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Gold-Rally: Viel Bares für Rares

Die guten Nachrichten sind bei den meisten Verkäufern noch gar nicht angekommen. Wer bei der TV-Show „Bares für Rares“ derzeit goldenen Schmuck veräußern will, wird oft schon vom hohen Materialwert seiner Preziose überrascht. Das ist auch kein Wunder, zieht doch der Preis des Edelmetalls seit Monaten mit enormer Geschwindigkeit an.
Goldpreis startet rasanten Höhenflug
Mitte Mai müssen Interessier...
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Die guten Nachrichten sind bei den meisten Verkäufern noch gar nicht angekommen. Wer bei der TV-Show „Bares für Rares“ derzeit goldenen Schmuck veräußern will, wird oft schon vom hohen Materialwert seiner Preziose überrascht. Das ist auch kein Wunder, zieht doch der Preis des Edelmetalls seit Monaten mit enormer Geschwindigkeit an.
Goldpreis startet rasanten Höhenflug
Mitte Mai müssen Interessierte für eine Feinunze 2.363 US-Dollar aufbringen, umgerechnet 2.182 Euro, seitdem läuft es eher seitwärts. Damit hat sich der gefragte Rohstoff aber allein seit Beginn dieses Jahres um rund 15 Prozent verteuert. „Der Markt befindet sich in einer gesunden Aufwärtsbewegung. Zunehmend steigen auch spekulative Anleger ein“, berichtet Martin Siegel, der seit 2011 die Geschäfte des in Bad Salzuflen ansässigen Fondsanbieters Stabilitas leitet und die hauseigenen Edelmetallfonds lenkt.
Von einer Übertreibung will auch Ned Naylor-Leyland, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management und ebenfalls erfahrener Experte für Investments in edle Metalle, nichts wissen: „Der Ausbruch des Goldpreises über die Marke von 2.150 US-Dollar im März dieses Jahres läutete einen neuen Bullenmarkt ein.“ Und dieser soll offenbar die Zuwächse der vergangenen Jahre noch deutlich in den Schatten stellen können: „Darauf habe ich 20 Jahre gewartet“, betont der Profi-Investor. Tatsächlich stecke der Goldpreis sogar schon seit 1980 in einem langfristigen Bärenmarkt gegenüber dem US-Dollar, lediglich unterbrochen von einigen zyklischen Aufwärtsbewegungen.

Ganz falsch scheinen die beiden Branchenkenner nicht zu liegen, auch nach der Bekanntgabe der US-Inflationsdaten für den April dauert der preisliche Aufwind für Gold an. Die Verbraucherpreise sind in den USA etwas weniger stark gestiegen als in den Monaten zuvor, was die Marktteilnehmer erleichtert aufgenommen haben, da sie nun wieder auf rasche Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank Fed hoffen können. Infolgedessen sanken US-Anleiherenditen und der Wechselkurs des US-Dollars.
„Von diesen Vorgaben profitiert Gold als zinslose Anlage“, erklärt Carsten Fritsch, Researcher der Commerzbank. Der kurze Absacker Ende April bis Anfang Mai, als der Goldpreis binnen weniger Tage um mehr als 100 US-Dollar fiel, sei damit längst wieder ausgeglichen. Die Zinsfrage allein könne allerdings die Preisstärke von Gold eigentlich nicht erklären, so Fritsch: „Zumal die Erwartung von Zinssenkungen noch immer deutlich geringer ausfällt als zu Jahresbeginn.“

Den wichtigsten Faktor erkennen Experten in der massiven Nachfrage einiger Zentralbanken. Dem World Gold Council zufolge lagen die Käufe allein im ersten Quartal 2024 bei nicht weniger als 290 Tonnen, seit Beginn der Aufzeichnungen 2010 Rekordmenge in einem Auftaktvierteljahr. Der Goldhunger bewirkte, dass die einst negative Korrelation zwischen Realzins und Goldpreis ab 2020 zusammenbrach. Zuvor haben steigende Zinsen die Goldnachfrage meist gesenkt, da das Edelmetall Anlegern keine Zinsen bringt, dafür aber Opportunitätskosten.
