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Aktualisiert am 23.10.2014 - 12:27 UhrLesedauer: 10 Minuten

Großer Absolute-Return-Roundtable „Ohne Risiko wird’s nicht gehen“

Die Teilnehmer an der Diskussionsrunde (von links): Jürgen Jann, Alexander Lehmann, Klaus-Dieter Erdmann, Dirk Söhnholz, Lars Rothe, Michael Jensen, Gunther Westen (Foto: Uwe Nölke)
Die Teilnehmer an der Diskussionsrunde (von links): Jürgen Jann, Alexander Lehmann, Klaus-Dieter Erdmann, Dirk Söhnholz, Lars Rothe, Michael Jensen, Gunther Westen (Foto: Uwe Nölke)
DAS INVESTMENT.com: Absolute Return – das klingt nach permanenten Erträgen ohne Risiko. Ein glücklicher Begriff?

Jürgen Jann, Walser: Unsere Welt hat sich in den zurückliegenden Jahren verändert. Die Renditen sind nach unten gegangen. Und wir haben es nicht leicht, mehr als den risikofreien Zins als Absolute Return zu versprechen.

Wir nutzen im Asset Management verschiedene prognosefreie Module, mit denen wir dieses Ziel erreichen. Allerdings: Ganz ohne Risiko geht das natürlich auch nicht. Man muss dem Kunden fairerweise sagen, dass zur Chance immer auch das Risiko gehört.

Michael Jensen, Moventum:
Ich möchte es so ausdrücken: Absolute Return in Fondsform ist ein Trugbild. Es gibt eigentlich nur zwei Absolute-Return-Produkte: für den Euro-Investor die deutsche Staatsanleihe und für den US-Investor die US-Staatsanleihe. Alles andere sind leere Versprechen, denn ohne Risiko läuft gar nichts. Der Endkunde muss lernen, dass er ein gewisses Risiko eingehen muss, um überhaupt einen Ertrag erzielen zu können.

Gunther Westen, Meriten:
Einspruch. Ich glaube nicht, dass US-Treasuries oder deutsche Bundesanleihen risikolose Assets sind. Wenn Sie auf Endfälligkeit investieren, mag das noch zutreffen, aber wenn Sie eine zehnjährige Anleihe haben, die zwischenzeitlich vielleicht mal 5, 6 Punkte unter Wasser ist, haben Sie kein risikoloses Investment.

Es gibt immer wieder Zinserhöhungsphasen, wo es durchaus mal zur Sache gehen kann. Ansonsten stimme ich aber zu, dass ohne ein gewisses Risiko letztendlich kein Return zu erzielen ist.

Dirk Söhnholz, Veritas Investment:
Elementar ist die Frage, wie und vor welchem Zeithorizont man Risiko misst. Das perfekte Absolute-Return-Portfolio ohne Verluste gibt es sicherlich nicht. Aber nehmen Sie das Stiftungsvermögen von Yale und Harvard, die mit einem sehr langfristigen Horizont gemanagt werden, sehr breit streuen und früh bei vielen Investmentthemen dabei sind.

Das führt zu einer Asset Allocation, die dauerhaft einen absoluten Return ergibt. Auch wenn das Yale-Portfolio 2008 rund 20 Prozent verlor, ist es schnell wieder aus dem Tal herausgekommen.

Lars Rothe, Wave: Mit Absolute Return oder auch Total Return greifen wir den Grundgedanken auf, weswegen Menschen überhaupt Geld in Fonds anlegen. Die Kunden möchten ihr Geld ertragreich anlegen. Also sind Substanzerhalt und langfristiger Ertragsaufbau zentral. Deswegen gehören gut gemanagte Absolute-Return-Fonds in jedes Portfolio, sozusagen als Stoßdämpfer, hinein. Wie viel, muss jeder für sich nach seiner persönlichen Risikoneigung entscheiden.

Sind Absolute-Return-Fonds also ein Basisinvestment?


Alexander Lehmann, Invesco:
Ja, durchaus. Aber wir müssen auch sehen, dass viele Endkunden Absolute Return als positive Kalenderjahr-Performance interpretieren, bei der sie erwarten, dass der Fonds nie Miese macht. Absolute Return war die Antwort der Branche auf das Platzen der Tech-Bubble.

Als die Kunden seinerzeit ihre Portfolios angeschaut haben und enttäuscht beim Bankberater standen, musste der etwas Neues zu erzählen haben. Und das war: Wir haben verstanden, wir liefern jetzt wie im institutionellen Bereich absolute Renditen und nicht mehr nur relative.

Wenn die Benchmark bei minus 10 Prozent lag, ein Fonds bei minus 5, wurde das zuvor als Erfolg verkauft. Aber Geld verloren hatte der Kunde so oder so. Es ist besser, hier zumindest auf Sicht eine positive Performance anbieten zu können.

Klaus-Dieter Erdmann, MMD:
Das stimmt, auch ich halte den Begriff Absolute Return für ein leeres Versprechen, und jeder Anbieter und jeder Kunde versteht etwas anderes darunter. Wir bei MMD reden deshalb zum einen von vermögensverwaltenden Fonds, die vielfach auch als Multi-Asset-Fonds bezeichnet werden und die in mehrere Anlageklassen und damit benchmark-unabhängig investieren.

Sie streben an, zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Asset-Klasse zu sein. Dagegen grenzen wir zum anderen die strategisch alternativ gemanagten Fonds ab, die im engeren Sinn häufig auch als Hedgefonds oder Absolute-Return-Fonds bezeichnet werden. Jene ziehen ihre Rendite in erster Linie aus der Managementstrategie und nicht aus der Asset-Klasse. Bei Ersteren habe ich ein größeres Marktrisiko, bei den zweiten ein größeres Managerrisiko.
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