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in Stolls FondseckeLesedauer: 10 Minuten

Comeback der Krisenwährung Goldfonds für mutige Anleger

Junge Frau schält sich aus einem Goldei
Junge Frau schält sich aus einem Goldei: Während europäische Bankaktien in dieser Woche auf Talfahrt gingen, stieg der Goldpreis kräftig. | Foto: Jessica Hunold mit Canva

Die Pleite der Silicon Valley Bank hat die Finanzmärkte in Aufruhr versetzt. Auf Wochensicht büßte der Dax fast 6 Prozent ein, der amerikanische Dow Jones rund 3 Prozent.

Es gab jedoch eine Anlageklasse, die sich von dieser Entwicklung abkoppeln konnte: Gold.

Innerhalb kürzester Zeit vollzog das Edelmetall eine komplette Trendwende. Kostete die Feinunze vor einer Woche noch knapp über 1.800 Dollar, so lag der Preis am Freitagmorgen bei 1.930 Dollar. Das entspricht einem Plus von rund 6 Prozent innerhalb einer Woche und ist zugleich der höchste Stand seit Anfang Februar.

Glänzende Perspektiven: Experten sehen Chancen für Fortsetzung des Aufwärtstrends

Im Jahr 2022 wurde der Goldpreis zunächst durch deutlich steigende Inflationsraten und den Krieg in der Ukraine auf ein Rekordhoch von 2.000 Dollar getrieben. Danach intervenierten die Zentralbanken in den USA und im Euroraum und erhöhten die Leitzinsen so schnell wie seit Jahrzehnten nicht mehr. In der Folge ging dem Goldpreis die Puste aus. Da Gold keine Zinsen abwirft, fiel der Preis auf 1.600 Dollar pro Feinunze.

Doch nun ist die US-Notenbank Fed durch die Pleite der Silicon Valley Bank unter Druck geraten. Schließlich gilt es zu verhindern, dass der übrige Finanzsektor mitgerissen wird. Während es zuvor als ausgemacht galt, dass die Zinsen beim nächsten Fed-Treffen um 50 Basispunkte angehoben werden, erwartet der Markt nun einen kleineren Zinsschritt.  Das wiederum hat die Preise für Gold, Silber und Minenaktien angetrieben.

 

Experten sehen Chancen für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. Im aktuellen Interview mit der WirtschaftsWoche betont Vermögensverwalter Ronald-Peter Stöferle, dass der Zins der wichtigste Preis am Markt ist und wie die Schwerkraft auf die Bewertungen wirke. Gerade bei schlecht finanzierten und gemanagten Technologieunternehmen mache sich dieser Effekt jetzt bemerkbar. Stöferle glaubt, dass wir uns einem Wendepunkt in der Geldpolitik nähern. Die aktuellen Kursbewegungen von Bitcoin, Dollar und Gold würden diesen Trend bestätigen. Wenn die Renditen weiter sinken und die Anleger erkennen, dass die Zentralbanken von Tauben im Falkengewand gelenkt werden, könnte der Deckel bei Gold fallen und es könnten schnell neue Allzeithochs erreicht werden, argumentiert Stöferle.

An optimistischen Prognosen für das Edelmetall mangelt es nicht. „Wir sehen das Potenzial, dass Gold im Jahr 2023 sein Allzeithoch von über 2.000 US-Dollar pro Unze erreicht“, schreibt Goldexperte Joe Foster vom niederländischen Vermögensverwalter Vaneck in seinem aktuellen Goldkommentar. Als Gründe für einen weiteren Aufwärtsschub sieht Foster nicht nur die schwelende Bankenkrise, sondern auch das mögliche Ende des Zinserhöhungszyklus der Fed sowie die Abschwächung des starken US-Dollars. „Diese Faktoren sollten den Goldpreis im Jahr 2023 weiter antreiben. Die Wiedereröffnung Chinas wird voraussichtlich ein weiterer starker Treiber sein, da sie eine verstärkte Nachfrage nach Gold aus China zur Folge haben könnte“, so Foster. Er geht davon aus, dass Gold von diesen Szenarien profitieren werde.

Martin Siegel von der auf Edelmetalle spezialisierten Fondsboutique Stabilitas sieht einen langfristig fairen Goldpreis bei 2.300 US-Dollar. Noch höher liegt die Prognose des Bloomberg-Analysten Mike McGlone. Er verweist auf Parallelen zum Jahr 2018, als Gold nach langem Kampf den Widerstand bei 1.350 Dollar pro Unze durchbrach, als die Fed von Straffung auf Lockerung umschaltete. Diese Rally trieb den Goldpreis auf ein neues Hoch von 2.060 Dollar. McGlone prognostiziert, dass die aktuellen Bedingungen ausreichen würden, um den Goldpreis auf 3.000 Dollar zu treiben, wie er in einer aktuellen Studie schreibt. Die Experten von Incrementum gehen in ihrer jährlichen Goldstudie „In Gold we Trust“ sogar davon aus, dass der Goldpreis bis zum Ende des Jahrzehnts auf knapp 5.000 Dollar steigen wird.

