Edelmetall-Experte Ronald-Peter Stöferle
Welchen saisonalen Schwankungen der Goldpreis unterliegt
Ronald P. Stöferle ist Partner bei Incrementum und dort für Research und Portfolio-Management zuständig. Foto: Incrementum
Gold gilt als krisensicheres Investment. Aber auch hier gibt es saisonale Schwankungen im Preis. Ronald-Peter Stöferle erklärt, welche das sind.
Es mag tatsächlich überraschend klingen: Selbst auf dem Goldmarkt, der eine ähnlich hohe Liquidität aufweist wie der Markt für US-Treasuries, bestehen deutliche saisonale Anomalien. Diese zeigen sich als ungewöhnlich gute oder ungewöhnlich schlechte Renditen in einem bestimmten Zeitfenster.
Zahlreiche Studien haben jedoch gezeigt, dass Kalenderanomalien dazu genutzt werden können, überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Manche Kalenderanomalien sind nur von kurzer Dauer, andere sind langfristiger und beziehen sich auf Zeiträume von mehreren Monaten. Einige dieser Kalenderanomalien bei Goldinvestments sind die folgenden:
Der Goldpreis im Jahresverlauf
Betrachtet man den Goldpreis an jedem einzelnen Tag des Jahres über viele Jahre hinweg, ergibt sich ein Muster von Zeitfenstern, in denen der Goldpreis überdurchschnittliche Zugewinne verbucht. Die allgemeine Tendenz ist aufsteigend, schließlich hat der Goldpreis in den vergangenen 15 Jahren insgesamt um mehr als 140 Prozent oder durchschnittlich 6,1 Prozent pro Jahr zugelegt.
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Es mag tatsächlich überraschend klingen: Selbst auf dem Goldmarkt, der eine ähnlich hohe Liquidität aufweist wie der Markt für US-Treasuries, bestehen deutliche saisonale Anomalien. Diese zeigen sich als ungewöhnlich gute oder ungewöhnlich schlechte Renditen in einem bestimmten Zeitfenster.
Zahlreiche Studien haben jedoch gezeigt, dass Kalenderanomalien dazu genutzt werden können, überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Manche Kalenderanomalien sind nur von kurzer Dauer, andere sind langfristiger und beziehen sich auf Zeiträume von mehreren Monaten. Einige dieser Kalenderanomalien bei Goldinvestments sind die folgenden:
Der Goldpreis im Jahresverlauf
Betrachtet man den Goldpreis an jedem einzelnen Tag des Jahres über viele Jahre hinweg, ergibt sich ein Muster von Zeitfenstern, in denen der Goldpreis überdurchschnittliche Zugewinne verbucht. Die allgemeine Tendenz ist aufsteigend, schließlich hat der Goldpreis in den vergangenen 15 Jahren insgesamt um mehr als 140 Prozent oder durchschnittlich 6,1 Prozent pro Jahr zugelegt.
Deutlich ist anhand des folgenden Charts zu erkennen, dass für den Goldpreis im letzten Drittel des Dezembers eine Phase deutlicher Zugewinne beginnt, die bis Anfang April anhält. Einen zweiten Schub erhält der Goldpreis Ende Juli, der bis Anfang September fortdauert.
In den Zwischenphasen bewegt sich der Goldpreis tendenziell leicht beziehungsweise etwas stärker abwärts. Diese ungleiche Entwicklung im Jahresverlauf hängt unter anderem mit kulturell und religiös geprägten Nachfrageschwankungen zusammen wie der Hochzeitssaison in Indien und dem hinduistischen Diwali-Fest.
Der Wochentags-Effekt
Nicht alle Tage sind gleich. Das zeigt eine der berühmtesten Kalenderanomalien: der Wochentags-Effekt. Dieser beruht auf der Beobachtung, dass die Renditen von Vermögenswerten an einigen Wochentagen, in der Regel am Freitag, deutlich höher und an anderen Tagen, in der Regel am Montag, deutlich niedriger sind.
So verzeichnete der GLD, das ist der SPDR Gold Shares ETF, der zu 100 Prozent mit physischem Gold hinterlegt ist und somit die Goldpreisentwicklung abbildet, im Zeitraum 12/2004 bis 12/2023 an jedem Wochentag mit Ausnahme des Montags eine positive Durchschnittsrendite. Die durchschnittliche Montagsrendite beläuft sich dagegen auf -0,01 Prozent. Die höchsten durchschnittlichen Renditen von 0,11 Prozent wurden dagegen an Freitagen registriert.
