Wertsteigerung oder Stabilität Gold versus Krypto: Die Zukunft des Edelmetalls in einer digitalen Welt
Wertsteigerung versus Wertstabilität
Denn anders als bei Gold liegt das Hauptziel bei einer Anlage in Kryptowährungen in – teils exorbitanten und raschen – Wertsteigerungen, während man bei Gold meist auf Wertstabilität und einen sicheren Hafen setzt. Niemand hat dort etwas gegen ein Plus – die in den vergangenen Jahren teilweise sogar zweistellig waren.
Dass Kryptowährungen dezentral, glaubensbasiert und virtuell gleichermaßen sind, kann auch eine fatale Mischung sein. Selbstverständlich hat der dezentrale Charakter seinen Charme. Doch für eine Anlageklasse, die rein wegen des schieren Glaubens an ihren Wert existiert, bedeutet dies auch: Es gibt keinen Verantwortlichen.
Wer jetzt sagt, den gibt es bei Gold auch nicht, hat Recht und Unrecht zugleich. Gold ist ein Rohstoff und deshalb gibt es keine zentrale Institution, die ihn herausgibt. Doch gleichzeitig existieren eine Vielzahl von Regeln und Sicherheitsmechanismen sowie weltweite Organisationen, die sich von Qualität, über Herkunft bis Preisbestimmung um deren Einhaltung kümmern.
Zudem hat der Glaube an den Wert des Goldes eine feste Basis – nämlich seine Jahrtausende alte Leistungs- und Erfolgsbilanz. Die Beständigkeit von Gold ist erwiesen, quer durch alle Kriege, Krisen und Gesellschaftsexperimente hindurch.
Hinzukommt der Punkt, der in meinen Augen am meisten den hohen Wert garantiert: Gold hat aufgrund seiner chemisch-physikalischen Eigenschaften etliche praktische Anwendungsgebiete in der Industrie. Vor allem aber dient Gold als Schmuck und sorgt für eine stetige reale Nachfrage jenseits der Geldanlage – in unserem Kulturkreis, mehr noch im Orient, besonders aber in Indien und China.
Gold und Bitcoin in einem Anlagevehikel
Krypto oder Gold? Wer sich trotz der Argumente nicht entscheiden mag, kann gleich auf beides zurückgreifen – und dies in einem einzigen Finanzprodukt. Im Jahr 2020 hat die Liechtensteiner Fondsgesellschaft Incrementum einen Fonds nur mit Gold und Bitcoin aufgelegt: den Incrementum Digital & Physical Gold (ISIN: LI0387334563).
Einer der Gründer, Ronald-Peter Stöferle, sieht Gold und Bitcoin als „Brüder im Geiste“ – und sagt: „Im Endeffekt ist der Bitcoin aber nach wie vor ein brutales Risk-on-Asset. Er korreliert mit der Risikoneigung. Gold hat einen 5.000 Jahre alten Leistungsausweis.“ Daher sind die Kräfteverhältnisse in dem Fonds auch klar verteilt: Drei Viertel der Gelder sind in Gold angelegt, der Rest in Bitcoin.
Fazit
Die Beziehung zwischen Kryptowährungen und Gold ist – obwohl historisch kurz – bereits komplex. Eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst ihr Wechselspiel, darunter:
- die jeweilige Marktdynamik,
- die globale Wirtschafts- und politische Lage und
- die öffentlichen Darstellung von Risiken und Chancen.
Als Technologie und Verrechnungswerkzeug für Transaktionen sind Kryptowährungen – und die dahinterstehenden Blockchains – vielversprechend. Wer allerdings auf Wertsteigerungen setzt, muss mit heftigen Kurskapriolen rechnen. Ich halte daher einen sehr kleinen Anteil von Kryptowährungen am Gesamtportfolio für nicht ganz abwegig, auch wegen der so wichtigen Diversifizierung. Wer sich des Risikos bewusst ist, kann an diesem Trend mitverdienen – oder es zumindest versuchen.
Jede Investmentklasse hat spezifische Eigenschaften und dazugehörige Anlagemotive, darunter auch regelmäßige Einnahmen. Gold kann nicht alle diese Zwecke und Funktionen abdecken, wird gerade aber in der Krise und langfristig seiner Funktion als Stabilitätsanker gerecht. Daher gehört das Edelmetall zu mindestens 10 Prozent in jedes Portfolio – auch mehr ist möglich. Denn es ist beständig, tragbar, teilbar, austauschbar und verfügt über einen ihm innewohnenden Wert. Seit Ewigkeiten.
Über den Autor:
Ronny Wagner ist Gründer des Vereins Schule des Geldes. Zudem ist