Ganz vorn bei den Preistreibern verorten Experten nun die chinesische Zentralbank, auch wenn die von der People´s Bank of China ausgewiesenen Daten jüngst ein nachlassendes Engagement auf dem Goldmarkt belegten, wie Fritsch sagt. Zugleich werfen die Währungshüter der Volksrepublik große Mengen Staats- und Hypothekenanleihen der USA auf den Markt, wie die Daten des dortigen Finanzministeriums bestätigen.
Deren Wert soll rund 50 Milliarden Euro im ersten Quartal betragen haben, sagt Fritsch: „Dies könnte darauf hindeuten, dass China seine Devisenreserven diversifiziert.“ Wenn ein Teil der Erlöse für Goldkäufe verwendet werden sollte, so der Commerzbank-Researcher, hätte das bereits einen erheblichen Einfluss auf die Goldnachfrage: „Der Betrag würde beim aktuellen Goldpreis einem Gewicht von gut 690 Tonnen Gold entsprechen.“
Wie enorm diese Menge wäre, macht der Blick zurück auf 2023 klar, als Chinas Zentralbank mit 225 Tonnen Gold bereits der größte Käufer weltweit war. Zum Jahresbeginn stand die gesamte Goldreserve des Landes damit bei 2.235 Tonnen. Zum Vergleich: Die Deutsche Bundesbank verfügt über 3.353 Tonnen und belegt den zweiten Rang der größten Goldhüter. Ganz oben thronen mit weitem Abstand die Vereinigten Staaten, deren Goldvorrat 8.134 Tonnen wiegt.

Dass es weniger die privaten Akteure sind, die den Goldpreis nach oben katapultieren, bestätigen auch die Absatzzahlen auf dem Fondsmarkt. Dort steht nämlich ein Minus für Anlagestrategien zu Buche, die direkt oder indirekt einen Großteil ihres Fondsvermögens auf Gold setzen.
Das bedeutet, Anleger haben überwiegend Fondsanteile verkauft, anstatt mehr Kapital zu investieren. Konkret floss etwa aus Aktienfonds, die sich auf Goldproduzenten konzentrieren, seit Jahresbeginn knapp eine halbe Milliarde Euro ab. Noch weit heftiger traf es Rohstofffonds mit Edelmetall-Universum: Dort gaben Investoren im gleichen Zeitraum Fondsanteile im Wert von mehr als 5 Milliarden Euro zurück.
Die Gold-Rally der vergangenen Monate sei nicht von institutionellen Investoren angeschoben, bestätigt Siegel, denn auch die für diese Zielgruppe konzipierten und mit Gold gedeckten ETFs würden weiterhin Abflüsse verzeichnen. Auch der Stabilitas-Chef glaubt, dass andere Käufer den Preis stattdessen beeinflussen, und nennt zuvorderst nicht-westliche Zentralbanken, die sich mit Goldkäufen vor Sanktionen schützen wollen, wie sie die USA und die EU derzeit etwa Russland auferlegen.
Hier finden Sie alle Gold-Rohstofffonds in der Übersicht
Hier finden Sie alle Gold-Aktienfonds in der Übersicht
Wer keine goldene Preziose auf dem Dachboden oder im Keller findet, kann am Aufwärtstrend des zeitlosen Edelmetalls für gewöhnlich auch mit geschickten Investments teilhaben. Dabei sollten Anleger diesmal allerdings genau hinschauen, denn bislang haben sich nicht alle Anlagemöglichkeiten, die etwas mit Gold zu tun haben, auch als glänzende Chance entpuppt. So können weder die Gruppe der Goldminen-Aktienfonds im Schnitt noch Minenaktien-Indizes wie Arca Goldbugs mit dem Wertzuwachs von Gold mithalten. Im Gegenteil: Während diese Goldaktien-Investments auf Sicht von drei Jahren im Minus landen (siehe Grafik), hätte der direkte Goldkauf ein Plus von mehr als 25 Prozent gebracht.
