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Großer Altersvorsorge-Rountable 8 Experten über Altersarmut, Produktkosten und Berater-Anforderungen

Von in Lebensversicherer in der NiedrigzinsphaseLesedauer: 10 Minuten

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Doch je komplexer das Produkt, desto größerer Erklärungsbedarf. Einen Absolute-Return-Ansatz in drei Sätzen in der Tiefe darzustellen ist kaum möglich.

Neus: Deshalb ist auch hier Kommunikation das A und O. Schließlich sind die derzeit sehr stark nachgefragten Multi-Asset-Lösungen ebenfalls mit Risiken verbunden. Und Risiken muss man im Kundengespräch auch aus Haftungsgründen klar kommunizieren. Zudem gibt es vom Gesetzgeber klare Vorgaben, wie wir das Risiko-Ertrags-Profil in unseren Unterlagen darstellen müssen. Das ist ja auch gut so. Andererseits interessiert meiner Meinung nach die meisten Kunden nicht wirklich, ob dem Produkt ein Total-Return- oder Absolute-Return-Konzept zugrunde liegt. Sie wollen eine nachvollziehbare Aussage zur Sicherheit und Renditemöglichkeiten ihrer Geldanlagen. Das ist ähnlich wie bei einem modernen Auto: Wir müssen den Motor nicht komplett verstehen, um sicher ans Ziel zu kommen.

Kessler: Das sehe ich etwas anders. Das Problem mit komplexen Lösungen ist nun mal, dass diese nicht einfach zu kommunizieren sind. Um im Bild zu bleiben: Wer die Motorhaube zulässt, muss sich darauf verlassen, dass der Motor funktioniert. Das ist nicht immer gewährleistet, und dann hilft ein definiertes Rendite-Risiko-Profil wenig weiter. Der Vermittler möchte sich darauf verlassen, dass das, was er verkauft, ihm nicht später vom Kunden entgegengehalten wird. Dafür muss für ihn und den Kunden zweifelsfrei feststehen, was gekauft wird, auch wenn es mühsam ist.

Stenger: Wir haben uns mit der Frage nach der Kundenaufklärung ebenfalls stark beschäftigt. Und wir sind dabei über Energieeffizienzausweise gestolpert, die an Kühlschranken oder Waschmaschinen hängen, aber auch an den Fahrzeugen im Autohaus kleben. Das hat uns dazu motiviert, ein Multi-Asset-Produkt aufzulegen, das zunächst das Risiko und keine Renditeversprechen nach vorn stellt. Denn dies weckt keine falsche Erwartungshaltung. Die hohe Nachfrage nach Multi-Asset-Strategien hat ja auch damit zu tun, dass ein Anleger bewusst die Entscheidung über die passende Allokation im jeweiligen Marktumfeld einem Profi überlässt. Und der Kunde kann sich darauf verlassen, dass sein Risikoprofil immer gewährleistet ist. Andere Versprechen geben wir nicht. Ich glaube, dass wir mit solchen Maßnahmen das Vertrauen zurückgewinnen können.

Overbeck: Was wir als Aufklärungsmaterial herausgeben, sind Vergangenheitsbetrachtungen – bei denen wir natürlich immer hinzufügen, dass diese keine Prognose und Gewähr für die Zukunft bieten. So lässt sich aber schön zeigen, wie sich innerhalb einer Police über rollierende Zeiträume etwa ein Investment in den Dax rentiert hätte. Aber nochmals: Effektiv haben wir derzeit das Problem, dass der sichere Bereich nicht mehr funktioniert. Ich habe als Kunde eigentlich keine Wahl mehr, sondern muss in Aktien und Fonds investieren. Das muss ein Berater seinen Kunden vermitteln. Angesichts dessen verlieren tatsächlich viele Berater die Lust auf Versicherungsprodukte zur Altersvor-sorge. Sie wechseln teilweise lieber die Branche und verkaufen dann Immobilien oder Ähnliches.

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Die Regulierung hat sich unter anderem auf die Fahnen geschrieben, dass alle Kosten der Produkte ausgewiesen wer-den sollen. Ist dieses Ziel schon erreicht?

Nobis: Nein. Die Darstellungen der Effektivkosten oder der Reduction in Yield und die Modellrechnungen gehen noch sehr weit auseinander. Im Bereich der zertifizierten Produkte sind wir schon ein Stück weiter, doch auch da müssen wir schauen, was die Produktinformationsstelle zur Altersvorsorge, kurz PIA, hier bringt. Im Bereich der dritten Schicht sind wir noch lange nicht so weit, seitens der Kostentransparenz von echtem Fortschritt sprechen zu können.

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