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Goldpreis-Rally geht weiter: Welche Faktoren dafür sorgen

Der Goldpreis eilt von einem Rekord zum nächsten – diese Schlagzeilen waren in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder zu lesen. Überraschen dürfte da der aktuelle Bericht des World Gold Council (WGC). Der Branchenverband hat das erste Quartal dieses Jahres ausgewertet und kommt zunächst zu dem Ergebnis, dass die globale Goldnachfrage im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent zurückgegangen ist. Zurückzuführen sei das auf die anhaltenden Abflüsse aus ETFs.
Anders gestaltet sich die Lage, wenn man die außerbörslichen „Over-the-Counter“ (OTC)-Käufe einbezieht. Damit stieg die weltweite Goldnachfrage im Jahresvergleich nämlich um drei Prozent, was dazu führt, dass es sich um das stärkste Quartal seit 2016 handelt. Und das wiederum erklärt zumindest zum Teil den neuen Rekord-Goldpreis von 2.214 US-Dollar pro Unze, mit dem das Quartal schloss.
Goldkäufe der Zentralbanken und außerbörslicher Handel spielen Rolle
Experten vermuteten bisher, dass unter anderem die Goldankäufe der Zentralbanken für die Rekordpreise des Edelmetalls verantwortlich sind. Und tatsächlich stockten sie ihre Bestände auch in diesem Jahr mit bisher insgesamt 290 Tonnen weiter ordentlich auf. Vor allem Schwellenländer, wie China, Indien und die Türkei, kauften demnach besonders viel Gold an.
Doch nun bringt der WGC-Bericht eben noch die OTC-Nachfrage ins Spiel, die im Vergleich zum ersten Quartal 2023 um rund 220 Prozent gestiegen sei. Besonders viele der privaten Anleger stammen laut des Branchenverbandes aus der Türkei und Südostasien. Sie investieren vermutlich in erster Linie in das Edelmetall, um ihr Vermögen in Zeiten der Inflation und der weitreichenden geopolitischen Spannungen abzusichern. Zu bedenken gibt das WGC allerdings, dass die außerbörslichen Käufe undurchsichtig sind und nur mit Blick auf das Tempo und den Umfang des Preisanstiegs geschätzt werden können.

Haben spekulative Termingeschäfte Goldpreis auf Rekordhöhe getrieben?
Doch auch der OTC-Faktor erklärt die Gold-Rally noch nicht vollends. Wie der WGC-Chefmarktstratege John Reade dem „Handelsblatt“ sagte, seien die Preissteigerungen im März vor allem von spekulativen, kurzfristig orientierten Investoren ausgelöst worden. Sie haben demnach an der New Yorker Terminbörse Comex mit Gold-Futures, also Termingeschäften, auf das Edelmetall gewettet.
Hinzu kommt eine erneut gestiegene Nachfrage nach Barren und Münzen. Die Investitionen von Anlegern sind im Vergleich zum Vorjahresquartal um drei Prozent auf 312 Tonnen gestiegen. „In Deutschland haben einige Privatanleger den hohen Goldpreis für Gewinnmitnahmen genutzt; es gab aber weiterhin auch noch rege Goldkäufe von Privaten“, berichtete Louise Street vom WGC der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ).
Asien gleicht Abflüsse aus Gold-ETFs in Europa und USA aus
Überraschend ist die weiterhin starke Nachfrage nach Goldschmuck. Sie ist trotz der hohen Preise nur um zwei Prozent im Vergleich zu 2023 zurückgegangen.
Zurückgegangen ist auch der Bestand an Gold-ETFs – weltweit um 114 Tonnen. Besonders starke Abflüsse gab es in Europa und den USA, die jedoch weitestgehend durch Zuflüsse in Asien ausgeglichen werden konnten. „Der größte Teil dieses Anstiegs entfiel auf China, wo das Interesse der Anleger an Gold aufgrund der schwächelnden Landeswährung und der schwachen Entwicklung der inländischen Aktienmärkte wieder zunahm“, heißt es seitens des WGC.
Erholt hat sich dagegen die Goldnachfrage im Technologiesektor. Sie stieg im Jahresvergleich um zehn Prozent. Vor allem der KI-Boom, der die Nachfrage im Elektroniksektor ankurbelte, sei hier entscheidend gewesen.