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„Bei Gold steht uns das Beste noch bevor“ (Interview)
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DAS INVESTMENT: Gold erlebte dieses Jahr eine bemerkenswerte Rally. Was sind die Gründe dafür?
Mirko Ranno: Ich bin darüber selbst überrascht. Hätte man mich vor ein paar Jahren gefragt, wenn die Realzinsen in diesem Tempo steigen, dass wir dann bei Gold über 2.000 US-Dollar stehen, das hätte ich nicht geglaubt. Das war wirklich eine Überraschung. Aber ich glaube, es kommen viele strukturelle Th...
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DAS INVESTMENT: Gold erlebte dieses Jahr eine bemerkenswerte Rally. Was sind die Gründe dafür?
Mirko Ranno: Ich bin darüber selbst überrascht. Hätte man mich vor ein paar Jahren gefragt, wenn die Realzinsen in diesem Tempo steigen, dass wir dann bei Gold über 2.000 US-Dollar stehen, das hätte ich nicht geglaubt. Das war wirklich eine Überraschung. Aber ich glaube, es kommen viele strukturelle Themen zusammen, die das Ganze beflügeln: Zunächst die hohe Inflation, die Verschuldungssituation, die geopolitische Unsicherheit und natürlich auch starke Zentralbankkäufe. Allen voran aus den Schwellenländern, die diese Rally ein Stück weit vorantreiben. Deshalb denke ich: Bei Gold steht uns das Beste noch bevor. Denn wir haben weiterhin hohe Opportunitätskosten, hohe Zinsen und die werden nicht ewig aufrechterhalten bleiben. Dann wird's wirklich spannend.
Das Beste steht uns noch bevor. Sie waren neulich auf der Dubai Precious Metal Konferenz. Herr Stoeferle, sehen Sie das auch so?
Ronald Stoeferle: Ich stimme Mirko Ranno zu. Ich hätte beim Zusammenspiel von Zinsen und Gold ähnlich getippt. Aber das Gold Playbook hat sich verändert, es ist umgeschrieben worden. Ein wesentlicher Grund, das habe ich auf der Konferenz in Dubai gesehen, ist die Tatsache, dass die Notenbanken der Emerging Markets massiv zugekauft haben. Letztes Jahr gab es mit 1.180 Tonnen ein absolutes Allzeithoch an Notenbankkäufen. Auch in den letzten neun Monaten gab es wieder einen Rekord. Vor allem von Notenbanken in Nationen, die in erster Linie, nunja, etwas US-kritisch sind.
Die Ursache liegt natürlich im Februar 2022 mit der Invasion Russlands in der Ukraine und den Sanktionen gegen die russischen Währungsreserven, als der Westen entschieden hat, dass 350 Milliarden an Währungsreserven de facto wertlos sind. Das war ein Wake-up-Call für viele Nationen, ihre Währungsallokation zu überdenken. Und dann benötigt man natürlich eine Währung, die liquide ist, die 24/7 gehandelt wird, die nicht beliebig inflationiert werden kann, die kein Gegenparteien-Risiko hat und dann landet man relativ schnell bei Gold. Insofern glaube ich ist die Nachfrage der Notenbanken mittlerweile zu einem ganz wesentlichen Treiber für den Goldpreis geworden.
Spricht man mit indischen, türkischen, chinesischen oder arabischen Investoren, hat Gold einen ganz anderen Stellenwert als bei uns in der westlichen Welt. Da ist Gold eigentlich die Basis für die Asset Location und nicht wie hierzulande eher so ein Satellite-Investment. Das Zentrum des Goldmarktes geht immer mehr in Richtung Schwellenländer. Wir hier sollten uns gar nicht so wichtig nehmen und von unserem hohen Ross herunterkommen, sondern uns viel genauer anschauen, wie sich die Nachfrage in den Emerging Markets entwickelt.
Zu wichtig sollten wir uns sowieso nicht nehmen. Aber werfen wir noch einmal einen detaillierten Blick auf den Goldpreis: Dieses Jahr gab es einen großen Anstieg, zuletzt tanzte er aber um die Marke von 2.000 US-Dollar. Warum kommt er gar nicht drüber hinaus? Und auch wenn man sich mal die Minenaktien anguckt, da sind einige ganz schön abgesoffen. Woran liegt das?
