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Edelmetall-Experte von Wisdom Tree
Gold könnte bald mehr als 2.500 Dollar pro Unze kosten
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Edelmetall-Experte von Wisdom Tree Gold könnte bald mehr als 2.500 Dollar pro Unze kosten

Von in Gold & EdelmetalleLesedauer: 9 Minuten
Goldbarren im Tresor der Bank of England.
Goldbarren im Tresor der Bank of England. | Foto: Bank of England

Gold startete kräftig ins zweite Quartal 2023. Gestützt durch Sorgen im Bankensektor und Bedenken über die Folgen der Überschreitung der US-Schuldenobergrenze bewegte sich der Goldpreis in Richtung seines Allzeithochs. Tatsächlich gehen wir davon aus, dass Gold bis Ende des Jahres auf ein neues (nominales) Allzeithoch klettern wird.

Anleger sichern sich mit Gold ab

Die spekulative Nettopositionierung in Gold-Futures hat 2023 bisher stark zugenommen, insbesondere nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank. Vor den Sorgen des Bankensektors sah die Positionierung in Gold-Futures – ein Maß für die Stimmung der Anleger gegenüber Gold – recht schwach aus.

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Quellen: Wisdom Tree, Bloomberg

Mit etwas Verspätung haben sich die Zuflüsse in börsengehandelte Goldprodukte (ETPs) verstärkt, allerdings nicht im gleichen Ausmaß, wie wir es am Terminmarkt beobachten konnten. Sollten ETP-Anleger in größerem Umfang zurückkehren, könnte der Goldpreis noch weiter steigen.

Gold zieht stärker an als der Rentenmarkt. Obwohl die realen Anleiherenditen im April größtenteils gestiegen sind (was sich normalerweise negativ auf den Goldpreis auswirken würde), haben die Goldpreise zugelegt.

Zentralbanken nutzen Gold zur Devisendiversifikation

Die Zentralbanken kauften im Jahr 2022 ein Rekordvolumen an Gold. Das war eindeutig vor dem Ausbruch der Probleme im Bankensektor und dürfte daher keinen Zusammenhang haben. In den letzten zehn Jahren waren vor allem die Zentralbanken der Entwicklungsländer die wichtigsten Goldkäufer. Sie wollen im Allgemeinen eine Diversifikation gegenüber dem US-Dollar erreichen. Damit soll vermieden werden, dass die Geldpolitik der USA „importiert“ wird.

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Quellen: Wisdom Tree, Bloomberg

Der Umstieg auf eine andere Fiatwährung (etwa Euro oder Yen) bringt die gleichen Probleme mit sich wie das Halten von US-Dollar, allerdings mit potenziell geringerer Liquidität. Gold als Pseudowährung, die seit mehreren Jahrtausenden sowohl offiziell als auch inoffiziell als geldpolitisches Instrument diente, ist bei vielen Zentralbanken wieder in Mode gekommen.

Einer der Gründe für die starken Goldkäufe der Zentralbanken im letzten Jahr war, dass die Sanktionen gegen Russland die Zentralbanken in aller Welt aufgeschreckt haben. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 löste eine Welle von Finanzsanktionen gegen Moskau unter Führung der USA aus.

Die beiden einschneidendsten Maßnahmen waren die Entscheidung westlicher Regierungen, fast die Hälfte (300 Milliarden Dollar) der russischen Devisenreserven einzufrieren, und der Ausschluss großer russischer Banken aus Swift, einem Interbanken-Nachrichtendienst, der internationale Zahlungen erleichtert. Der Wechsel zu Gold (der Pseudowährung, die von keiner Zentralbank kontrolliert wird) galt als die beste Alternative. Russland hat unlängst bisher nicht ausgewiesene Informationen vorgelegt, die bis Februar 2022 zurückreichen und Käufe in Höhe von 28 Tonnen in diesem Jahr belegen.

Gold versus Realzinsen (Rendite inflationsgeschützter Staatsanleihen)

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Quellen: Wisdom Tree, Bloomberg

2023 kaufen die Zentralbanken weiterhin unvermindert Gold. Die weltweiten Goldreserven stiegen im ersten Quartal 2023 um 114 Tonnen. Das ist der stärkste Jahresauftakt in Bezug auf Goldkäufe durch Zentralbanken seit 2010. Eine solche Dynamik nach 2022 aufrechtzuerhalten, ist eine enorme Leistung. China hat nun schon fünf Monate in Folge Goldkäufe ausgewiesen.

Gold erreicht unberührte Ecken

Überraschenderweise ergänzte die Monetary Authority of Singapore ihre Reserven im ersten Quartal 2023 um fast 69 Tonnen Gold und kaufte damit erstmals seit 2021 wieder Gold. Außerdem erhöhte sie ihre Goldbestände damit gegenüber dem Jahresende 2022 um 45 Prozent. Auf Nettobasis war Singapur in diesem Jahr bisher der größte Goldkäufer. Das Narrativ ist also nicht auf die Zentralbanken der Entwicklungsländer beschränkt.

Singapur hat sich zwar nicht zu seinen Käufen geäußert, doch könnten sie in der wachsenden Besorgnis über die globalen Finanzbedingungen begründet sein. Da Singapur eine kleine, nach außen gerichtete Nation ist, könnte es stärker als andere Staaten von globalen Verwerfungen betroffen sein und daher entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.

