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Großartige Anlagemöglichkeit Disruption schafft neue Chancen

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Dies bringt uns zu der Frage, wie sich also Disruption erkennen lässt, bevor sie entsteht? Gewiss gibt es je nach Branche mehr oder weniger zahlreiche Faktoren, die Disruptionsanreize liefern. Den gemeinsamen Nenner bilden jedoch hohe Erträge, die nicht durch Regulierung geschützt sind. Als besonders interessant erachten wir in diesem Zusammenhang Branchen, die von Informationsintransparenzen und -asymmetrien profitieren.

Angesichts der Tatsache, dass Informationen dank moderner Technik zunehmend verfügbarer und günstiger werden (zum Beispiel Preisvergleich-Websites), sehen wir die Wandelanfälligkeit dieser Branchen bedingt durch ihre Art des Geldverdienens.

Von Bedeutung sind hier etwa der Versicherungssektor (zum Beispiel Telematik und dynamische Policen-Preisgestaltung), das Immobilienmaklergeschäft und die Personalvermittlung, weil in diesen Fällen eine der Transaktionsparteien häufig einen erheblichen Informationsvorsprung hat.

Welche Branchen sind von größeren Disruptionen bisher verschont geblieben? An erster Stelle stehen die Bereiche Gesundheit und Pharma, was sich vielleicht durch den relativ hohen Regulierungsgrad (Patente, Zulassungen) und die Erfordernis von Größenvorteilen erklären lässt. Neue Behandlungsfelder wie die Immuntherapie und Genomikforschung könnten jedoch die Branchendynamik einschneidend verändern.

Finanzdienstleistungen sind ein weiterer Bereich, in dem etablierte Anbieter durch Regulierung einigermaßen geschützt sind. Doch auch hier gibt es bereits erste alternative Kanäle und Produkte, wie sogenannte Peer-to-Peer-Kredite und Crowdfunding.

Die attraktivste Investitionsart in Disruption besteht darin, glaubwürdige Innovatoren bereits in ihrem Frühstadium zu identifizieren. Aufgrund der geringen Erfolgsquote neuer Anbieter, der herrschenden Informationsasymmetrie und der Tatsache, dass diese Unternehmen vielfach privat gehalten sind, kann sich dies jedoch als recht schwierig oder gar erfolglos erweisen.

Die aus Investitionssicht angemessenere Herangehensweise an Disruption wäre demnach zu verstehen, wie der Umsatzpool einer Branche schrumpfen beziehungsweise sich verlagern kann, und herauszufinden, welche etablierten Anbieter am stärksten verdrängungsgefährdet sind und somit gemieden oder verkauft werden sollten. Dazu wiederum müssen wir verstehen, wie Unternehmen auf Disruption reagieren können.

Der Harvard-Professor Clayton Christensen hat schon viel zu diesem Thema geschrieben (unter anderem „The Innovator's Dilemma“) und dabei festgestellt, dass sich in der Vergangenheit vor allem zwei Arten von Reaktionen bewährt haben. So können Unternehmen, die potenziellen neuen Konkurrenten ausgesetzt sind, innerhalb der Organisation kleine, autonome Teams gründen. Diese Teams haben den Auftrag zur „Selbstdisruption“, das heißt, Wandel von innen heraus anzuregen.

Der Erfolg dieses Ansatzes hängt davon ab, inwieweit die richtigen Talente hierfür gefunden werden können und das kulturelle Gefüge des Unternehmens erhalten bleibt. Die zweite Möglichkeit beruht auf Fusionen und Übernahmen (M&A): Etablierte Marktakteure erwerben potenzielle disruptive Innovatoren, sichern sich so den Zugang zu Innovation und Talenten und schalten nebenbei noch die neue Konkurrenz aus. Es handelt sich dabei in der Regel um kapitalstarke Branchenschwergewichte, die mit dem Zukauf ihre Marktposition verteidigen oder stärken wollen.

Für derlei M&A-Aktivitäten gibt es zahlreiche jüngere Beispiele, vor allem aus den Bereichen Technologie, Gesundheit, Medien und Basiskonsum. Doch ist es für Unternehmen sehr schwierig, angemessen zu reagieren, und es dürfte wohl noch schwieriger werden, da sich die Branchendefinitionen ändern und die Grenzen dabei verwischen.

Die letzte Option schließlich besteht darin, eine Regulierung heraufzubeschwören. Ein aktuelles Beispiel hierfür sind die juristischen Anstrengungen etablierter Taxibetreiber und Hotels gegen Uber/Airbnb oder die unabhängigen Buchhändler in Frankreich, die gegen Amazon zu Felde ziehen. Für gewöhnlich verzögert dies jedoch nur das Unausweichliche.

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