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Rohstoff-Experte meint
Goldpreis könnte Anleger bald positiv überraschen
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Rohstoff-Experte meint Goldpreis könnte Anleger bald positiv überraschen

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Bei der Entwicklung unseres Prognosemodells stellten wir fest, dass die Schwankungen des physischen Angebots und der physischen Nachfrage nach Ausschluss von Wechselkursen, Anleihenrenditen, Inflation und Anlegerstimmung keine statistisch signifikanten Auswirkungen auf die Preise haben.

Das bedeutet aber nicht, dass der physische Markt überhaupt keinen Einfluss auf die Preise ausübt. Denn eine starke physische Nachfrage kann unter bestimmten Umständen zur Bildung eines Mindestkurses beitragen. Als es 2013 bei Gold zu einem extremen Ausverkauf durch Investoren kam, stieg die Konsumnachfrage in China deutlich an. Dies geschah gewissermaßen lehrbuchmäßig, da niedrige Preise in der Regel für eine hohe Konsumnachfrage sorgen. Dies führte zu einem Anstieg der Shanghai-Goldprämie, sprich des Aufschlags auf den Spotpreis, der an der Börse in Shanghai fällig wurde.

Momentan steigt die Shanghai-Goldprämie erneut, was einmal mehr auf ein hohes privates Interesse in China hindeuten könnte.

15 Prozent Goldpreisanstieg im Basisszenario

Unter dem Strich und auf Grundlage der wirtschaftlichen Aussichten, die wir erwarten, ergibt sich ein tendenziell positiver Ausblick für Gold. Dabei unterscheiden wir zwischen einem Basisszenario sowie einem Bullen- und Bärenszenario.

Unserem Basisszenario liegt die Prämisse zugrunde, dass der US-Dollar stark bleibt, die strikte Geldpolitik der Fed jedoch im ersten Quartal 2023 ihren Höhepunkt erreicht. In diesem Fall erwarten wir, dass US-Dollar und Anleihenrenditen weiter steigen, aber langsamer als bisher. Eine Inflation deutlich oberhalb des Zielwerts der Fed würde Gold vermutlich unterstützen, und die Anlegerstimmung im Hinblick auf das Edelmetall dürfte nicht weiter zurückgehen. Dies könnte zu einem merklichen Anstieg des Goldpreises führen – von 1.650 US-Dollar je Unze zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels (4. November 2022) auf 1.910 US-Dollar pro Unze bis zum dritten Quartal 2023. Dies entspräche einem Plus von 15 Prozent.

Im Bärenszenario agiert die Fed sehr viel aggressiver und sorgt dadurch für sehr viel höhere Renditen bei Anleihen mit 10-jähriger Laufzeit. Die Fed würde die Inflation erfolgreich auf unter 2 Prozent senken, weshalb Gold die inflationäre Unterstützung entginge. Ebenso würde es wohl zu einer (geringfügig) schnelleren Aufwertung des US-Dollar kommen als im Basisszenario, da die Fed vermutlich restriktiver vorginge als andere Zentralbanken. Das Interesse der Investoren an dem Metall fällt weiter auf ungefähr die Hälfte der Netto-Long-Positionierung vom September 2022.

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Erheblicher Preisanstieg auch im Bullenszenario

In unserem Bullenszenario, das wir für eher unwahrscheinlich halten, gehen wir davon aus, dass die Fed ihre Geldpolitik vorzeitig lockert. Dies würde den Aufwärtsdruck auf die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen mindern. Darüber hinaus würde das Zinsdifferential zwischen den USA und anderen Ländern sinken und eine Abwertung des US-Dollars unterstützen. Gleichzeitig würde die vorzeitige Beendigung des Zinserhöhungszyklus‘ wohl eine höhere Inflation nach sich ziehen.

Angesichts dessen sollte sich die Stimmung im Hinblick auf Gold deutlich verbessern und für einen erheblichen Preisanstieg sorgen.

Nitesh Shah

Über den Autor:

Nitesh Shah leitet das Rohstoff- und Makro-Research in Europa bei der auf Indexprodukte – ETFs und ETPs – spezialisierten Fondsgesellschaft Wisdomtree.

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