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Vermögensverwalter Marco Herrmann Gold – trotz Krisen fehlt noch der Glanz

Der Goldpreis ist in diesem Jahr gerade einmal um drei Prozent gestiegen. Das ist enttäuschend, denn die geopolitischen Krisen und das Niedrigzins-Umfeld müssten das Edelmetall eigentlich unterstützen. Vor allem die anhaltenden Handelsstreitigkeiten der USA mit China und auch der EU, das Brexit-Theater und andere geopolitische Störfeuer haben das Wachstum der Weltwirtschaft ausgebremst.

Die großen Notenbanken wie Fed, EZB die chinesische PBoC oder die Bank of Japan reagieren mit Zinspausen und Liquiditätsspritzen. Damit ist die geldpolitische Trendwende schon wieder vorbei, bevor sie eigentlich richtig begonnen hat. Von einer Normalisierung der Zinslandschaft sind wir wieder meilenweit entfernt. Im Gegenteil: Die Marktteilnehmer erwarten weitere geldpolitische Stimulantia.

Marco Herrmann 

Da die Zinsen bereits sehr niedrig sind (und damit der Spielraum der Notenbanken begrenzt ist), wird sich sehr wahrscheinlich auch die Fiskalpolitik an der Unterstützung der lahmenden Wirtschaft beteiligen – und das, obwohl in vielen Ländern die Staatsverschuldung bereits über 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt – zum Beispiel in den USA, der größten Volkswirtschaft der Welt.

Schlechter als Aktien?

Ein Blick in den Rückspiegel revidiert einige gängige Annahmen zum Goldpreis. Allerdings sind längere Performance-Vergleiche bei dem Edelmetall nur eingeschränkt möglich, weil es im zurückliegenden Jahrhundert immer wieder Goldbesitzverbote gab. Erst ab Anfang der 70er Jahre hat sich wieder ein freier Goldhandel entwickelt.

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In den vergangenen knapp 50 Jahren erzielte Gold eine jährliche Steigerung von 7,7 Prozent in US-Dollar, aber nur rund sechs Prozent in Euro (beziehungsweise D-Mark). Erstaunlich ist, dass das gerne als sicherer Hafen bezeichnete Metall dabei ordentliche Schwankungen erlebte, die bei rund 19 Prozent pro Jahr lagen. Die vielfach als riskant gescholtenen Aktien liegen im gleichen Zeitraum nur bei einer Volatilität von rund 15 Prozent, erzielten jedoch dabei Renditen von acht Prozent per annum (Dax und S&P500).

Steigende Nachfrage, aber noch höheres Angebot

Gemäß dem Jahresbericht des World Gold Council hat sich 2018 die Goldnachfrage weltweit um vier Prozent auf 4.345 Tonnen erhöht. Sie erreichte damit aber nur den Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.

Aufmerksamkeit brachte die Schlagzeile: „Größte Goldnachfrage von Zentralbanken seit 50 Jahren“. Mit 650 Tonnen stieg deren Nachfrage um satte 74 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dieser Trend setzt sich auch 2019 fort. Besonders stark ist Russland (264 Tonnen) engagiert. Aber auch China, Kasachstan, Kolumbien und Qatar finden sich unter den Käufern. Weiter positiv ist auch die Nachfrage von ETFs, die im zurückliegenden Jahr 112 Tonnen kauften, das ist jedoch 67 Tonnen weniger als 2017. Insgesamt kommt zurzeit der Goldpreis nicht weg vom Fleck, weil eben auch das Angebot weiter hoch bleibt und beispielsweise 2018 die Nachfrage um 145 Tonnen überschritten hat.