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Quellen: Wisdom Tree, Weltgoldrat, Metal Focus, GFMS

Die US-Schuldengrenze bereitet Sorgen

Während die Besorgnis über den Bankensektor das erste Interesse der Anleger an Gold und die Devisendiversifikation durch Gold seitens der Zentralbanken auslöste, könnte der nächste Katalysator für das Interesse an Gold zuletzt auch die US-Schuldenobergrenze gewesen sein. Die Schuldenobergrenze ist die selbst auferlegte Beschränkung des Geldbetrags, den sich die US-Regierung leihen kann, um Leistungen wie die Sozialversicherung, medizinische Versorgung und das Militär zu bezahlen.

Die Schuldenobergrenze wurde bereits oft angehoben, sowohl unter demokratischen als auch unter republikanischen Präsidenten. Zeitweise wurde die Obergrenze kurzzeitig ausgesetzt und dann auf einem höheren Niveau wieder in Kraft gesetzt, was im Grunde eine rückwirkende Anhebung der Schuldenobergrenze darstellt. Vor über drei Monaten warnte das Finanzministerium, dass die US-Regierung ihr Kreditlimit erreicht habe. Seither hat das US-Finanzministerium „außerordentliche Maßnahmen“ ergriffen, um sicherzustellen, dass die Regierung ihre Rechnungen weiterhin bezahlen kann.

Am 1. Mai 2023 warnte die US-Finanzministerin Janet Yellen, dass die Regierung bereits am 1. Juni 2023 ihre Bargeldreserven aufbrauchen würde und keine Haushaltstricks („außerordentliche Maßnahmen“) mehr anwenden könnte.

So könnte sich der Goldpreis entwickeln

Anhand des quantitativen Modells von Wisdom Tree stellen wir verschiedene Szenarien für Gold vor. Unser Konsensszenario basiert auf den durchschnittlichen Einschätzungen der Bloomberg Survey of Professional Economists zu Inflation, Dollar und Renditeprognosen für Staatsanleihen. Der Konsens geht davon aus, dass die Inflation weiter zurückgeht (obwohl sie über den Zielvorgaben der Zentralbanken liegt), der US-Dollar an Wert verliert und die Anleiherenditen weiter sinken.

 

Ohne eine Konsensprognose zur Goldstimmung reduzieren wir die spekulative Positionierung von dem hohen Niveau von über 200.000 Ende April 2023 auf konservative 124.000, was nahe dem langfristigen Durchschnitt liegt. Das Risiko tendiert in diesem Jahr eindeutig nach oben, wenn es zu einer Rezession oder finanziellen Verwerfung kommt. Gold ist in Zeiten wirtschaftlicher und finanzieller Anspannungen eine sehr gefragte Anlage, und so könnte eine Rezession die Stimmung für das Edelmetall noch weiter anheizen.

Im Konsensszenario erreicht Gold bis zum ersten Quartal 2024 einen Wert von 2.285 Dollar/Unze und durchbricht bis zum vierten Quartal 2023 mit 2.260 Dollar/Unze das bisherige nominale Allzeithoch (2.061 Dollar/Unze am 7. August 2020). In realen Werten entspricht dies allerdings nicht dem Allzeithoch, das im Januar 1980 aufgestellt wurde. Tatsächlich würde es um 33 Prozent unter diesem Stand liegen. Real gesehen befindet es sich immer noch 10 Prozent unter dem Höchstwert von 2020.

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Quellen: Wisdom Tree, Bloomberg; Stand: April 2023

Im Bullenszenario achtet die Federal Reserve (Fed) auf die Warnsignale der Finanzmärkte und schwenkt ihre Geldpolitik schneller um. Wenn die US-Notenbank die geldpolitische Expansion spätestens im Sommer 2023 einleitet, werden die Anleiherenditen sinken, und wenn sie vor der Europäischen Zentralbank und anderen wichtigen Notenbanken handelt, könnte der Dollar schneller an Wert verlieren.

Wir gehen davon aus, dass die Inflation hoch bleiben wird, da die mäßigere Haltung der Fed keine Deflation der Warenpreise bewirken wird, die nach dem Konsensszenario erforderlich wäre, um die Gesamtinflation zu senken. Unter der Annahme, dass die finanziellen Befürchtungen, auf die die Fed reagiert, real sind, dürfte die Positionierung in Gold-Futures unseres Erachtens auf hohem Niveau bleiben.

Im Bullenszenario kostet Gold 2.517 Dollar pro Unze

In diesem Szenario könnte der Goldpreis auf 2.517 Dollar/Unze klettern. Das wäre 22 Prozet höher als das nominale Allzeithoch (das im August 2020 erreicht wurde) und real ein Prozent höher als dieses Niveau. Allerdings würde der Preis um 28 Prozent unter dem 1980 erreichten realen Höchststand liegen.

 

Im Bärenszenario sinkt die Verbraucherpreisinflation auf 1,8 Prozent, also unter das Ziel der Fed. Im Grunde begeht die Fed einen geldpolitischen Fehler, wenn sie mit der Straffung zu weit geht. Die Anleiherenditen steigen und der Dollar wertet auf, da eine übereifrige Fed schneller als andere Zentralbanken agiert.

Obwohl wir anerkennen, dass ein solches Szenario das Rezessionsrisiko erhöht und daher positiv für Gold sein könnte, indem es mehr Anleger zum Edelmetall als Absicherung lockt, haben wir die spekulative Positionierung in Gold-Futures im Interesse der Szenarioerstellung auf 50.000 gesenkt. In diesem Szenario könnte der Goldpreis 1.725 Dollar/Unze erreichen und wieder auf das Niveau vom November 2022 zurückgehen.


Über den Autor: Nitesh Shah leitet das Rohstoff- und Makro-Research der Fondsgesellschaft Wisdom Tree.

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