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Green Bonds stärken den Klimaschutz in Schwellenländern

Green Bonds, also Anleihen, die ausschließlich in nachhaltig orientierte Projekte investieren, gehören zu den wirksamsten Instrumenten, um den Herausforderungen des Klimawandels in Schwellenländern zu begegnen. Gleichzeitig bieten sie eine interessante Dynamik für Investoren.
Angesichts der jüngsten Entwicklungen in der EU-Taxonomie konzentrieren sich viele Diskussionen auf die Europäische Union, aber um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, ist eine globale Perspektive erforderlich. Der Energieverbrauch wächst in Schwellenländer am schnellsten, was bedeutet, dass die Temperaturanpassungsziele des Pariser Abkommens nicht erreicht werden können, wenn die Schwellenländer auf ihrem derzeitigen CO2-Pfad bleiben.
Energieverbrauch der Schwellenländer: Zu hoch, um ignoriert zu werden
Zwar sind die derzeitigen Pro-Kopf-Emissionen in den meisten Schwellenländern relativ niedrig, vor allem im Vergleich zu den meisten Industrieländern, aber ihre wirtschaftlichen und demografischen Aussichten werden zu einem starken Anstieg des Energieverbrauchs führen. Da CO2 keine Grenzen kennt, hat dies globale Auswirkungen.
Bis 2030 wird Indien die Europäische Union als drittgrößten Energieverbraucher der Welt überholen. Bis 2040 wird Indien seinen Primärenergieverbrauch voraussichtlich um 70 Prozent steigern. Das ist nur ein Beispiel, aber es zeigt, wie groß die Herausforderung ist, vor der die Schwellenländer und die gesamte Welt in den kommenden Jahrzehnten stehen.
Letztlich bietet diese Herausforderung eine einzigartige Chance für Schwellenländer, bestimmte kohlenstoffintensive Technologien aufzugeben und sich auf sauberere und effizientere Technologien zu konzentrieren. Beispielsweise kann ein Land wie Nicaragua, das derzeit nur über eine sehr begrenzte Elektrizitätsinfrastruktur verfügt, von Kohle auf erneuerbare Energiequellen wie Solar- und Windenergie umsteigen.
Finanzierungslücke muss dringend geschlossen werden
Für eine weltweite nachhaltige Entwicklung sind Investitionen in noch nie dagewesener Höhe erforderlich, insbesondere in Projekte mit großer Wirkung und Skalierbarkeit. Vor allem die Schwellenländer (China ausgenommen) benötigen jährlich rund eine Billion US-Dollar an Klimafinanzierung. Nach Angaben der Rockefeller Stiftung fließt jedoch weniger als ein Drittel des benötigten Kapitals in diese Regionen. Es ist daher dringend notwendig, diese massive Finanzierungslücke zu schließen und gleichzeitig vielversprechende Möglichkeiten für alle Beteiligten zu schaffen.
Mehrere Schwellenländer sind bereit, solche Kapitalströme aufzunehmen. Es gibt Projekte in diesem Bereich, die das Potenzial haben, in großem Maßstab durchgeführt zu werden und eine große Wirkung zu entfalten. Da die Folgen für diese Länder noch gravierender sind, haben die Regierungen einen größeren Anreiz, Projekte zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen zu entwickeln und umzusetzen. Für diese Länder geht es nicht nur darum, das Richtige zu tun, sondern auch ums Überleben. Das fehlende Schlüsselelement ist daher das Kapital.
Chile zum Beispiel positioniert sich an der Spitze der erneuerbaren Energien. Das Land hat sich verpflichtet, bis 2030 mehr als 80 Prozent der gesamten Stromerzeugung auf erneuerbare Energien umzustellen - keine leichte Aufgabe, zumal Kohle ein wichtiger Bestandteil des Stromnetzes ist. Doch bereits 2022 beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung über 50 Prozent, was eine enorme Verbesserung gegenüber den Vorjahren darstellt und das Ziel glaubwürdig macht. Die breite Zustimmung in der Bevölkerung und die parteiübergreifende Unterstützung bilden ein stabiles Umfeld für die Privatwirtschaft, um Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu entwickeln. Private Unternehmen haben mit Projekten in den Bereichen Energiespeicherung, -übertragung und -erzeugung eine entscheidende Rolle bei der Energiewende in Chile gespielt. Mit zusätzlichen Investitionen ist das Potenzial enorm.
Green Bonds: Ein wirksames Instrument für den Klimaschutz
Anleger können sich an der Lösung beteiligen, insbesondere durch gelabelte Produkte wie Green Bonds auf der liquiden Seite. Der bei Green Bonds angewandte Ansatz der Erlösverwendung wird von internationalen Organisationen (UN, G20, OECD, IWF, EU) weithin als Schlüsselinstrument anerkannt, um die Effizienz nachhaltiger Finanzierungen zu verbessern und mehr private Investitionen zu mobilisieren. Green Bonds werden von Unternehmen zur Finanzierung umweltfreundlicher, förderungswürdiger Projekte eingesetzt, beispielsweise in den Bereichen Energieeffizienz, sauberer Verkehr, Wärmedämmung und Abfallmanagement. Diese Instrumente sind gut reguliert und folgen strengen Richtlinien, die es den Anlegern ermöglichen, die Finanzierung bis zur Projektebene zu verfolgen und so ihre Auswirkungen zu messen.
Der Markt für gelabelte Anleihen ist ein sehr schnell wachsendes Segment, das mit rund vier Billionen US-Dollar bereits eine beachtliche Größe erreicht hat. Davon entfallen etwa 25 Prozent auf Schwellenländer. Seit 2017 hat sich die Auflage von Schwellenländeranleihen mehr als verachtfacht, und es wird erwartet, dass sich dieses Wachstum in hohem Tempo fortsetzt. Auf der Nachfrageseite hat das Interesse an diesem Bereich zugenommen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass mehr als zehn Billionen US-Dollar an institutionellen Vermögenswerten für die Umstellung auf Net Zero vorgesehen sind.
Die Mittelzuflüsse bestätigen dies: Nachhaltige Schwellenländerfonds verzeichneten im vergangenen Jahr Zuflüsse, während die Abflüsse aus nicht nachhaltigen Schwellenländerfonds so hoch waren wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Dies stellt eine interessante Dynamik für Anleger dar, da die Markttiefe in Verbindung mit der technischen Dynamik das Segment nicht nur aus finanzieller Sicht, sondern auch aus Impact-Perspektive attraktiv macht.
Aktives Investieren ist in diesem Bereich unerlässlich, da Green Bond nicht gleich Green Bond ist. Ihre Transparenz ermöglicht es Portfoliomanagern, ihre tatsächliche Wirkung zu bewerten und zu analysieren. Ein Immobilienunternehmen, das einen Green Bond emittiert, um ein neues, großes, umweltzertifiziertes Hotel am Strand zu bauen, kann das gleiche Label haben wie ein Unternehmen für erneuerbare Energien, das einen Green Bond emittiert, um ein neues Windkraftprojekt zu finanzieren. Daher ist in diesem Bereich ein kritischer und aktiver Ansatz erforderlich.
Letztlich gibt es kein Allheilmittel gegen den Klimawandel, aber eine Kombination der verfügbaren Instrumente kann viel bewirken, einschließlich öffentlicher und privater Initiativen sowie illiquider und liquider Anlagen. Für uns sind Green Bonds eines der wirksamsten Instrumente im Bereich der Liquidität.
Über die Autorin: Lisa Turk ist Portfoliomanagerin für Schwellenländeranleihen bei Edmond de Rothschild Asset Management.