Edelmetall-Experte Ronald-Peter Stöferle
Deshalb ist Gold grüner als man denkt

Edelmetall-Experte Ronald-Peter Stöferle
Es mag auf den ersten Blick überraschend klingen: Insbesondere umweltbewusste Anleger sollten auf Gold als Anlageinstrument setzen. Denn Gold ist in Wirklichkeit ein „grünes“ Metall, weil:
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Es mag auf den ersten Blick überraschend klingen: Insbesondere umweltbewusste Anleger sollten auf Gold als Anlageinstrument setzen. Denn Gold ist in Wirklichkeit ein „grünes“ Metall, weil:
Für eine solide ökologische Bewertung ist die Gesamtbetrachtung über den gesamten Lebenszyklus relevant. Und in dieser Betrachtung ist Gold wegen seiner elementaren Eigenschaften, des Förderprozesses und seiner Wertbeständigkeit in der Tat das nachhaltigste Metall der Welt.
Seit mehr als 7.000 Jahren wird Gold gefördert. In diesem Zeitraum wurden über 205.000 Tonnen produziert, was der Größe von rund 3,5 olympischen Schwimmbecken entspricht. Mehr als die Hälfte davon wurde seit den 1950er-Jahren abgebaut. Für die Nachhaltigkeit und den ökologischen Fußabdruck von Gold entscheidend ist, dass praktisch das gesamte jemals geförderte Gold nach wie vor verwendet wird. Gold wird nicht verbraucht, sondern lediglich gebraucht.
Daher fällt die Neuförderung von Gold in einer Gesamtbetrachtung kaum ins Gewicht. Das Stock-to-Flow-Ratio bildet dieses Verhältnis von Neuförderung (Flow) zu Gesamtbestand (Stock) ab. Der aktuelle Wert von rund 58 besagt, dass die bereits existierende Menge an Gold 58-mal so groß ist wie die Neuförderung. Anders gesagt, die jährliche „Inflationsrate“, also das Wachstum des weltweiten Goldbestandes im Vergleich zur bereits geförderten und weiter genutzten Menge, ist gering und relativ stabil. Sie schwankt zwischen 1,2 Prozent und maximal 2,4 Prozent.
Als Edelmetall zeichnet sich Gold dadurch aus, dass es chemisch nicht mit Luft oder ihren Komponenten wie Sauerstoff, Kohlendioxid und anderen Gasen reagiert. Das schützt Gold davor, seinen Glanz zu verlieren. Gold bleibt daher in seiner reinsten Form ewig erhalten. Die sozialen und ökologischen Kosten der Goldförderung können folglich auf eine fast unendliche lange Zeitspanne aufgeteilt werden, was sie gegen null konvergieren lässt. Die Beständigkeit von Gold hat auch zufolge, dass Gold nie als Müll entsorgt werden muss. Niemand wird Gold freiwillig wegwerfen, sondern es gewinnbringend recyceln wollen.
Der aktuell starke Fokus auf die Eindämmung der CO2-Emissionen zur Bekämpfung des Klimawandels sollte ebenfalls dazu führen, dass Gold bei Investoren und Anlegern mehr Aufmerksamkeit erhält. Denn Gold ist ein ausgesprochen CO2-freundliches Metall und Investment.
Bei der Zurechnung der CO2-Emissionen werden drei verschiedene Quellen unterschieden. Scope 1 erfasst jene Emissionen, die im eigenen Unternehmen freigesetzt werden. Unter Scope 2 werden jene Emissionen verbucht, die durch die Energielieferanten des Unternehmens verursacht werden. Unter Scope 3 werden schließlich jene Emissionen dokumentiert, die in der vor- und nachgelagerten Lieferkette anfallen.
Bei vielen Produkten entsteht der Gutteil der Emissionen in den vor- und nachgelagerten Lieferketten, das heißt Scope 3. Die Scope-3-Emissionen von Goldminenunternehmen sind jedoch nahezu vernachlässigbar, da ein Goldbarren nur sehr selten weiterverarbeitet wird. Darüber hinaus sind die Scope-1- und Scope-2-CO2-Emissionen pro produzierter Unze Gold bei großen Betrieben extrem niedrig.
Hinzu kommt, dass bereits gefördertes Gold keine zusätzlichen Emissionen herbeiführt, da diese ausschließlich beim Abbau und der Raffination des Goldes entstehen. Folglich verursacht auch der Besitz von physischem Gold keine Emissionen. Lediglich bei der Weiterverarbeitung von Gold zu Schmuck und der industriellen Nutzung von Gold wird ein klein wenig zusätzliches CO2 emittiert. Beim Goldrecycling fallen 90 Prozent weniger CO2-Emissionen an als bei der Goldförderung und etwa 25 Prozent des jährlichen Goldbedarfs werden allein durch Recycling gedeckt. Im Zeitverlauf wird physisches Gold die Emissionsintensität eines Portfolios folglich immer weiter reduzieren.
Daher verringert eine Erhöhung des Goldanteils im Portfolio eines Anlegers den CO2-Fußabdruck und die Emissionsintensität des Gesamtportfolios beträchtlich. Bei einem Portfolio, das zu 70 Prozent aus Aktien und zu 30 Prozent aus Anleihen besteht, mindert eine 10-Prozent-Gold-Allokation die Emissionsintensität um 7 Prozent. Ein Goldanteil von 20 Prozent reduziert die Emissionen um 17 Prozent, so die Berechnungen des World Gold Council in der lesenswerten Studie „Gold and climate change – Decarbonising investment portfolios“.
Gold ist auch aufgrund weiterer Eigenschaften sehr nachhaltig. Es kann zum Transport einer großen Wertmenge auf engstem Raum dienen oder es kann zu hauchdünnem Blattgold gehämmert werden, das nicht einmal einen Mikrometer dick ist. Es stand schon vor Jahrtausenden hoch im Kurs und ist auch heute noch die erste Wahl der Zentralbanken. Im Unterschied zu einer Papierwährung muss man Goldreserven nicht aufstocken, um die Kaufkraft zu erhalten, denn Gold ist vor Inflation weitgehend gefeit.
Bei näherem Hinsehen zeigt sich somit, dass entgegen einer Vielzahl an Berichten und Vorurteilen Gold in einer Gesamtbetrachtung schon heute als sehr nachhaltiges Investment einzustufen ist. Und die gesamte Branche unternimmt große Anstrengungen, die ökologischen Folgen der Goldförderung weiter zu mindern.
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