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Dreschers Fondsgedanken Grün, grüner, am grünsten?

Björn Drescher
Björn Drescher: Der Chef des Beratungsunternehmens Drescher & Cie. sieht beim Thema Nachhaltigkeit viele Worthülsen umherschwirren. | Foto: Drescher & Cie

Die grüne Welle rollt durch die Finanzindustrie und wird sie im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltig verändern. Und das ist gut so! Eine lange Zeit aufgestaute Kraft bahnt sich ihren Weg.  Ausgelöst von Pionieren, die ihrer Zeit voraus waren und zunächst als Sonderlinge belächelt wurden, kanalisiert durch den Gesetzgeber und seinen „EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ vorangetrieben vom gesellschaftlichen Zeitgeist und zuletzt auch noch katalysiert durch den Performance-Rückenwind der Technologie- und Neuen-Energie-Aktien. Schon wird kontrovers über bilanzielle und steuerliche Sonderbehandlungen nachhaltiger Investments diskutiert.

Jetzt steht nicht mehr der im Abseits, der mitmacht, sondern der, der sich verweigert. Damit noch nicht genug, drängen immer mehr Marktakteure an die Spitze der Bewegung, wollen Vater und Mutter des Erfolges sein, beanspruchen die Erbinformation für sich: „Nachhaltigkeit liegt in unserer firmeneigenen DNA“. Schon mal gehört? Mag eine solche Äußerung in Einzelfällen jüngerer Asset  Manager vielleicht sogar zutreffen, dürfte sie zumeist eher der Suggestion der Zuhörer dienen.

Und wer gehofft hatte, die EU-Offenlegungspflichten würden die Transparenz stärken, droht im Zuge entsprechender Verlautbarungen einzelner Anbieter in diesen Tagen zu ernüchtern. Was da bisweilen schon so genannten „Artikel-6-Fonds“, die weder „hellgrünen“ ESG-konformen Best-in-Class-Fonds (Art. 8) noch „dunkelgrünen“ Impact Investments (Art.9) entsprechen, an nachhaltiger Romantik zugeschrieben wird - mit Formulierungen wie „Mainstream“ und „ESG-Basics“ – ist manchmal nur schwer zu fassen. Sie lassen Anlageprozesse assoziieren, die auch den Federn von Greta Thunberg, Bono und Papst Franziskus entstammen könnten.

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Wer sich in diesem Zusammenhang jetzt aber aufregt, dass er den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, sollte gelassen bleiben. Mit den delegierten Rechtsakten zur EU-Offenlegungsverordnung und der Verzahnung mit der Taxonomie in den kommenden Monaten werden die Anbieter ihren Worten Taten und Fakten, um nicht zu sagen Daten, folgen lassen müssen. Dann sehen wir weiter. Mancher Asset Manager, der sich heute noch für einheitliche Definitionen und Standards stark macht, könnte sich an Goethe erinnert fühlen: „Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los!“


Über den Autor:
Björn Drescher ist Gründer und Chef der Kölner Beratungsgesellschaft Drescher & Cie. Das Unternehmen hat sich insbesondere auf den Bereich Publikumsfonds spezialisiert.

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