In den USA Gold vermehrt als Schutz vor Inflation gefragt
In den USA ist die Inflation im Oktober deutlich stärker gestiegen als erwartet. Gemäß Daten des US-Arbeitsministeriums lag die Teuerungsrate bei 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr und bei 0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat. Dies ist das höchste Niveau seit 31 Jahren.
Die in Reaktion darauf stark gestiegenen US-Anleiherenditen wurden durch höhere Inflationserwartungen teilweise aufgefangen – mehr und mehr Marktteilnehmer glauben offenbar nicht mehr daran, dass die hohe Inflation nur vorübergehend ist –, so dass die Realrendite nur leicht auf minus 1,16 Prozent gestiegen ist. Nach einer ersten negativen Reaktion ist Gold kräftig auf zeitweise knapp 1.870 US-Dollar je Feinunze geklettert.
Dies ist der höchste Stand seit fünf Monaten. Gold in Euro gerechnet hat erstmals seit einem Jahr die Marke von 1.600 Euro je Feinunze überwunden. Gold ist also klar als Schutz gegen Inflation gefragt und wird seiner Eigenschaft als wertstabile Anlage gerecht. Selbst die ETF-Anleger haben sich dem nicht verschlossen und zumindest zaghaft Bestände aufgebaut: Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten Zuflüsse von 1,8 Tonnen.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Es stellt sich allerdings die Frage, ob Gold dieses Preisniveau halten beziehungsweise weiter steigen kann. Denn der Druck auf die US-Notenbank Fed wird kontinuierlich größer, die Geldpolitik restriktiver zu gestalten. Die Zinserwartungen sind laut Fed Fund Futures deutlich gestiegen, so dass Gold von dieser Seite Wind entgegenweht.
Im späten Handel hat Gold bereits einen Teil seiner Gewinne abgegeben. Es notiert nun bei gut 1.850 Dollar je Feinunze. Grund dafür sind der oben beschriebene Anstieg der Anleiherenditen und vor allem der feste US-Dollar. Der handelsgewichtete Dollar-Index ist auf den höchsten Stand seit Juli letzten Jahres gestiegen. Im Fahrwasser von Gold hat vor allem Silber zugelegt. Es ist zeitweise und erstmals seit gut drei Monaten über die Marke von 25 Dollar je Feinunze gestiegen.
Über den Autor:
Daniel Briesemann ist Analyst für Edel- und Industriemetalle, und bei der Commerzbank tätig.