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Griechenland Anlagenotstand wieder groß?

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Dieses Anlagemodell ist nicht nachhaltig…


Wirtschaftlich hängt Griechenland weiterhin am Tropf der internationalen Hilfsgelder, die von der EZB, dem Euro-Rettungsschirm und dem Internationalen Währungsfonds stammen.

Seit der Ankündigung von EZB-Chef Mario Draghi im Juli 2012, dass die EZB alles Notwendige tun wird, um den Euro zu erhalten, war allen Beteiligten klar, dass es sich nicht lohnt, gegen die EZB und auf den Zerfall der Eurozone zu wetten.

In den letzten beiden Jahren konnten Investoren daher auch attraktive Zinsen in Spanien, Portugal und Italien einstreichen und zusätzlich erhebliche Kursgewinne generieren.

Diese Spekulation ist aufgegangen, aber inzwischen vorbei – eine „g'mahte Wies'n“, wie man in Bayern sagt. Es muss nun eine neue Story her, ein neues Pferd, das man abreiten kann. Da kommt Griechenland gerade recht.

Durch die neuen Umschuldungsvereinbarungen hat Griechenland Zeit für Reformen und für einen wirtschaftlichen Aufschwung bekommen. Investoren wetten inzwischen darauf, dass die EZB und der Euro-Rettungsschirm Griechenland weiterhin unterstützen, sollte es einmal eng werden.

Durch die niedrigen Zinsen kann man günstig Geld aufnehmen und in griechische Anleihen anlegen – ein Zinsdifferenzgeschäft, wenn man so will. Aber es ist nicht risikolos!

Es hat bei Zypern nicht funktioniert und auch Anleger in griechischen Anleihen haben einen Preis gezahlt. Warum sollte man sie nicht erneut zur Kasse bitten, wenn Griechenland in fünf Jahren mehr Geld als erwartet braucht?

…aber wo kann man sonst noch sinnvoll investieren?


In einem Umfeld niedriger Zinsen für erstklassige Anleihen und niedriger Prämien für risikobehaftete Anlagen ist es äußerst herausfordernd, sein Kapital sinnvoll anzulegen.

Hinzu kommt, dass auch die Aktienmärkte in den entwickelten Volkwirtschaften nicht mehr wirklich preiswert sind und die Bewertungen zum Teil ambitioniert sind. Was kann man tun?

Bieten sich nicht gerade in der aktuellen Situation derartige Anlagegelegenheiten wie in Griechenland an? Aus meiner Sicht kommen für den langfristig denkenden Anleger nur Investitionen in Betracht, bei denen die Zahlungsströme für die Zinsen, die Dividenden oder für Investitionen im Unternehmen, durch die Ertragskraft der Unternehmen oder der Staaten nachhaltig sichergestellt sind.

Wenn das nicht der Fall ist, handelt es sich eher um eine Wette auf die Zahlungsfähigkeit des Schuldners als um ein seriöses Investment.

Fazit: Als Anleger müssen wir Chancen und Risiken von Kapitalanlagen sinnvoll miteinander abwägen. Bei der neuen Griechenland-Anleihe liegt die Phantasie in der angenommenen Bereitschaft der EZB, Griechenland im Notfall zu stützen. Außerdem rechnen viele Experten mit einer Konsolidierung der griechischen Wirtschaft und einer Erholung in den nächsten Jahren.

Aber die Risikoprämie entspricht nicht dem eigentlichen Ausfallrisiko, das Anleger für Anleihen dieser Bonität normalerweise zahlen müssten. Diese Diskrepanz sollt uns stutzig machen und zur Vorsicht mahnen.

Privatanleger sollten besonders aufpassen, da sie im Zweifel nicht vom Staat gerettet werden, wie die Erfahrung der Vergangenheit uns lehrt. Ein altes Sprichwort sagt: „Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach!“

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