Diese Erkenntnis ist für einige langfristige Anlagestrategien kaum von Bedeutung, kann jedoch für den kurzfristigen Handel nützlich sein. So hat der GLD seit seiner Auflegung bis Ende 2023 eine Rendite von 330,8 Prozent erzielt. Mit einer einfachen Strategie, die darin besteht, den Montag zu meiden, das heißt nur während der restlichen Woche in GLD investiert zu sein, ließe sich die Rendite auf 412,1 Prozent steigern.
Noch deutlicher ist dieser Effekt bei den beiden Goldminen-ETFs GDX (Vaneck Gold Miners ETF) und GDXJ (Vaneck Junior Gold Miners ETF) verzeichneten seit ihrer Auflegung hingegen einen Verlust von 16,7 Prozent beziehungsweise 62,8 Prozent. Würde man den Montag meiden, würde sich der Verlust von 16,7 Prozent in einen Gewinn von 204,2 Prozent verwandeln beziehungsweise sich der Verlust von 62,8 Prozent auf 38,1 Prozent reduzieren.
Der Monat-des-Jahres-Effekt (Januar-Effekt)
Der Monat-des-Jahres-Effekt bedeutet, dass in einem bestimmten Monat des Jahres ungewöhnlich hohe oder niedrige Renditen zu verzeichnen sind. Beim GLD ist ein ausgeprägter Januar-Effekt zu erkennen, denn die durchschnittliche Rendite im in diesem Monat liegt bei 3,312 Prozent. Auch in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit positiver Renditen ist der Januar der erfolgreichste Monat, denn von 19 Januaren waren 13 positiv.
Der am wenigsten erfolgreiche Monat über den untersuchten Zeitraum war der März mit 14 negativen Ereignissen in 19 Jahren. Allerdings ist die durchschnittliche Märzrendite von -0,344 Prozent nur die drittniedrigste, denn Mai und September weisen durchschnittliche Renditen von -0,537 Prozent beziehungsweise -0,665 Prozent auf.
Der Halloween-Effekt
Der Halloween-Effekt, der auch als „Sell in May and Go Away“- oder „Sell in May and Return after Halloween“-Effekt bekannt ist, beruht auf der Beobachtung, dass die Märkte im Winterhalbjahr, das heißt etwa zwischen Ende Oktober und Anfang Mai, tendenziell besser abschneiden als im Sommerhalbjahr.
Die Ergebnisse der Untersuchung des Halloween-Effekts sehen überzeugend aus. Die durchschnittlichen Renditen in den Wintermonaten (November bis April) sind deutlich höher als die durchschnittlichen Renditen in den Sommermonaten (Mai bis Oktober).
Im Fall des GLD wurde in den Sommermonaten eine durchschnittliche Rendite von 1,39 Prozent verzeichnet, während in den Wintermonaten eine durchschnittliche Rendite von 8,10 Prozent erzielt wurde.
Beim GDX belief sich die Performance im Sommerzeitraum auf -4,00 Prozent, verglichen mit einer durchschnittlichen Rendite von 8,99 Prozent im Winterzeitraum. Beim GDXJ lag die Rendite im Schnitt bei -5,51 Prozent beziehungsweise 3,44 Prozent. Das bedeutet, dass die Unterschiede zwischen der Sommer- und der Winterperiode 6,71 (GLD), 12,99 (GDX) und 8,95 (GDXJ) Prozentpunkte betragen. In allen drei Fällen fällt die Differenz zugunsten der Winterperiode aus.
Fazit
In manchen Märchen muss der Zauber zu einem bestimmten Zeitpunkt und unter ganz bestimmten Bedingungen ausgeführt werden, damit er wirkt. Bei Kalenderanomalien ist die Situation ähnlich. Glücklicherweise muss sich ein Anleger nicht mit seinem Laptop um Mitternacht bei Vollmond mitten in einen Wald begeben, um den Handelsauftrag zu bestätigen. Es genügt, einigen Mustern zu folgen, die im Laufe der Jahre beobachtet wurden – und obwohl der Grund für ihre Existenz nicht ganz klar ist, zeigen die Daten, dass sie durchaus ihre Berechtigung haben.
Die wahrscheinlich einfachste Möglichkeit, eine Kalenderanomalie auszunützen, ist die Konzentration auf den Halloween-Effekt. Es genügt, Gold oder Goldaktien Ende Oktober zu kaufen und sie Ende April zu verkaufen. In der restlichen Zeit kann das Geld auf dem Sparbuch gehalten werden, was eine gewisse zusätzliche Rendite bringt. Es wird von nur zwei Transaktionen pro Jahr ausgegangen, was bedeutet, dass die Transaktionskosten vernachlässigbar sein dürften.
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