Kein Ausfallrisiko: Warum Zentralbanken auf Gold setzen

Die Zentralbanken vieler Länder drücken ihr Misstrauen gegenüber Währungen durch den Kauf von Gold aus, wie die Statistik des World Gold Council zeigt. Allein im dritten Quartal erwarben sie 399 Tonnen Gold. Im Gesamtjahr waren die Goldkäufe so hoch wie seit 1967 nicht mehr, als der US-Dollar noch teilweise durch Gold gedeckt war.

Im letzten Quartal 2022 war die Türkei mit 31 Tonnen der größte Käufer, gefolgt vom zentralasiatischen Usbekistan mit 26 Tonnen und Indien mit 17 Tonnen. Viele Zentralbanken kaufen Gold, weil es im Gegensatz zu Bankeinlagen oder Staatsanleihen kein Ausfallrisiko birgt. Zudem halten die Währungshüter das Edelmetall langfristig für inflationssicher und in Krisenzeiten für relativ stabil, wie der Central Bank Gold Reserves Survey zeigt.

Vor allem in den Schwellenländern greifen auch viele Privatleute auf Gold zurück. In Indien kommt dem Goldschmuck traditionell eine große Bedeutung zu. Auch in Ländern, in denen eine hohe Inflation seit jeher eine große Rolle spielt, ist praktisch jeder, der es sich leisten kann, im Besitz von physischem Gold. So wird geschätzt, dass die traditionell goldliebenden Privathaushalte in der Türkei rund 5.000 Tonnen Schmuck, Münzen und Barren im Wert von 250 bis 350 Milliarden Dollar besitzen.

 

Als Privatanleger gibt es verschiedene Möglichkeiten, in Gold zu investieren:

  • physisch: Eine Möglichkeit besteht darin, physisch Gold zu erwerben. Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass der Kaufpreis oft höher ist als der aktuelle Goldpreis und dass Kosten für die sichere Lagerung des Goldes fällig werden können. Die klassische Variante sind Barren oder Anlagemünzen wie der südafrikanische Krügerrand.
  • Goldzertifikate (ETCs): Der Kauf von Goldzertifikaten, die den Besitz von Gold verbriefen, aber keine physische Auslieferung ermöglichen, ist eine weitere Option. Hier ist das Emittentenrisiko zu beachten. (z.B. Xetra Gold: ISIN DE000A0S9GB0)
  • Goldminenaktien: Aktien von Goldminenunternehmen sind eine weitere Alternative. Dabei ist jedoch zu beachten, dass der Wert der Aktie auch von anderen Faktoren wie der Qualität der Goldvorkommen oder der Rentabilität des Unternehmens beeinflusst wird.

Goldaktien stellen im Gegensatz zu einer physischen Anlage in Form von Goldbarren oder Goldmünzen eine indirekte Form dar, in das gelbe Edelmetall zu investieren, da man hier auf Gold setzt, das noch unter der Erde schlummert.

Der Markt für Minenaktien stand lange Zeit im Schatten von Wachstums- und Technologieaktien. Die Nummer eins unter den Goldförderern ist Newmont mit einer Marktkapitalisierung von 37 Milliarden Dollar. Das amerikanische Unternehmen mit Sitz in Denver, Colorado, betreibt Minen in Nord- und Südamerika, Afrika, Australien und Indonesien. Neben Gold werden auch Kupfer, Silber, Zink und Blei gefördert. Newmont setzt bei der Förderung auf umweltschonende Methoden und engagiert sich in einer Reihe von Initiativen für eine nachhaltige Entwicklung. Die Gesellschaft gehört außerdem dem World Gold Council an. Diese Organisation setzt sich für Transparenz und Verantwortung in der Goldbranche ein.

Barrick Gold ist mit einer Jahresproduktion von über 200 Tonnen Gold die Nummer zwei unter den größten Goldminengesellschaften der Welt. Das kanadische Unternehmen mit Sitz in Toronto wurde 1983 gegründet und betreibt Minen in Nord- und Südamerika, Afrika, Australien und Papua-Neuguinea. Besonders bekannt ist Barrick Gold für seine Minen in Nevada, USA, und in der Region um den Viktoriasee in Afrika. Barrick Gold ist auch ein bedeutender Kupferproduzent und besitzt Kupferminen in Chile, Saudi-Arabien und Sambia.