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in AltersvorsorgeLesedauer: 7 Minuten

Grünen-Finanzexperte im Interview „Das Misstrauen gegenüber Finanzberatern ist groß“

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Ihre Lösung wäre also ein generelles Provisionsverbot?

Schick: Ja genau. Uns erreichen viele Zuschriften die zeigen, dass das Misstrauen gegen die Finanzberatungsbranche enorm groß ist. Die meisten Leute gehen mit einem schlechten Gefühl zum Berater. Es ist Zeit, einen Beratungsmarkt zu schaffen, der nicht von Misstrauen geprägt ist.

Es gibt eine neue DIN-Norm für die Finanzanalyse bei Privatpersonen, die DIN 77230. Ein hilfreicher Ansatz, Ihrer Ansicht nach?

Schick: Das Hauptproblem ist nicht die Finanzanalyse. Bei der Analyse machen viele Berater und Vermittler, glaube ich, einen guten Job. Die Norm ist ein guter Schritt, zentral aber sind die Empfehlungen, die nachher aus den Verkaufsgesprächen herauskommen. Da fängt die Fehlleitung durch die Provision an.

Was halten Sie von einem Konzept wie der Deutschlandrente: Man schafft ein staatlich eingerichtetes Standardprodukt, in das alle Arbeitnehmer investieren, wenn sie sich nicht aktiv dagegen aussprechen.

Schick: Ich habe mich schon vor dem Konzept der Deutschlandrente für ein solches Produkt ausgesprochen. Wenn der schwedische Staat es schafft, seinen Bürgern zur Altersvorsorge etwas anzubieten, das extrem niedrige Kosten hat und eine deutlich bessere Rendite bringt als die meisten Riester-Produkte in Deutschland, dann muss man sich schon fragen: Warum können die Schweden das und wir nicht? Das macht die Entscheidung für Altersvorsorge für die Menschen auch viel einfacher.

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Muss ein solches Produkt Ihrer Meinung nach unbedingt in staatlicher Hand liegen?

Schick: Es macht nur Sinn, wenn es wirklich zu minimalen Kosten zu haben ist. Das geht nur, wenn es einen staatlich organisierten Standardweg gibt – nicht, wenn wir wieder auf eine einfache Branchenlösung setzen, bei der ganz viele Leute die Hand aufhalten.

Welche Entwicklung im Finanzvertrieb stimmt Sie aktuell besonders bedenklich?

Schick: Ich glaube, dass die Niedrigzinssituation für den Finanzvertrieb eine besondere Herausforderung ist. Weiterhin sind die Deutschen zwecks Altersvorsorge vor allem in Lebensversicherungen und Anleihen investiert. Das gibt nicht die Rendite, die man braucht. Das sehe ich mit Sorge. Außerdem befürchte ich, dass es am Finanzmarkt in den kommenden Jahren noch einmal unangenehme Überraschungen geben könnte. Sei es bei Immobilienwerten, wegen der Handelskonflikte, Brexit oder Italien – und vielleicht kommt das Wackeln aus einer heute noch ganz unvermuteten Richtung. Ich bin nicht sicher, ob die Leute dafür gut aufgestellt sind.

Und umgekehrt – was sehen Sie positiv?

Schick: Das Thema Nachhaltigkeit ist im Finanzvertrieb heute deutlich präsenter als noch vor wenigen Jahren. Inwieweit wird in Kohle investiert, wo gibt es ökologische Risiken? Das Bewusstsein auf Verbraucherseite ist schon länger da. Ich nehme wahr, dass inzwischen auch in Beraterkreisen und bei Produktanbietern eine größere Bereitschaft herrscht, sich dem Thema zu stellen. Da hat sich in den vergangenen zwei Jahren Vieles zum Positiven entwickelt.

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