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Invesco-Experte Paul Jackson „Im Vergleich zur historischen Norm erscheint Gold teuer“

Invesco-Experte Paul Jackson ist skeptisch, was einen weiteren Wertzuwachs von Gold in der nahen Zukunft angeht
Invesco-Experte Paul Jackson ist skeptisch, was einen weiteren Wertzuwachs von Gold in der nahen Zukunft angeht | Foto: Invesco / DAS INVESTMENT

Er steigt und steigt und steigt: Seit Herbst vergangenen Jahres legt der Goldpreis beständig zu und rückt allmählich in die Nähe des Allzeithochs. Befeuert wurde der Trend von der in die Höhe geschnellten Inflation, Spannungen in der Geopolitik und dem Absturz des Kryptomarktes. Diese Faktoren könnten sich jedoch als kurzlebig erweisen, erklärt Paul Jackson, Leiter des Research-Teams bei Invesco.

Demnach liege der errechnete faire Wert für Gold angesichts des starken Anstiegs der US-Staatsanleiherenditen und der Dollaraufwertung im vergangenen Jahr bei unter 1.000 US-Dollar, fiel, während der tatsächliche Preis zwischen 1.620 und 2.050 US-Dollar pendelt. Die Invesco-Berechnung basiert auf Daten von Januar 2007 bis April 2020 und berücksichtigt die historische Beziehung zwischen Gold und drei Variablen:

  • den realen US-Staatsanleiherenditen (der 10-jährigen Tips-Rendite)
  • den Inflationserwartungen (den 10-jährigen Breakeven-Rates in den USA)
  • dem handelsgewichteten US-Dollar.
Invesco hat den Goldpreis ins Verhältnis zu anderen Variablen gesetzt © Invesco

Dass Gold zuletzt deutlich besser lief als erwartet liege vor allem an der „zunehmenden Nutzung von Gold zur Inflationsabsicherung durch Zentralbanken und anderen Akteuren, den geopolitischen Spannungen, die bei den Zentralbanken der Schwellenländer den Wunsch nach einer größeren Diversifizierung ihrer Reserven verstärkt haben könnten, oder der allgemeine Realisierung, dass Kryptowährungen vielleicht keinen geeigneten Wertspeicher darstellen,“ so Jackson.

Notenbanken treiben Goldpreis

Die Edelmetallbranche erfährt gerade in Ländern, die von politischen und finanziellen Unruhen geplagt werden, ein beeindruckendes Wachstum. Das zeigte eine Analyse von BullionVault. Insbesondere in den USA nahm das Interesse angetrieben durch die wachsende Besorgnis über mögliche weitere Turbulenzen im Bankensektor zu.

Der World Gold Council, die Lobby-Vertretung der globalen Goldproduzenten, stellte fest, dass insbesondere Zentralbanken auf der ganzen Welt Gold in beachtlichem Umfang erwerben. Im vierten Quartal des Jahres 2022 allein fügten internationale Zentralbanken ihrer Bilanz netto 417 Tonnen des Edelmetalls hinzu. Über das gesamte zweite Halbjahr gesehen erweiterten Notenbanken ihren Bestand um stattliche 862 Tonnen. Im Verlauf des gesamten Jahres 2022 erwarben Notenbanken insgesamt 1.135 Tonnen des glänzenden Metalls – eine Zahl, die den zweithöchsten Netto-Goldkäufen seit 1950 entspricht.

 

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Wie Invesco-Experte Paul Jackson anmerkt, dominieren die Goldkäufe der Zentralbanken seit geraumer Zeit die Zentralbanken der Schwellenländer. Im Jahr 2022 könnten diese besonders aktiv gewesen sein, um die Auswirkungen der Inflation auf den Wert ihrer Reserven abzumildern. „Offiziellen Meldungen zufolge war die türkische Zentralbank im Jahr 2022 der größte Nettokäufer von Gold - gleichzeitig erlebte das Land einen extremen Inflationsschub“, so Jackson. Er vermutet, dass diese Art von präventiven Goldkäufen möglicherweise abnehmen könnte, sobald die globale Inflation abflaut. 

Und da ist noch eine weitere interessante Zahl: Im Jahr 2022 gab es 741 Tonnen nicht gemeldete Zentralbankkäufe. „Das lässt den Verdacht aufkommen lässt, dass Russland sehr aktiv war“, so Jackson. „Laut Visual Capitalist war Russland im Zeitraum 2000 bis 2021 mit einem Anteil von 28 Prozent an den Nettokäufen der größte Zentralbankkäufer und hatte 2022 nach den mit dem Einmarsch in die Ukraine verhängten Sanktionen mehr Grund als die meisten anderen, seine Reserven zu diversifizieren.“ Womöglich war dies auch ein Anreiz für China, im Jahr 2022 weitere 62 Tonnen Gold zu kaufen.

Goldpreis könnte wieder sinken

Zum möglichen Einfluss des Krypto-Crashs auf den Goldpreis sagt Jackson: „Gold könnte im Jahr 2022 vom Zusammenbruch der Kryptowährungen profitiert haben, da beide von einigen als Schutz vor Inflation und Finanzkrisen angesehen werden. Wenn das ein Faktor war, sollte er jetzt gegen Gold wirken, da sich die Kryptowährungen zuletzt erholt haben.“

 

Seit Beginn des Jahres 2023 verzeichneten Bitcoin und andere Kryptowährungen einen Aufschwung, der jedoch im Mai durch verschärfte Regulierungsmaßnahmen der US-amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde (SEC) und anderer globaler Regulierungsbehörden gedämpft wurde​​.

Dennoch konnten sowohl Bitcoin als auch Ethereum ihre Preise stabilisieren und verzeichneten bis Ende Mai trotz Volatilität einen Anstieg von über 66 beziehungsweise 58 Prozent im Vergleich zum Jahresbeginn​​. Aufgrund der laufenden Regulierungsoffensive der SEC entwickeln Krypto-Börsen Strategien zur Anpassung, wobei einige Unternehmen erwägen, ihre Geschäfte außerhalb der USA zu verlagern, um den regulatorischen Beschränkungen zu entgehen​.

Angesichts einer nachlassenden Inflation, keiner weiteren geopolitischen Eskalation und steigenden Kryptopreisen ist Jackson skeptisch, dass der Goldpreis auf dem derzeitigen Niveau verharren kann. „Jetzt hatten wir zwar eine Bankenkrise und den US-Schuldenstreit als Sorgenfaktoren. Im Vergleich zur historischen Norm erscheint Gold jedoch teuer - es sei denn, man glaubt an eine Rückkehr zu einer Art Goldstandard. Unseren Berechnungen zufolge müsste Gold mit etwa 8.800 US-Dollar bewertet sein, um alle im Umlauf befindlichen US-Dollar zu decken.“

Wie wird sich der Goldpreis entwickeln?

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