Minenaktien mit Kurschancen
Noch machen aber viele Investoren einen großen Bogen um Edelmetall-Aktienfonds. „Doch die Stimmung dreht gerade“, meint Naylor-Leyland. Mit günstigen Einstiegskursen und dem richtigen Riecher lasse sich nun der nächste Bullenmarkt reiten.
Enormes Aufholpotenzial macht der Jupiter-Goldfachmann vor allem bei den Minenaktien aus, gerade weil Börsianer sie jüngst eher missachtet haben: „Die Bewertungen von produzierenden Goldunternehmen liegen gerade einmal beim 1,2- bis 1,6-Fachen des Nettoinventarwerts. Entwicklungsprojekte kommen sogar nur auf das 0,1- bis 0,7-Fache.“ Das sei viel zu niedrig und spiegele in keiner Weise die hervorragenden Perspektiven wider, ist Naylor-Leyland überzeugt. Neben den niedrigen Bewertungen spreche auch das Momentum für Goldaktien: „Die Menschen suchen derzeit einen Grund, wieder in die Branche einzusteigen.“
Ein passendes Vehikel steht mit Neylor-Leylands Aktienfonds Jupiter Gold & Silver (ISIN: IE00BYVJR809) zum Einsteigen bereit. Um überdurchschnittlich von einem neuen Goldrausch zu profitieren, sucht der Fondsmanager nach eigenem Bekunden zuvorderst aussichtsreiche Minenprojekte, die sich noch im Entwicklungsstadium befinden und damit ein größeres Performance-Potenzial als bereits produzierende Unternehmen haben. Neylor-Leylands aktueller Favorit ist der australische Goldsucher De Grey Mining, mit 6,9 Prozent Portfolioanteil größte Position des Fonds.
Dieses Vorgehen führt zu 11,9 Prozent Rendite auf Fünfjahressicht und erreicht das Ziel, besser als die Peergroup im Mittel abzuschneiden, die 11,7 Prozent jährliches Plus schafft. Trotz des Faibles für Produktionsstätten im Frühstadium schwankt der Anteilspreis verglichen mit dem Rest dieser Fondskategorie wenig. Die Volatilität von 32,8 Prozent auf Sicht von fünf Jahren ist für einen Aktienfonds hoch, unter den Goldfonds aber eine der stabilsten Wertentwicklungen. Der Jupiter Gold &Silver gehört zudem zu den absatzstärksten Angeboten unter den Top-Performern. Das Fondsvermögen beträgt 730 Millionen Euro, lediglich der Blackrock World Gold (ISIN: LU0055631609) hütet mit 3,9 Milliarden Euro mehr Kundengeld.
Der Stabilitas Pacific Gold + Metals (ISIN: LU0290140358), den Siegel bereits seit 2007 unter seinen Fittichen hat, hat 138 Millionen Euro verwaltetes Vermögen. Auf Sicht von fünf Jahren landet der Fonds ebenso knapp vor dem Peergroup-Schnitt, aber die langfristige Performance von 275 Prozent Plus über zehn Jahre dürfte wenige Anleger enttäuscht haben. Das entspricht einer jährlichen Rendite von mehr als 14 Prozent, eines der besten Ergebnisse unter den Top-Fondsangeboten. Auch kurzfristig auf Sicht eines Jahres glänzt der Fonds: Mit 6,8 Prozent Wertsteigerung können nur wenige Wettbewerber mithalten (siehe Tabelle ).

Das große Aufwärtspotenzial von Goldminenaktien sei damit jedoch keineswegs erschöpft, sagt Siegel. Fachkräftemangel, zunehmende Explorationskosten und mehr Abgaben lassen zwar die Produktionskosten steigen, die Unternehmensergebnisse schätzt Siegel aber als „sensationell“ ein. Zudem seien die bisherigen Kurszuwächse noch viel zu niedrig, Investments in Goldminen sollten dank des Aktienmarkthebels deutlich besser als das Edelmetall selbst performen.