Ranno: Die 2.000-Dollar-Marke ist keine magische Marke, sondern am Ende einfach ein Widerstand, der überwunden werden muss. Aber auch das ist jetzt geschafft. Wir sehen starke Notenbankaktivitäten, starke physische Käufe und das ist natürlich etwas, was was den Markt bewegt. Aber um Preise zu manifestieren fehlen die ETF-Flows.
Sollten sich der Preis jetzt glaubhaft über den 2.000 US-Dollar bewegen oder vielleicht sogar noch ein bisschen ansteigen, dann sehen wir auch relativ schnell wieder eine Fomo, eine Fear Of Missing Out, die wir von den Aktienmärkten kennen.
Zu den Minenaktien: Das ist ein sehr heterogenes Problemfeld. Natürlich bekommen die Minen auch die gestiegenen Kapitalkosten zu spüren. Wir haben Inflation in Bezug auf die auf die Lohnkosten, die machen bei einer Mine um die 50 Prozent aus. Minen haben teilweise auch ein Stück weit ihre Glaubwürdigkeit verspielt in Bezug auf die Dillusion, also in Bezug auf Verwässerung der Aktionäre. Dann gibt es natürlich auch die ESG-Bestrebungen, die das Umfeld herausfordernder machen. Das ist ein Potpourri, zusätzlich gibt es noch ein negatives Sentiment und nach wie vor geopolitische Schwierigkeiten.
Nehmen wir etwa eine First Quantum Minerals, die eine Mine in Panama betreiben. Dort gibt es gerade landesweite Proteste um die Weiterführung der Mine. Das schlägt sich natürlich massiv in den Aktienkurs nieder. All diese Faktoren sorgen für einen gewissen Stress. Aber wir sind dennoch der Meinung, dass wir weitgehend eine Bodenbildung gesehen haben. Das heißt nicht, dass es nicht noch ein paar Prozentpunkte nach unten gehen kann, aber wir glauben, dass das Schlimmste bereits eingepreist ist. Und wenn der Goldpreis jetzt auf dem Niveau verweilt oder sogar noch etwas steigt, dann fliegen die Free Cash Flow Yields durch die Decke, und dann wird es wieder deutlich deutlich spannender. Aber jetzt in diesem Umfeld der gestiegenen Kosten und Herausforderungen der Branche trennt sich die Spreu vom Weizen. Jetzt geht es wirklich um Quality Mining.
Herr Stoeferle, bevor wir jetzt zu konkret in die Herausforderungen der Minenbetreiber abrutschen: Was macht denn Gold überhaupt so wertvoll? Warum bunkern das die Notenbanken auf der ganzen Welt?
Stoeferle: Wir leben seit dem 15. August 1971 in einem komplett ungedeckten Geldsystem. Das ist eigentlich die Ausnahme, denn davor war Gold eigentlich immer die Deckung für Währungen - mal mehr, mal weniger, es gibt ja unterschiedliche Facetten von Goldstandards. Nun würden einige sagen, es ist eher eine Tradition, dass in den Notenbankkellern Gold gehortet wird, um es überspitzt zu sagen.
Aber wir haben beispielsweise auch bei der Einführung des Euros gesehen, dass ganz offensiv damit geworben wurde, Gold sei ein gewisser Vertrauensanker für die neue Währung. Vor allem für die ältere Generation, die viele Währungswechsel miterlebt haben. Die Tatsache, dass jetzt eben auch Notenbanken in den Emerging Markets massiv zukaufen, hat einerseits immer damit zu tun, dass diese oft auf sehr hohen Dollarbeständen sitzen und etwas diversifizieren wollen, allein aus geostrategischen Gründen. Aber es spielt eben auch eine gewisse Rolle am Verhandlungstisch der Big Guys.
Es ist ja kein Zufall, dass die wesentlichen Player große Bestände haben: Die USA haben 8.000 Tonnen, die Eurozone 11.000 Tonnen, IMF 3000 Tonnen. China hat offiziell ein bisschen mehr als 2000, inoffiziell deutlich mehr. Dazu kommen Türkei, Japan, Polen - viele geostrategisch wichtige Nationen sind Goldhalter beziehungsweise bauen ihre Goldpositionen auf. Das hat eine tiefere Bedeutung als reine Tradition. Der Chef der holländischen Notenbank hat zuletzt auch gesagt: Im Falle einer Währungskrise schafft Gold Vertrauen. Und er hat interessanterweise auch gesagt, dass man im Falle einer Neustrukturierung unseres Geldsystems etwas benötigt, was das Vertrauen in eine neue Währung wiederherstellt.



