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Aktualisiert am 23.10.2014 - 12:27 UhrLesedauer: 10 Minuten

Großer Absolute-Return-Roundtable „Ohne Risiko wird’s nicht gehen“

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Ist die Nachfrage nach Absolute-Return-Konzepten in der letzten Zeit denn nennenswert gestiegen?

Jann:
Wir verzeichnen eine starke Nachfrage nach Multi Asset und vermögensverwaltenden Produkten, aber nicht unbedingt nach reinen Absolute-Return-Konzepten.

Das liegt auch daran, dass viele Absolute-Return-Produkte in der letzten Zeit nicht ganz so gut performt haben. Multi-Asset-Produkte sahen im Vergleich in den letzten Jahren besser aus und haben teils sehr ansprechende Renditen generiert. So tendieren die Kunden stärker in diese Richtung.

Und eins lässt sich klar beobachten: Der typische deutsche Kunde, der eher konservativ investiert, kommt aus dem reinen Fixed-Income-Bereich langsam heraus.

Rothe:
Immer dann, wenn die Börsen haussieren, richtet sich die Kundennachfrage auf Relative-Return-Mandate. Man will hier noch die letzten Renditepunkte aus haussierenden Aktien- und Rentenmärkten mitnehmen. Nach Crash-Märkten wie 2008 oder nach 2002 und 2003 stand wiederum Absolute Return hoch im Kurs.

Jensen:
Aber Absolute Return kann nicht bedeuten, 2008 0 Prozent Return hinzulegen und von 2009 bis 2014 jährlich nur zwischen 1 und 2 Prozent zu liefern. Das ist zu wenig, trifft aber auf etliche Fonds zu. Wir sind auf den Retail-Markt spezialisiert und haben unser Angebot mit den Vertriebsgruppen zusammen entwickelt.

Was will heute ein Anleger erreichen? Ich denke, zwischen 3 und 6 Prozent per annum auf Vierjahressicht. Und warum haben so viele Absolute-Return-Konzepte versagt? Um es in der Fußballsprache zu sagen: weil sie keinen Stürmer aufgestellt haben. Oder anders gesagt: Man muss breit diversifiziert sein und möglichst viele Alphaquellen nutzen können.

Westen:
Ein Absolute-Return-Produkt soll über einen Zwei- oder Drei-Jahres-Zyklus zumindest die Nulllinie halten und in Phasen, die besser laufen, zwar nicht ganz vorn mitspielen, aber auch eine relativ gute Performance liefern. Wenn man in die Zukunft schaut, kann man Bauchgrimmen bekommen.

Die Kollegen vom Credit-Bereich haben mir Folgendes gezeigt: 2006 konnte man sich für einen Return von 4 Prozent auf fünf Jahre bei Anleihen im Single-ABereich tummeln – mit einer Ausfallwahrscheinlichkeit von etwa 1 Prozent. 2010 musste man für das gleiche Return-Ziel schon in mit BBB bewertete Anleihen mit einer Ausfallwahrscheinlichkeit von rund 2 Prozent investieren.

Und wenn man heute solch ein Portfolio zusammenstellt, hat man eine Ausfallrate von rund 20 Prozent mit einem Rating von Single-B-Plus. Anders gesagt: Das Ausfallrisiko für ein Renditeziel von 4 Prozent hat sich verzwanzigfacht. Das wissen die meisten Investoren nicht.

Lehmann:
Auf diese Marktgegebenheiten kann man nur noch mit einem komplexen Multi-Asset-Produkt reagieren. Dieses dann einfach und verständlich zu erklären, ist aber ein Problem. Da ist die regulatorische Seite zu nennen, auch die eigene Compliance, die hier einen Riegel vorschieben. Doch was zu kompliziert ist, wird nicht verkauft und gekauft. Dabei ist es doch allemal besser, wenn der Kunde sein Geld in einen Multi-Asset-Fonds investiert, bei dem Profis die Asset Allocation übernehmen.

Herr Söhnholz, Sie setzen mit Veritas Investment auf Trendphasenmodelle, bei denen der Computer die Allokation vorgibt. Wie oft hatten Sie denn in der jüngeren Vergangenheit das Gefühl, dass Sie trotzdem eingreifen mussten?

Söhnholz:
Wir haben zehn Fonds, die alle komplett regelbasiert und prognosefrei gemanagt werden. Die vermögensverwaltenden Fonds werden mit drei Systemen gesteuert, eins davon ist die Trendfolge. Aber wir haben eine Art Störgefühl eingebaut, denn wir verfolgen einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess.

Aufgabe des Portfoliomanagers ist es einerseits, Regeln zu implementieren, und andererseits, diese permanent kritisch zu hinterfragen. Unsere Basisallokation war beispielsweise seit Jahren eine BIP-Allokation, die zu rund 35 Prozent Aktien aus den Emerging Markets führt.

Das hat letztes Jahr nicht so wirklich toll funktioniert und ist möglicherweise auch für die Zukunft nicht immer richtig. Wir haben also die Basisallokation überprüft und sind zu dem Schluss gekommen:

Grundsätzlich ist sie noch richtig, aber es muss Ausnahmen geben können. Wir haben daher ein Signal implementiert, dass wir nun von der BIP-Gewichtung auf eine MSCI-World-Allokation wechseln können und damit die Emerging Markets ausschließen, wenn deren Signale relativ schlecht sind.
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