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Von in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 7 Minuten
Offshore-Windkraft
Transport einer Offshore-Windturbine vor Kreuzfahrtschiff: Grüne Anleihen finanzieren unter anderem Projekte zur Nutzung erneuerbarer Energie | Foto: Imago Images / Roland Hartig

Mit Anleihen verdienten sich An­leger viele Jahre keine goldene Nase. Nach der langen Niedrigzinsphase mit unterirdischen Renditen brach der Markt angesichts der hohen Inflation und Zins­erhöhungen im vergangenen Jahr ein.

Auch nachhaltige Rentenpapiere waren vom Abwärtstrend betroffen. Der Non­-Pro­fit­-Organisation Climate Bonds Initiati­ve zufolge sank das Emissionsvolumen grüner, sozialer und nachhaltiger Anlei­hen (engl.: Green, Social, Sustainability, Sustainability ­linked bonds, Transition bonds; kurz: GSS+-Bonds) im Vergleich zum Vorjahr um 24 Prozent auf 858,5 Mil­liarden US-­Dollar. In diesem Jahr läuft der Trend in die entgegengesetzte Richtung.

 

 

Nachhaltige Rentenmärkte brummen

Die nachhaltigen Rentenmärkte starteten laut der Climate Bonds Initiative stark ins erste Quartal. Das Ausgabevolumen von GSS+-Bonds belief sich laut der Organi­sation in den Monaten Januar bis März auf 204,8 Milliarden Dollar. Das seien 17 Prozent mehr als im vorherigen Quartal. Grüne Anleihen leisteten mit einem Plus von 122,9 Milliarden Dollar den größten Beitrag zum gestiegenen Volumen.

 

Eine Emission von Siemens Energy ver­ deutlicht das Interesse von Anlegern an grünen Anleihen: Im März platzierte das Unternehmen ein grünes Rentenpapier mit einem Nennwert von 1,5 Milliarden Euro auf dem Markt. Es besteht aus zwei festverzinslichen Tranchen in Höhe von je 750 Millionen Euro. Die erste Tranche hat eine Laufzeit von drei Jahren und einen jährlichen Kupon von 4 Prozent, die zweite Tranche läuft über sechs Jahre und hat einen Kupon von 4,25 Prozent per annum.

Siemens zufolge war das Or­derbuch der beiden Tranchen rund 5,5 Milliarden Euro schwer. Auf staatlicher Seite begab das Bundesland Hessen im Juni seine zweite grüne Anleihe mit ei­ nem Volumen von einer Milliarde Euro. Das Rentenpapier läuft zehn Jahre und ist mit einem Kupon von 2,875 Prozent ausgestattet. Dem hessischen Finanzmi­nisterium zufolge war die Emission mehr als 2,4­fach überzeichnet.

Grund für die hohe Resonanz der In­vestoren ist auch die Zinswende. Anleger greifen nun auf Neuemissionen zurück, um ihre Kuponerträge dem Zinsumfeld anzupassen. Dabei stehen auch nachhal­tige Trends im Fokus. Einer aktuellen Um­frage der Landesbank Baden­-Württemberg (LBBW) und des Magazins „Finance“ im deutschsprachigen Raum zufolge sam­ melten 73 Prozent der befragten Experten bereits Erfahrungen mit nachhaltigen Finanzierungen. Die Zahl ist im Vergleich zur Vorjahresbefragung gestiegen und zeigt einen Zuwachs von über 20 Prozent­ punkten zur ersten Umfrage im Jahr 2020.

Anleger können vom nachhaltigen Trend profitieren

Privatanleger können über Rentenfonds vom Boom grüner Anleihen profitieren. Ihr Spektrum ist breit und über Staats- und Unternehmensanleihen unterschiedli­cher Bonitäten und Regionen verteilt. Christoph Eckart von der Investmentge­sellschaft Impact Asset Management legt mit dem Dual Return Vision Microfinance Local Currency (ISIN: LU0646936384) beispielsweise in Entwicklungs-­ und Schwellenländern an. Der Portfoliomana­ger investiert in festverzinsliche Anlagen von Finanzinstituten, die Mikrokredite vergeben.

Sie sollen Menschen zugute­ kommen, die in ihren Heimatländern keinen anderweitigen Zugang zu Finan­zierungen haben und einen Grundstein für Unternehmensgründungen benötigen. Für die Förderung von Mikrokrediten in Schwellen­- und Entwicklungsländern spricht aus Eckarts Sicht die Bevölkerungs­verteilung auf der Erde: Rund 80 Prozent der Menschen leben in aufstrebenden Staaten. Im Vergleich zur Bevölkerung in Industrienationen seien sie jünger und weniger verschuldet. Hinzu komme die erfreuliche demografische Entwicklung, die der Wirtschaft gute Zukunftsaussichten beschere.

