Edelmetall-ETFs Gold auf Rekordhoch: Die überraschenden Treiber des aktuellen Booms
Der Goldmarkt erlebt eine beeindruckende Renaissance. Getrieben von westlichen Anlegern, verzeichneten Gold-ETFs im Juli 2024 globale Zuflüsse von 3,7 Milliarden US-Dollar – der stärkste Monat seit über zwei Jahren. Seit Jahresbeginn entwickelte sich eine Anlage in Gold sogar besser als die beliebten amerikanischen Indizes des S&P 500 und Nasdaq. Diese Entwicklung unterstreicht die anhaltende Attraktivität des Edelmetalls in Zeiten wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit.
Globaler Überblick: Alle Regionen profitieren
Bemerkenswert ist, dass alle Regionen von diesem Trend profitierten. Westliche Fonds führten zwar die Bewegung an, doch auch Asien und andere Märkte verzeichneten Zuwächse. Der Goldpreis stieg um 4 Prozent, was das verwaltete Vermögen (AUM) der globalen Gold-ETFs auf einen neuen Rekordwert von 246 Milliarden US-Dollar katapultierte – ein Plus von 6 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Die physischen Goldbestände wuchsen um beachtliche 48 Tonnen auf insgesamt 3.154 Tonnen. Dies ist der höchste Stand seit Januar und unterstreicht das wiedererwachte Interesse der Anleger an Gold als sicherem Hafen und Inflationsschutz.
Nordamerika und Europa: Treibende Kräfte der Goldrally
Nordamerikanische Fonds zogen zwei Milliarden US-Dollar an und machten damit die leichten Abflüsse der Vormonate mehr als wett. Politische Turbulenzen, wie der schockierende Attentatsversuch auf Ex-Präsident Trump und der überraschende Verzicht Präsident Bidens auf eine weitere Kandidatur, steigerten die Nachfrage nach sicheren Anlagen deutlich.
Doch nicht nur politische Faktoren trieben die Anleger in den Goldmarkt. Die Aussicht auf mögliche Zinssenkungen der US-Notenbank Fed spielte ebenfalls eine wichtige Rolle. Fed-Chef Jerome Powell deutete an, dass eine Zinssenkung im September „auf dem Tisch“ liege. Dies führte zu fallenden US-Staatsanleiherenditen und einem schwächeren Dollar – beides Faktoren, die Gold traditionell begünstigen.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Europa setzte seinen positiven Trend ebenfalls fort und verzeichnete Zuflüsse von 1,2 Milliarden US-Dollar – der stärkste Monat seit März 2022. Hier führten insbesondere Großbritannien und die Schweiz diese Entwicklung an. Sinkende Renditen von Staatsanleihen in ganz Europa machten Gold als zinslose Anlage attraktiver.
Die Erwartung weiterer geldpolitischer Lockerungen, besonders nach den jüngsten EZB-Äußerungen und der ersten Zinssenkung der Bank of England seit vier Jahren, verstärkte diesen Trend. EZB-Präsidentin Lagarde bezeichnete die September-Entscheidung als „weit offen“, was Spekulationen über eine baldige Zinswende auch in der Eurozone befeuerte.
Asien: Stabiles Wachstum trotz Verlangsamung
Asien verzeichnete den beeindruckenden 17. Monat in Folge Zuflüsse, wenn auch mit 438 Millionen US-Dollar weniger stark als die westlichen Märkte. Indien führte hier die Bewegung an, begünstigt durch steuerliche Änderungen, die Gold-ETFs attraktiver machen. Die Verkürzung der Haltefrist für langfristige Investitionen und niedrigere Steuersätze schufen ein günstigeres Umfeld für Gold-ETFs.
Auch China und Japan trugen zu den positiven Flows bei. Schwächelnde Aktienmärkte und starke Goldpreisentwicklungen in den lokalen Währungen machten das Edelmetall für asiatische Anleger besonders attraktiv.
Gemischte Bilanz trotz positiver Entwicklung
Die jüngsten Entwicklungen zeigen eindrucksvoll, dass Gold weiterhin als Absicherung in unsicheren Zeiten gefragt ist. Trotz der positiven Trends der vergangenen Monate fällt die Bilanz für 2024 bisher gemischt aus: Das verwaltete Vermögen der Gold-ETFs wuchs dank des gestiegenen Goldpreises um beachtliche 15 Prozent, während die physischen Bestände um 72 Tonnen beziehungsweise 2 Prozent sanken.
Diese Diskrepanz zwischen steigendem AUM und sinkenden Beständen verdeutlicht die Komplexität des Goldmarktes. Der Preisanstieg des Edelmetalls beeinflusst das verwaltete Vermögen derzeit stärker als die tatsächlichen Zu- und Abflüsse. Für Anleger ergeben sich daraus sowohl Chancen als auch Herausforderungen bei der Portfoliodiversifizierung.