


Auch im zweiten Quartal 2023 ging die Nachfrage in Deutschland nach Goldbarren und -münzen deutlich zurück. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Nachfrage um 78 Prozent – und die Verkaufszahlen fielen auf ein 15-Jahres-Tief von 11 Tonnen. Damit verlor Deutschland im ersten Halbjahr seinen Platz unter den Top 5 der führenden Goldmärkte. Zu dem Ergebnis kommt der aktuelle Quartalsbericht des World Gold Council.
Der Einbruch wurde laut der Analysten durch eine Kombination aus begrenzten Käufen und verstärkten Rückverkäufen verursacht. Gründe dafür seien sowohl die gestiegenen Zinssätzen als auch der hohe Euro-Goldpreis. Mit der sinkenden Nachfrage war Deutschland jedoch nicht allein – die gesamte Region Europas verzeichnete einen ähnlich starken Rückgang.
Nachfrage nach Barren und Münzen in den USA auf dem Vormarsch
Im Gegensatz zu Europa nahmen die Investitionen in den USA zu. US-Anleger zeigten im zweiten Quartal großes Interesse an Goldbarren und -münzen, wobei die Nachfrage auf ein 13-Jahres-Hoch von 32,2 Tonnen stieg.
Die Analysten vermuten, dass der Zusammenbruch der SVB und der Signature Bank gegen Ende des ersten Quartals ausschlaggebend war und Anleger dazu veranlasste, physische Edelmetallprodukte zu kaufen. Im Juni zeigte sich jedoch laut der Analysten eine Kehrtwende, da der Aktienmarkt anstieg und die Bankenturbulenzen – zumindest vorerst – eingedämmt zu sein scheinen.
Käufe in China und der Türkei nehmen ebenfalls zu
Barren- und Münzanleger in China kauften im zweiten Quartal 49 Tonnen Gold – was 32 Prozent mehr entspricht, als im Vorjahr. Dies führen die Analysten weitgehend auf das schwache zweite Quartal 2022 zurück, als die Corona-Pandemie den Kauf physischer Barren und Münzen verhinderte.
Eine weitere Verfünffachung der vierteljährlichen Barren- und Münznachfrage in der Türkei führte dazu, dass die Gesamtmenge im ersten Halbjahr 98 Tonnen erreichte. Im zweiten Quartal stieg die Nachfrage damit sprunghaft auf 48 Tonnen, verglichen mit einem Fünfjahresdurchschnitt von nur 20 Tonnen. Die Gründe für die starke Nachfrage in dem Land seien: Eine galoppierende Inflation, eine lockere Geldpolitik, dazu eine schwache Währung und eine heiß umkämpfte Präsidentschaftswahl.
Die indische Barren- und Münznachfrage blieb dagegen mit einem Rückgang von 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr mit knapp 30 Tonnen konstant. Im längerfristigen Vergleich war die Nachfrage deutlich schwächer und lag 10 Prozent unter dem fünfjährigen Quartalsdurchschnitt von 40 Tonnen.
Zentralbankkäufe treiben Nachfrage
„Die Rekordnachfrage der Zentralbanken hat den Goldmarkt im letzten Jahr dominiert, und trotz einer Verlangsamung im zweiten Quartal unterstreicht dieser Trend die Bedeutung von Gold als sicherer Hafen inmitten anhaltender geopolitischer Spannungen und schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen auf der ganzen Welt“, kommentiert Louise Street vom World Gold Council.
Die weltweite Goldnachfrage (ohne OTC) sank im zweiten Quartal um 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 921 Tonnen, obwohl die Gesamtnachfrage (einschließlich OTC) um 7 Prozent im Vorjahresvergleich stieg.
Das gesamte Goldangebot lag letztendlich im zweiten Quartal mit 1.255 Tonnen um 7 Prozent höher als im Vorjahr.