Green Bonds Geldanlage fürs gute Gewissen

Mit Anleihen verdienten sich Anleger viele Jahre keine goldene Nase. Nach der langen Niedrigzinsphase mit unterirdischen Renditen brach der Markt angesichts der hohen Inflation und Zinserhöhungen im vergangenen Jahr ein.
Auch nachhaltige Rentenpapiere waren vom Abwärtstrend betroffen. Der Non-Profit-Organisation Climate Bonds Initiative zufolge sank das Emissionsvolumen grüner, sozialer und nachhaltiger Anleihen (engl.: Green, Social, Sustainability, Sustainability linked bonds, Transition bonds; kurz: GSS+-Bonds) im Vergleich zum Vorjahr um 24 Prozent auf 858,5 Milliarden US-Dollar. In diesem Jahr läuft der Trend in die entgegengesetzte Richtung.
Nachhaltige Rentenmärkte brummen
Die nachhaltigen Rentenmärkte starteten laut der Climate Bonds Initiative stark ins erste Quartal. Das Ausgabevolumen von GSS+-Bonds belief sich laut der Organisation in den Monaten Januar bis März auf 204,8 Milliarden Dollar. Das seien 17 Prozent mehr als im vorherigen Quartal. Grüne Anleihen leisteten mit einem Plus von 122,9 Milliarden Dollar den größten Beitrag zum gestiegenen Volumen.

Eine Emission von Siemens Energy ver deutlicht das Interesse von Anlegern an grünen Anleihen: Im März platzierte das Unternehmen ein grünes Rentenpapier mit einem Nennwert von 1,5 Milliarden Euro auf dem Markt. Es besteht aus zwei festverzinslichen Tranchen in Höhe von je 750 Millionen Euro. Die erste Tranche hat eine Laufzeit von drei Jahren und einen jährlichen Kupon von 4 Prozent, die zweite Tranche läuft über sechs Jahre und hat einen Kupon von 4,25 Prozent per annum.
Siemens zufolge war das Orderbuch der beiden Tranchen rund 5,5 Milliarden Euro schwer. Auf staatlicher Seite begab das Bundesland Hessen im Juni seine zweite grüne Anleihe mit ei nem Volumen von einer Milliarde Euro. Das Rentenpapier läuft zehn Jahre und ist mit einem Kupon von 2,875 Prozent ausgestattet. Dem hessischen Finanzministerium zufolge war die Emission mehr als 2,4fach überzeichnet.
Grund für die hohe Resonanz der Investoren ist auch die Zinswende. Anleger greifen nun auf Neuemissionen zurück, um ihre Kuponerträge dem Zinsumfeld anzupassen. Dabei stehen auch nachhaltige Trends im Fokus. Einer aktuellen Umfrage der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und des Magazins „Finance“ im deutschsprachigen Raum zufolge sam melten 73 Prozent der befragten Experten bereits Erfahrungen mit nachhaltigen Finanzierungen. Die Zahl ist im Vergleich zur Vorjahresbefragung gestiegen und zeigt einen Zuwachs von über 20 Prozent punkten zur ersten Umfrage im Jahr 2020.
Anleger können vom nachhaltigen Trend profitieren
Privatanleger können über Rentenfonds vom Boom grüner Anleihen profitieren. Ihr Spektrum ist breit und über Staats- und Unternehmensanleihen unterschiedlicher Bonitäten und Regionen verteilt. Christoph Eckart von der Investmentgesellschaft Impact Asset Management legt mit dem Dual Return Vision Microfinance Local Currency (ISIN: LU0646936384) beispielsweise in Entwicklungs- und Schwellenländern an. Der Portfoliomanager investiert in festverzinsliche Anlagen von Finanzinstituten, die Mikrokredite vergeben.
Sie sollen Menschen zugute kommen, die in ihren Heimatländern keinen anderweitigen Zugang zu Finanzierungen haben und einen Grundstein für Unternehmensgründungen benötigen. Für die Förderung von Mikrokrediten in Schwellen- und Entwicklungsländern spricht aus Eckarts Sicht die Bevölkerungsverteilung auf der Erde: Rund 80 Prozent der Menschen leben in aufstrebenden Staaten. Im Vergleich zur Bevölkerung in Industrienationen seien sie jünger und weniger verschuldet. Hinzu komme die erfreuliche demografische Entwicklung, die der Wirtschaft gute Zukunftsaussichten beschere.

Aktuell konzentriert sich Eckart auf Investments in Mittel und Südamerika, Zentral und Südostasien und im Kaukasus. Besonders engagiert ist er in Usbekistan, Indien, Mexiko und Costa Rica. In diesen Ländern ist die Nachfrage nach Finanzierungen dem Fondsmanager zu folge besonders hoch. Es gebe dort solide verwaltete Mikrofinanzinstitute, eine gute Rückzahlungsmoral und hohes Interesse an gesellschaftlichem Fortschritt.
Speziell in Costa Rica habe sich die Regierung hohe soziale und ökologische Standards auf die Fahne geschrieben. Das mittelamerikanische Land verfüge über ein gut ausgebautes Sozialsystem und gehöre beim Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft international zu den Vorreitern. Costa Rica habe sich im Jahr 2015 verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden, und sei führend beim Öko-Tourismus. „Zudem profitiert die Landeswährung, der Costa-Rica-Colón, von der Verlagerung von Lieferketten aus Asien nach Zentralamerika“, erklärt Eckart, dessen Fonds es in den vergangenen fünf Jahren auf ein Performance-Plus von 35,1 Prozent brachte.