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Vermögensverwalter Burkhard Wagner Die neuen Goldenen Zwanziger

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Geschlossene Geschäfte und Restaurants, verhinderte Urlaubsreisen. Die Pandemie hat auch die Bundesbürger zu Sparfüchsen gemacht. Nach Berechnungen der DZ Bank dürfte das Geldvermögen der privaten deutschen Haushalte im Jahr 2020 um 393 Milliarden Euro auf den Rekordwert von 7.100 Milliarden Euro zugenommen haben. Inzwischen sind demnach mehr als 28 Prozent des gesamten Geldvermögens – rund 2.000 Milliarden Euro – dauerhaft zwischengeparkt. Das Geld liegt vorwiegend in Sichteinlagen, die bei Bedarf rasch umgeschichtet werden können.

Sparfüchse – mit Corona notgedrungen

Durch die erzwungene Enthaltsamkeit der letzten Monate entsteht bei vielen Konsumenten der Wunsch, Entgangenes nachzuholen. Spätestens, wenn die Pandemie beendet oder beherrscht erscheint. Nach Schätzungen des Instituts für Weltwirtschaft halten Konsumenten in Deutschland etwa 200 Milliarden Euro an Kaufkraft zurück.

Dieser Konsumstau wird sich auflösen und die Nachfrage ankurbeln. Psychologen sprechen von einem Bumerang-Effekt. Je länger die Phase der Verbote dauere, desto stärker ausgeprägt sei bei Menschen der Nachholeffekt. US-Soziologen sehen sogar Parallelen zu den „Roaring Twenties“ des letzten Jahrhunderts. Auch führende US-Wissenschaftler sprechen von einer Neuauflage der goldenen Zwanzigerjahre.

Die Frage ist nur, wann? Das ifo-Institut erwartet ebenfalls einen kräftigen Aufschwung. Durch die dritte Corona-Welle wird sich dieser aber nach hinten verschieben. Für das laufende Jahr sieht das Institut ein Wachstum von 3,7 Prozent; im kommenden Jahr von 3,2 Prozent. Dem gegenüber stehen erwartete Corona-Gesamtkosten für Deutschland von mehr als 400 Milliarden Euro. Die Gegen- finanzierung wird nach der Bundestagswahl stärker in den Fokus der Politik rücken.

Für Anleger bedeutet das ...

Zu Beginn eines konjunkturellen Aufschwungs war es immer gut, eher ein- statt auszusteigen. Auch wenn die Börsen viel von der erhofften Aufschwungszukunft vorweggenommen haben, sollten kurzfristige Markt-Korrekturen für den Zukauf von globalen Qualitätsaktien genutzt werden. Diese internationalen Qualitätsaktien bleiben mittel- bis langfristig ohne Alternative. Mit einer größeren Verfügbarkeit und einem stärkeren globalen Einsatz der Impfstoffe deutet sich für die zweite Jahreshälfte 2021 eine gewisse Normalisierung der pandemischen Gesamtsituation an.

Durch Nachholeffekte bei Konsum und Investition wird die Weltwirtschaft voraussichtlich so stark wachsen wie seit über zehn Jahren nicht mehr. So- mit erscheint es ratsam, Aktienpositionen aus prozyklischen Branchen mit ins Depot aufzunehmen. Die Lage im Rentenbereich bleibt in einem inflationären Umfeld trotz Stabilitätsbekundungen der Notenbanken weiterhin angespannt. Dort dürften allenfalls ausgesuchte Anleihen im Emerging-Market- Segment auskömmliche Renditen bringen.

Über den Autor: 

Burkhard Wagner ist Vorstand der Partners Vermögensmanagement in München. 

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