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Vermögensverwalter Burkhard Wagner Die neuen Goldenen Zwanziger

Schiffsreise 1928
Schiffsreise 1928: Goldene 20er-Jahre halten Experten auch in diesem Jahrhundert für möglich | Foto: imago images/ Leemage

Zuvor gingen die Menschen durch die Hölle. Den 1. Weltkrieg, die Spanische Grippe und die Mega-Inflation mussten sie zuerst überstehen. Aber dann blühten Wirtschaft, Gastronomie, Mode, Theater und das Nachtleben auf.

Parallelen verbieten sich eigentlich angesichts der Schrecken der damaligen Zeit. Doch auch jetzt herrscht mehr Aussichtslosigkeit als Optimismus. Die dritte Corona-Welle rollt heftiger und tödlicher als zuvor. Ein erneuter Lockdown ist eine Frage von Tagen. Die Konjunkturerholung läuft schleppend. Laut dem Institut für Handelsforschung IFH steht jedes fünfte Geschäft in Deutschland vor dem Aus.

Der Traum von neuen Goldenen Zwanzigern

Die konjunkturellen Aussichten waren wirklich schon mal besser. Die Skepsis nimmt zu. Umso erstaunlicher erscheint es, dass die Börsen nicht schon längst in einer tiefen Depression stecken. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Zahlreiche Aktien und Indizes wie der Deutsche Aktienindex DAX feiern neue Rekordstände. Wie kann das sein?

Steigende Aktienkurse trotz großer Skepsis der Marktteilnehmer – diese Konstellation ist gar nicht so ungewöhnlich. Die Finanzmärkte bezeichnen das als „Mauer der Angst (Wall of worry)“. Die Anleger haben Angst vor einem erneuten Konjunktureinbruch. Das verhindert, dass die Kurse zu stark nach oben schießen. Noch größer aber ist die Angst, angesichts weiter steigender Kurse die Rallye zu verschlafen.

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Ängstliche Anleger schauen an der Seitenlinie sorgenvoll den steigenden Aktienkursen hinterher und kaufen schließlich doch. Denn Anlagealternativen sind unverändert sehr rar. Entlang dieser Wand hangeln sich die Aktienkurse nach oben. Erst wenn die Stimmung wieder euphorisch wird oder sich am Markt ernsthafte Alternativen ergeben, wird die Luft für weitere Kurssteigerungen bei Aktien dünner.

Niedrige Zinsen – alles hat ein Ende ...

Ja, was war denn das? Die Renditen für langlaufende Anleihen in USA und in Europa haben sich tatsächlich von ihren Tiefstständen verabschiedet. In den letzten Monaten stieg die Rendite für zehnjährige USA-Staatsanleihen von 0,5 Prozent auf zuletzt 1,75 Prozent. Für sichere Anlagen gibt es auf einmal wieder Geld.

Doch gemach: So lange die Dividendenrenditen internationaler Qualitätsaktien noch bei 2,5 bis 3,5 Prozent liegen, dürfte keine echte Konkurrenzsituation entstehen. Erst nachhaltig steigende Zinsen sind Gift für Aktien. Ein Grund für die aktuell steigenden Zinsen ist die deutlich anziehende Inflationserwartung. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann erwartet für Deutschland einen kräftigen Anstieg der Inflation von über drei Prozent in diesem Jahr.

Wenn die Krise vorbei ist, werden viele Menschen verschobene Anschaffungen nachholen. Sie werden mehr einkaufen, mehr in Restaurants gehen und verreisen. Weltweit hat sich nach Experten-Schätzungen ein Konsum-Stau von rund 3.000 Milliarden US-Dollar gebildet. Dieser Nachfrageschub dürfte die Preise kurzfristig steigen lassen. Es könnten sogar Produktengpässe drohen. Hinzu kommen explodierende Rohstoffpreise. Unternehmen sehen sich schon jetzt mit steigenden Preisen für Vorprodukte und Dienstleistungen konfrontiert.

Das kürzlich in den USA verabschiedete Hilfspaket von über 1.900 Milliarden US-Dollar sowie das geplante drei Billionen US-Dollar-Infrastrukturprojekt beschleunigt außerdem das internationale Inflationsgeschehen. Der Chef der amerikanischen Notenbank, Robert Powell, hat zuletzt erst darauf hingewiesen, dass man die US-Wirtschaft weiterhin stützen werde, trotz einer kurzfristig anziehenden Inflation. Einen übermäßigen Preisanstieg werde man jedoch zu bremsen wissen. Das bedeutet, dass ein nachhaltiger Zinsanstieg keinesfalls sicher ist.

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