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Greenback erstarkt „Schwellenländer sind widerstandsfähiger als viele glauben“

Von in MärkteLesedauer: 4 Minuten
Morgan Harting, Portfolio Manager Emerging Markets Multi-Asset bei Alliance Bernstein (AB): „Schwellenländer sind heute gegenüber einem starken Dollar bedeutend weniger anfällig als vor fünf Jahren.“
Morgan Harting, Portfolio Manager Emerging Markets Multi-Asset bei Alliance Bernstein (AB): „Schwellenländer sind heute gegenüber einem starken Dollar bedeutend weniger anfällig als vor fünf Jahren.“ | Foto: Alliance Bernstein

Die Erholung der Schwellenländer von Anfang 2017 bis Anfang 2018 fiel mit einer steten Abschwächung des Dollars zusammen. Ob dies reiner Zufall war, ist zu bezweifeln. In der Tat sehen viele Analysten den Abschwung des Greenback als einen wesentlichen Faktor für die erstaunliche Wertentwicklung in den Schwellenländern.

Investoren ziehen Geld aus EM-Fonds ab

Als der Dollar jedoch zu Beginn dieses Jahres zulegte, gerieten EM-Assets unter Druck und insbesondere Anleihen verzeichneten erhebliche Rückgänge. Doch nicht nur sie: Bereits nach vier Monaten zogen nervöse Anleger Geld aus sowohl Anleihe- als auch Aktienfonds ab, die in den Schwellenländern investieren.

Nach gängiger Meinung ist ein stärkerer Dollar für EM-Schuldner problematisch, denn diese müssen ihre Verbindlichkeiten zu einem weniger günstigen Wechselkurs zurückzahlen. Viele Analysten sehen das Comeback des Dollars als Anzeichen für eine allgemeine Liquiditätsverknappung. Gleichzeitig ist es auch ein Anzeichen dafür, dass die Risikobereitschaft der Anleger nachlässt und diese Geld aus den risikoreicheren Schwellenländern abziehen – und das stellt Schwellenländer-Assets vor Herausforderungen.

Dollarstärke im Kontext

Das alles sind valide Punkte. Betrachtet man die gegenwärtige Situation jedoch im Gesamtkontext, ergibt sich ein anderes Bild. Obwohl sich der Dollar im April erholt hat, wird er immer noch um etwa 10 Prozent niedriger gegen andere wichtige Währungen gehandelt, als während seines Höchststands Anfang 2017. Seinen Fünfjahresdurchschnitt hat der Dollar nicht überstiegen. Aus diesem Grund ist der Wechselkursdruck für EM-Schuldner unserer Meinung nach durchaus tragbar.

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Der Liquiditätsdruck könnte ebenfalls überbewertet sein. Zwar dürfte sich der Liquiditätsspielraum weltweit schmälern. Anleger sollten jedoch bedenken, dass dieser Schritt von einem extrem lockeren Niveau aus erfolgt. Gleichzeitig wird von den meisten großen Zentralbanken erwartet, dass sie ihre akkommodierende Politik zumindest für den Rest des Jahres beibehalten werden.

Währung ist nicht so wichtig

Währungsschwankungen spielen für EM-Unternehmen und die betreffenden Länder heute möglicherweise keine so große Rolle wie in der Vergangenheit. Viele EM-Unternehmen erwirtschaften jetzt den Großteil ihrer Gewinne in ihren Heimatmärkten und sind weniger in Dollar verschuldet. Hierzu gehören einige der größten Indexschwergewichte, wie etwa chinesische Internetunternehmen, die kaum auf Änderungen des Dollarkurses oder der Zinssätze reagieren. Exportabhängige Unternehmen dagegen profitieren von der Aufwertung des Dollar, was ihre Wettbewerbsfähigkeit insbesondere auf dem US-Markt verbessert.

Schwellenländer sind heute gegenüber einem starken Dollar bedeutend weniger anfällig als vor fünf Jahren. Denn: Sie haben nach der globalen Finanzkrise ihre Hausaufgaben gemacht und dafür gesorgt, dass ihre Außenbilanzen viel solider und weniger auf externe Finanzierung angewiesen sind. Hierbei gibt es selbstverständlich Ausnahmen, die schwächer erscheinen, wie zu Beispiel die bereits erwähnte Türkei. Daher müssen Anleger in einem von einem starken Dollar geprägten Umfeld selektiv sein, wenn sie sich EM-Anleihen nähern.

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