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Goldman-Chefvolkswirt: Wird die Eurozone auseinanderbrechen?

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Schumacher: Ja, wir gehen davon aus, dass Deutschland auch im Jahr 2011 mit einem prognostizierten Wachstum von etwa 2,7 Prozent eindeutig zu den Treibern des Wachstums in der Eurozone zählen wird. Anders als die Peripherie weist Deutschland keine strukturellen Probleme auf. Die Bilanzen des privaten Sektors sind gesund und die Unternehmen sind sehr wettbewerbsfähig. Nun wird ein deutlicher Trend zugunsten des Binnenkonsums erkennbar. Natürlich wird auch der Export eine wichtige Säule des deutschen Wachstums bleiben, obwohl ein stärkerer Euro und die bestehenden Probleme in der Peripherie der Eurozone hier zu einer gewissen Abschwächung führen könnten. Insgesamt befindet sich die deutsche Wirtschaft derzeit auf einem nachhaltigen Wachstumspfad, der weitaus weniger anfällig für externe Belastungen ist als noch vor zwölf Monaten.

Frage: Welche Entwicklung ist dabei für den deutschen Arbeitsmarkt zu erwarten?

Schumacher: Die Vorreiterrolle Deutschlands innerhalb der Eurozone ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass durch das Modell der Kurzarbeit und die Lohnzurückhaltung bei den Gewerkschaften die Krise 2008 nicht auf den Arbeitsmarkt durchgeschlagen hat. Heute verzeichnet die Bundesrepublik die geringste Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung. Wir gehen auch für die kommenden zwei Jahre von einer weiteren Erholung des Arbeitsmarkts und einem damit verbundenen Rückgang der Arbeitslosigkeit aus.

Frage: Lange profitierte Deutschlands Wirtschaft vor allem vom starken Export. Wird künftig die Binnenkonjunktur einen stärkeren Beitrag leisten?

Schumacher
: Nach zehn Jahren der Stagnation wird vom privaten Konsum erstmals wieder ein stärkerer Wachstumsimpuls ausgehen. Dieser wird auch stimuliert durch höhere verfügbare Einkommen – viele Unternehmen verabschieden sich nun allmählich von der krisenbedingten Lohnzurückhaltung. Ein Zuwachs bei den verfügbaren Einkommen wird die Folge sein, und zu guter Letzt ist die steuerliche Belastung der Bürger in den vergangenen zwei Jahren ebenfalls zurückgegangen. All dies sind zusätzliche Treiber des robusten privaten Konsums in Deutschland, der damit einen erheblichen Anteil am deutschen Wachstum in den kommenden zwei Jahren ausmachen wird.

Frage: Sie erwähnten bereits die relative Stärke des Euro. Wie wird sich dieser in 2011 entwickeln?

Schumacher
: Unsere Erwartung hier ist, und das setzt natürlich die Annahme voraus, dass die Eurozone ihre aktuellen Probleme im Hinblick auf die Schuldenkrise einiger Peripheriestaaten in den Griff bekommt, dass der Euro im Vergleich zum Dollar stark bleiben wird. Unsere 12-Monats-Prognose liegt aktuell bei 1,50. Das ist unserer Meinung nach auch darauf zurückzuführen, dass die EZB die Zinsen deutlich vor der Fed erhöhen wird

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