Goldman Sachs: Wer oder was ist Givi?
Wir glauben, dass eine Gewichtung von Aktien anhand ihres inneren Werts statt ihrer Marktkapitalisierung der wirtschaftlichen Realität besser gerecht wird.
Dagegen weisen mit der Marktkapitalisierung gewichtete Portfolios eine systematische Schieflage auf, die sie für thematische Blasen anfällig macht: Der Markt treibt die Kurse von allgemein begehrten Aktien nach oben und die von wenig gefragten Titeln nach unten. Solche, mit der Gewichtung anhand der Marktkapitalisierung zusammenhängende Preisblasen hat es gegen Ende der 1980er Jahre mit dem Anstieg der japanischen Aktienkurse und gegen Ende der 1990er Jahre mit den rasanten Kursgewinnen von Technologie-Aktien gegeben.
Da mit der Marktkapitalisierung gewichtete Indizes sehr willkürlich und ineffizient sein können und für sektor- und anlagestilbezogene Blasen anfällig sind, stellen Investoren die Eignung dieser Indizes zunehmend in Frage. Zwei Alternativen zu Investments auf Basis der Marktkapitalisierung stoßen bei den Investoren auf wachsendes Interesse: Portfolios mit minimaler Volatilität und auf Fundamentalzahlen basierende Indizes.
Zu viel, zu wenig radikal
Warum haben sich noch nicht mehr Investoren für diese beiden Ansätze entschieden? Was Portfolios mit minimaler Volatilität angeht, halten viele Investoren den Portfolio-Aufbauprozess für zu komplex und die daraus resultierenden Positionen für zu extrem für eine „Kernallokation“.
Die Hauptsorge der Investoren im Hinblick auf Indizes, die auf Fundamentaldaten beruhen, ist eine ganz andere. Während Portfolios mit minimaler Volatilität vielleicht als zu radikal angesehen werden, gelten auf Fundamentaldaten beruhende Indizes häufig als nicht radikal genug. Sie weisen einen geringen Tracking Error gegenüber Marktkapitalisierungsindizes auf. Zudem meinen viele Investoren, dass sie den weitverbreiteten, kostengünstigen „generic value“-Indizes zu ähnlich sind.
Durch den S&P Givi versuchen wir, beiden Bedenken mit einem einfachen, regelgebundenen Ansatz zu begegnen. Portfolios, die auf dem S&P Givi basieren, sind weniger stark auf risikoarme Aktien fokussiert, als dies bei Portfolios mit minimaler Volatilität der Fall ist. Daraus ergibt sich potenziell ein niedrigerer Tracking Error gegenüber Marktkapitalisierungsindizes.
Außerdem dürfte die geringere Gewichtung von überbewerteten Aktien zu höheren Renditen und einer geringeren Anfälligkeit gegenüber thematischen Blasen beitragen.
, ist Kundenportfoliomanager bei Goldman Sachs Asset Management
Unter dem Eindruck der globalen Finanzkrise stellen viele Investoren ihre Anlagephilosophie auf den Prüfstand und ziehen neue Ansätze für ihre Asset Allocation und Risikobudgetierung in Betracht.
In dem Bestreben, Risiken ohne entsprechende Risikoprämie zu vermeiden und die Möglichkeit von Extremverlusten zu verringern, stellen sie bisher akzeptierte Überzeugungen zunehmend in Frage. Vor allem im Aktienbereich prüfen Anleger Alternativen zu mit der Marktkapitalisierung gewichteten Indizes und suchen nach Strategien, die innovativ, aber auch einfach und transparent sind.
Fehler im System
Unserer Meinung nach haben die üblichen, mit der Marktkapitalisierung gewichteten Indizes einen erheblichen Nachteil: Sie neigen zu einer Übergewichtung überbewerteter Vermögensgegenstände und zu einer Untergewichtung unterbewerteter Vermögensgegenstände.
Außerdem laufen Investoren wegen des in letzter Zeit bei indexbasierten Aktienprodukten beobachteten Wachstums Gefahr, dass sie identische oder sehr ähnliche Portfolios halten. Deshalb können in Marktkapitalisierungsindizes fließende Gelder themenbezogene Preisblasen weiter aufblähen, weil viele Investoren versuchen, identische Positionen aufzubauen.
Um einige der Beschränkungen zu überwinden, die auf der Marktkapitalisierung beruhende Strategien mit sich bringen, haben wir gemeinsam mit S&P Indices den Investmentansatz S&P Givi (Global Intrinsic Value Index) entwickelt.
Der S&P Givi verfolgt einen neuen, regelgebundenen Ansatz für Aktieninvestments mit dem Ziel, höhere risikobereinigte Renditen zu erwirtschaften als die üblichen Benchmark-Indizes für Aktien. Es mag zwar radikal erscheinen, sich von den allgemein akzeptierten Marktkapitalisierungsindizes zu verabschieden. Aber das war auch bei deren Einführung vor fast 40 Jahren der Fall.
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