Aktuell konzentriert sich Eckart auf Investments in Mittel­ und Südame­rika, Zentral­ und Südostasien und im Kaukasus. Besonders engagiert ist er in Us­bekistan, Indien, Mexiko und Costa Rica. In diesen Ländern ist die Nachfrage nach Finanzierungen dem Fondsmanager zu­ folge besonders hoch. Es gebe dort solide verwaltete Mikrofinanzinstitute, eine gute Rückzahlungsmoral und hohes Interesse an gesellschaftlichem Fortschritt.

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Speziell in Costa Rica habe sich die Regierung hohe soziale und ökologische Standards auf die Fahne geschrieben. Das mittelamerikani­sche Land verfüge über ein gut ausgebautes Sozialsystem und gehöre beim Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft interna­tional zu den Vorreitern. Costa Rica habe sich im Jahr 2015 verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden, und sei führend beim Öko­-Tourismus. „Zudem profitiert die Landeswährung, der Costa­-Rica­-Colón, von der Verlagerung von Lieferketten aus Asien nach Zentralamerika“, erklärt Eckart, dessen Fonds es in den vergangenen fünf Jahren auf ein Performance­-Plus von 35,1 Prozent brachte.

Michaël Vander Elst und Hugo Verdiè­re von Degroof Petercam Asset Manage­ment (DPAM) liebäugeln wie Eckart mit Schwellenländeranleihen. Die Männer investieren mit dem DPAM L Bonds Emer­ging Markets Sustainable (LU0907927338) unter anderem in brasilianische, mexika­nische und indonesische Staatspapiere (Stand: 30. Juni 2023). Aus ihrer Sicht entwickeln sich lokale Bonds weiterhin erfreulich, da die meisten Zentralbanken der aufstrebenden Märkte bei den Leitzin­ sen vor dem Höhepunkt stehen dürften.

 

 

 

„Sie haben aktiv genug gehandelt, um einen positiven Realzins-­Puffer zu schaf­fen, und wir sehen Anzeichen dafür, dass die Gesamtinflation ihren Höhepunkt erreicht hat, was sich positiv auf künfti­ge lokale Gewinne auswirkt“, schreiben die Fondsmanager in einem Kommentar (Stand: 31. Mai 2023). Ihr Anlagekonzept ist derweil von Erfolg gekrönt: Auf Fünf­-Jahres­-Sicht bescherte der DPAM L Bonds Emerging Markets Sustainable Investoren einen Ertrag von 17,1 Prozent.

Hier geht es zur Übersicht Anleihefonds nach Artikel 9.

Mit dem Candriam Sustainable Bond Global High Yield (LU1644441120) er­wirtschafteten Investoren in den ver­gangenen fünf Jahren mit 7,1 Prozent einen etwas geringeren Ertrag. Portfo­liomanager Thomas Joret legt global in Hochzinsanleihen an. Mit einer Nach­haltigkeitsanalyse will er Geschäftsrisi­ken von Unternehmen aufspüren.

Joret bewertet soziale Faktoren, die Mitarbei­ter, Kunden und Lieferanten betreffen. So will der Anleiheexperte sicherstellen, dass Beschäftigte gleichbehandelt wer­den. Ein weiterer wichtiger Aspekt in Jorets Anlagekonzept sind Gesundheit und Sicherheit – besonders in Sektoren wie dem Bergbau, in denen Mitarbei­ter hohen Risiken ausgesetzt sind. Joret prüft, ob Unternehmen Menschenrechte einhalten, indem er Interaktionen und Arbeitspraktiken in Lieferketten unter die Lupe nimmt. Dabei spielen auch lokale Proteste und Rechtsstreitigkeiten eine Rolle.

Zudem ist die Produktsicherheit für Kunden ein wichtiger Bestandteil von Jorets ESG­-Analyse. In diesen Bereich fallen beispielsweise Sicherheitsrückru­ fe, die für die Industrie teuer sind. „Wir befassen uns auch mit der Qualitäts­ und Sicherheitsversicherung, die Unterneh­ men abschließen können, um Kunden zu entschädigen“, erklärt Joret. Der Portfoli­omanager konzentriert sich auf amerika­nische und europäische Emittenten, de­ren Risiken er aufgrund der Häufigkeit der Berichterstattung und der Transparenz leichter beurteilen kann.

Eine spezielle Länderallokation nimmt er allerdings nicht vor. Im aktuellen Marktumfeld nimmt Joret besonders Firmen mit Preis­gestaltungsmacht und der Möglichkeit, Inflationskosten weiterzugeben, ins Vi­sier. Besonders interessant sind aus Sicht des Portfoliomanagers Unternehmen aus der Telekommunikations­- und Health­care­-Branche. „Ich bevorzuge Häuser mit umsichtigem Management“, betont Joret.

Seine Strategie dürfte Anlegern im an­ gespannten Kapitalmarkt mit geopoliti­schen Konflikten, hoher Inflation und steigenden Zinsen entgegenkommen. Wie erfolgreich sie ist, werden die kommen­ den Monate zeigen. Das Ausgabevolumen nachhaltiger Anleihen dürfte angesichts der grünen Wende der Wirtschaft jeden­falls hoch bleiben.

 

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