Hochprozentiges Rechenbeispiel
Ein Beispiel: Fördert eine Goldmine eine Feinunze mit 1.000 Euro Kosten und einem Wert von 2.000 Euro, bleibt ein Gewinn von 1.000 Euro. Sollte der Goldpreis nun um 25 Prozent auf 2.500 Euro klettern, kann der Minenbetreiber pro Feinunze 1.500 Euro einnehmen. Der Gewinn des Produzenten steigt also um 50 Prozent, doppelt so hoch wie der Preis des Metalls. „Eigentlich müssten sich die Aktienkurse auch verdoppeln“, erklärt Fondsmanager Siegel.
Normalerweise würden Minenaktien sogar vor dem Goldpreis durchstarten, denn „Investmentbanken und Hedgefonds investieren vorab in diese Werte und decken sich erst danach mit Gold ein“. Aktuell fehlt aber schlicht noch das Interesse vieler Investoren, wie etwa der Rohstoffindex S&P GSCI Total Return zeigt, der gegenüber dem US-Aktienindex S&P 500 momentan stärker untergewichtet ist als jemals zuvor. Joachim Berlenbach ist Gründer, Chef und Portfoliomanager des auf Rohstoffförderer spezialisierten Fondsanbieters Earth Resource Investments und wie seine Kollegen überzeugt, dass die Aktien der Minenbetreiber enormes Aufholpotenzial besitzen: „Der Zeitpunkt ist ideal, in Rohstoffaktien zu investieren.“
Sein Earth Gold UI (ISIN: DE000A0Q2SD8) hat allerdings auch in der jüngeren Vergangenheit bereits weit besser als die Edelmetallbranche abgeschnitten. Auf Sicht von fünf Jahren steigerte der 184 Millionen Euro schwere Fonds seinen Wert um 20,4 Prozent jährlich.
Der Blick in die Portfolios offenbart auch unter den renditestarken Fonds große Unterschiede. Während beispielsweise der Stabilitas Pacific Gold + Metals regional rund 60 Prozent in Australien und knapp 30 Prozent in Kanada investiert, macht es der Earth Gold UI nahezu umgekehrt: Dort stehen 80 Prozent kanadische Minenbetreiber weniger als 10 Prozent Produzenten aus Down Under gegenüber. Berlenbachs Top-Investment ist die in Vancouver ansässige Eldorado Gold mit 6,3 Prozent Portfolioanteil.
Die liegt auch im Portfolio des 2005 gestarteten Konwave Gold Equity (ISIN: LU0223332320) weit vorn, das die Fondsmanager Erich Meier und Walter Wehrli regional ähnlich dem Earth Gold UI strukturieren. Noch mehr Fondsvermögen haben die beiden aber in die Aktien von Pan American Silver gesteckt. Silberproduzenten finden sich in zahlreichen Goldaktienfonds, selbst wenn deren Namen keinen ausdrücklichen Hinweis darauf geben. Gold steht als Freudenspender für Anleger zurzeit nämlich keineswegs allein da, andere Edelmetalle zogen preislich ebenfalls ordentlich an. So stieg beispielsweise der Silberpreis mit knapp 32 Euro je Feinunze auf ein Niveau, das dieser seit zehn Jahren nicht mehr erreichen konnte. Platin erreichte immerhin den höchsten Stand seit zwölf Monaten mit 1.075 US-Dollar je Feinunze.
Die im Schweizer Herisau ansässige Konwave nimmt für sich in Anspruch, mit dem Konwave ESG Gold Equity als weltweit erster Fondsmanager im Februar 2020 einen nachhaltigen Goldminenfonds gestartet zu haben. Allerdings hängt dieser auch mehr als vier Jahre nach Auflegung noch 8,4 Prozent im Minus. Da liefert das konventionelle Flaggschiff des Hauses schon ganz andere Ergebnisse: 22,3 Prozent beträgt dort der jährliche Wertzuwachs auf Sicht von fünf Jahren. Wer als Anleger kontinuierlich seit Mai 2019 investiert war, kann sich also über ein Plus von 174 Prozent freuen. Das dürfte auch die Profite der meisten Bares-für-Rares-Goldverkäufer locker toppen.
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