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Goldlöckchen und der Elefant im Wohnzimmer So kommentieren Marktexperten das Ergebnis der EZB-Sitzung

Auf der gestrigen Ratssitzung der Europäischen Zentralbank steckte EZB-Chef Mario Draghi den Kurs ab: Eine Zinserhebung ist demnach in weiter Ferne. Ob die Zentralbank ihre demnächst leicht gedrosselten Anleihekäufe im Oktober 2018 fortsetzen wird, ist ungewiss. Zwar passen die Zentralbank-Analysten ihre Wachstumsaussichten nach oben an. Die herbeigesehnte leichte, stabile Inflation im Euroraum sehen sie indes noch nicht erreicht.

Jan Holthusen, Leiter Zins- und Anleihenresearch bei der DZ Bank, sieht in den EZB-Plänen die Erwartungen des breiten Marktes bestätigt: Mario Draghi habe das weithin angenommene Goldlöckchen-Szenario – ein „robustes Wachstum bei immer noch niedriger Inflation“ – noch einmal bestätigt. Dass weit und breit kein Ende der Niedrigzinspolitik in Sicht ist, hält Holthusen allerdings mit Blick auf Deutschland für ernüchternd: „Wann, wenn nicht jetzt, wäre der Zeitpunkt für eine zumindest leichte Straffung der Geldpolitik gekommen“, fragt sich der DZ-Bank-Experte.

„All dies stimmt Investoren auf ein ruhiges Jahresende ein“, sagt James Athey, Senior Investment Manager bei Aberdeen Standard Investments zum Ergebnis der EZB-Ratssitzung. Die Währungs- und Anleihemärkte hätten die Einschätzungen der europäischen Notenbank zum großen Teil bereits eingepreist. Mögliches Störfeuer sieht der Investment-Experte im kommenden Jahr von anderer Seite: Die Politik könnte der sorgfältigen Planung der EZB in die Parade fahren. „Der wahre Elefant im Wohnzimmer dürften in diesem Zusammenhang die Wahlen in Italien sein“, glaubt Athey. Schon die Ankündigung eines Termins für die italienischen Parlamentswahlen habe am gestrigen Donnerstag, parallel zur EZB-Sitzung, zu einem Ausverkauf italienischer Staatsanleihen geführt.  

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Ganz klar unzufrieden mit der Entscheidung der EZB äußert sich Thorsten Polleit vom Gold-Spezialisten Degussa Goldhandel: „Für viele Sparer geht die kalte Enteignung weiter“, empört sich der Markt- und Edelmetall-Experte. Die bewusst niedrig gehaltenen Zinsen sorgten im Euroraum zwar für konjunkturelle Erholung. Sie hätten aber ungesunde Nebenwirkungen – etwa einen „Boom der Bauindustrie“ und „aufgeblähte Immobilienpreise“. Hiesige Schuldner verließen sich immer mehr auf die niedrigen Zinsen und würden von ihnen abhängig. „Das Festhalten der EZB an ihrer Niedrig- und Negativzinspolitik erklärt sich vermutlich durch das Bestreben, Staaten und Banken subventionieren und insbesondere deren reale Schulden (mittels negativem Realzins) entwerten zu wollen“, glaubt Polleit.

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