes steigt. Wie J. P. Morgan einst bekanntermaßen sagte: „Gold ist Geld. Alles andere ist Kredit.“ In Zeiten der Deflation ist zu erwarten, dass der Wert des Goldes gegenüber den Warenpreisen und den Preisen von Vermögenswerten, die durch ökonomische Stärke gestützt werden, wie zum Beispiel Aktien, andere Rohstoffe und Immobilien, ansteigt.
Das Verständnis von Jastrams Arbeit hebt eine Schlüsseleigenschaft hervor, durch die sich Gold von allen anderen Finanzanlagen einschließlich Rohstoffen unterscheidet: Gold ist der einzige finanzielle Vermögenswert, der sowohl bei Inflation als auch bei Deflation überdurchschnittlich gut abschneidet.
Die folgende Tabelle zeigt zusammenfassend, welche Anlageklassen in inflationären und deflationären Zeiten über- beziehungsweise unterdurchschnittliche Erträge erzielen. Gold und Rohstoffe schneiden in inflationären Zeiten besser ab, Gold und Anleihen dagegen in deflationären Zeiten.
Inflation | Deflation | |
Überdurchschnittliche Performance | Gold Rohstoffe Immobilien |
Gold Anleihen |
Unterdurchschnittliche Performance | Aktien Anleihen |
Aktien Rohstoffe Immobilien |
Quelle: Paul Mylchreest, Incrementum
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