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in Gold & EdelmetalleLesedauer: 7 Minuten

Robert Halver über Inflationsängste Gold kämpft gegen die Zinswende

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Und dann gibt es da noch die Kryptowährungen. Da auch sie nicht beliebig vermehrbar wie Geld zur Deckung der Schulden-Welt sind, ist Gold nicht mehr der einzige Stabilitäts-Hecht im Finanz-Teich. Auch sind Kryptos als virtuelle Anlageform „transportfreundlicher“ als physisches Gold. Tatsächlich lief der Bitcoin zuletzt wie geschnitten Brot, während Gold in den Auslagen verkümmerte. Auch in puncto kommerzieller Nutzung scheint der Bitcoin aus der Schmuddelecke zu entkommen.

Neben Gold gibt es ja auch noch Silber, Platin oder Palladium. Diese sind nicht nur Edel-, sondern auch Industriemetalle, die vom Konjunkturaufschwung profitieren. Daneben sind sie unverzichtbar beim Aufbau des 5G-Netzes und der Transformation der Volkswirtschaften Richtung Klimaneutralität.

Angesichts dieser Übermacht an Argumenten scheint das Schicksal von Gold besiegelt zu sein, oder?

Gold erlebt kein Zins-Waterloo

Auf den zweiten Blick sollte die Wehrkraft von Gold nicht unterschätzt werden. Das altbekannte Muster, dass nach steigender Inflation anschließend deutliche Zins- und Renditeerhöhungen folgen, lassen die Notenbanken nicht zu. Wenn US-Notenbankchef Jerome Powell verkündet, dass es mehr als drei Jahre braucht, bis das Inflationsziel erreicht wird, weiß jeder Anleger, dass die Fed die Zins-Pferde nicht scheu machen wird. In das gleiche Horn pustet Christine Lagarde bei der EZB. Auch sie schaut über den kurzfristigen Inflationsberg hinweg, der nach Ablauf der konjunkturellen Nachholeffekte wieder zum Mittelgebirge wird.  

Und dann haben wir noch das „kleine“ Problem der apokalyptischen Überschuldung. Notenbanker müssten unter geistiger Umnachtung leiden, wenn sie mit klaren Zins- und Renditeerhöhungen den finalen Schulden-Crash auslösten.

Grafik 3: Staatsverschuldung der G7 und 10-jährige Durchschnittsrendite (USA, Deutschland, Japan)

Nein, zur Rettung der finanzwirtschaftlichen Vaterländer und des europäischen Corpsgeistes werden Fed und EZB die Weginflationierung von Verschuldung - die Preissteigerung liegt oberhalb der Schuldzinsen - betreiben. Das heißt, keine Leitzinserhöhungen. Daneben kaufen die Notenbanken weiter massiv Schulden auf und lagern sie in ihren Kellern wie Wein. Dass er später wie Essig schmeckt, muss man heute ja noch nicht mitteilen. Die verbalerotischen Stabilitäts-Apelle der Notenbanker mögen an die Strenge eines Kompaniefeldwebels erinnern. Praktisch jedoch sind sie Zins-Pazifisten. Ja, die Geldpolitik von Christine Lagarde erinnert an ein Mariengebet: Patronin voller Güte, uns alle Zeit behüte.

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