Adrian Ash von Bullionvault Ist Gold in Zeiten geopolitischer Konflikte ein sicherer Hafen?
Das jahrhundertealte Edelmetall Gold genießt seit jeher den Ruf eines sicheren Hafens in Krisenzeiten. In den vergangenen Monaten ist der Goldpreis jedoch deutlich gesunken. Ein wesentlicher Grund dafür ist der starke Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen.
Gold auf Talfahrt: US-Renditen und Arbeitsmarktdaten
Die Talfahrt von Gold wurde am Freitagnachmittag durch die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten weiter beschleunigt. Die Zahlen übertrafen die Erwartungen deutlich, was Spekulationen über eine weitere Zinserhöhung durch die US-Notenbank anheizte. Für Goldbesitzer gab es daher wenig Grund zur Freude. Gleich zu Beginn der Woche sorgte jedoch der Angriff von palästinensischen Terroristen auf Israel für einen regelrechten Run auf die altbewährte Krisenwährung Gold.
Der geopolitische Faktor: Gold und Konflikte
Adrian Ash, Forschungsleiter bei Bullionvault, hat den Zusammenhang zwischen dem Goldpreis und geopolitischer Gewalt untersucht. Sein Fazit: Der Goldpreis neigt dazu, bei plötzlichen geopolitischen Konflikten zu steigen. Die Geschichte zeigt jedoch, dass der Goldpreis bei anhaltender Gewalt nicht übermäßig ansteigt. Stattdessen kehrt er zu seinem zugrunde liegenden Preistrend zurück. Lokale Konflikte, wie der jüngste zwischen der Hamas und Israel, haben wenig Auswirkungen auf die Finanzmärkte und die Wirtschaft. Genau gegen diese Faktoren sichert sich der Goldpreis in der Regel ab.
Goldpreise in Bewegung: Israel-Konflikt und jüngste Entwicklungen
Der Goldpreis ist seit den jüngsten Gewaltausbrüchen im Nahen Osten gestiegen. Dieser Anstieg erfolgte, nachdem der Goldpreis seit Mitte September um mehr als 5 Prozent gefallen war. Es sollte jedoch daran erinnert werden, dass das Gerede über die Zuflüsse in den sicheren Hafen Gold die Tatsache ignoriert, dass die meisten ETFs, die mit Gold unterlegt sind, in dieser Woche eher gefallen als gestiegen sind. Sogar bei Bullionvault, einer Handelsplattform für Edelmetalle, haben die Anleger seit dem Wochenende, nach größeren Gewinnen im September, wieder verkauft, wenn auch nur in geringem Umfang.
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Aktienmarkt und Gold: Anlegerprioritäten
Erstaunlicherweise scheinen die Anleger trotz der anhaltenden Gewalt durch die Hamas und der allgemeinen geopolitischen Spannungen derzeit mehr auf die Zinserwartungen zu achten als auf die schrecklichen Nachrichten aus Israel und Gaza. Während die Aktienmärkte steigen, ist der Goldpreis in einer anhaltenden Seitwärtsbewegung gefangen. Die Zukunft des Goldes als sicherer Hafen hängt also von vielen Faktoren ab, und die Anleger sollten die Entwicklungen weiterhin aufmerksam verfolgen, rät der Experte.
Goldpreisentwicklung bei geopolitischer Gewalt (in US-Dollar):
Ereignis | Veränderung in % an Tag 1 | Ein Monat später in % |
Hamas-Angriff auf Israel 10/2023 | 1,8 | |
Russland marschiert in die Ukraine 02/2022 | 1,7 | 1,5 |
Russland annektiert die Krim 02/2014 | -0,3 | 0,8 |
Russland in Südossetien 08/2008 | -0,9 | -7,3 |
Libanonkrieg 07/2006 | 3,1 | -3,9 |
Golfkrieg 2 ab März 2003 | -0,7 | 0,4 |
Terroranschlag 11. September 2001 | 5,9 | -1,8 |
Golfkrieg 1991 | 1,1 | -9,3 |
Irak marschiert in Kuwait ein 08/1990 | 2,7 | 1,6 |
Iran-Irak-Krieg 09/1980 | 5,3 | -7,0 |
Sowjetisch-afghanischer Krieg 12/1979 | 8,2 | 40,0 |
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