Grüner ETF mit Faktororientierung „Millenials achten noch stärker auf Nachhaltigkeit“
Herr Weyerer, welche Beweggründe haben zur Auflage des Franklin LibertyQ Global Equity SRI UCITS ETF geführt?
Marcus Weyerer: Das Thema Nachhaltigkeit prägt nicht nur unseren Alltag, sondern im zunehmenden Maß auch die Aktienmärkte. Die Gesellschaft, insbesondere die jüngere Generation wie Millenials, die Politik und die Regulierer setzen das Thema zunehmend auf die Tagesordnung. So ist auch bei den Finanzintermediären und den institutionellen Anlegern eine hohe Nachfrage nach nachhaltig geprägten Anlagemöglichkeiten zu beobachten. Franklin Templeton hat bereits im Jahr 2013 den UN Global Compact-Pakt unterzeichnet und unterstützt eine Reihe von Initiativen rund um Implementierung und Standardisierung bei diesem Thema. Als einer der größten globalen Vermögensverwalter bieten wir unseren Kunden auch entsprechende aktive Fonds und ETFs mit bestimmten Anlagezielen an.
Mit unserem Smart-Beta-Ansatz heben wir uns von rein passiven Fonds anderer Anbieter ab. Unser ETF investiert nicht nach Marktkapitalisierung, so wie viele andere passive ETFs, sondern selektiert und gewichtet die einzelnen Unternehmen nach Faktoren. Ganz am Anfang gilt es aber zu entscheiden, welche Unternehmen es aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten überhaupt ins Portfolio schaffen können.
Welches sind Ihre Ausschlusskriterien?
Weyerer: Unser eigener Index, der Franklin LibertyQ Global Equity SRI, basiert auf der Methodologie von MSCI, einem der größten Indexanbieter. Hier geht es um einen zweistufigen Prozess. Es gibt zunächst insgesamt elf Ausschlusskriterien. Darunter fallen zum Beispiel Alkohol, Erwachsenenunterhaltung, Waffen, Glücksspiel, Genmanipulation, Waffen, Kernkraft, Kohle und Tabak.
Nach den Ausschlüssen findet im zweiten Schritt noch eine Best-in-Class-Auswahl statt.
Welche Kriterien sind für die Auswahl relevant?
Weyerer: Wir haben vier renditetreibende Faktoren identifiziert: Unser wichtigster Faktor, mit einer Gewichtung von 50 Prozent, ist Qualität. Dieses Kriterium unterteilt sich in vier Unterkategorien: Eigenkapitalrendite, Verschuldungsgrad, Gesamtkapitalrendite und Gewinnvolatilität.
Der zweitwichtigste Faktor ist die Bewertung – also Value mit einer Gewichtung von 30 Prozent. Darunter sind zum Beispiel das KGV und die Dividendenrendite zu verstehen.
Als dritter Faktor ist uns das Momentum wichtig, insbesondere als Gegengewicht zur Bewertung – eine günstige Bewertung ist nicht automatisch der Türöffner für den Weg in unseren ETF.
Viertens zählt niedrige Volatilität. Zwar gewichten wir dieses Kriterium wie Momentum mit nur 10 Prozent, aber es sollte nicht vernachlässigt werden. Da wir den Anlegern eine eher defensive Anlagelösung anbieten wollen, ist dieser Faktor von Bedeutung. Im Zusammenspiel mit dem Faktor Qualität, der sich meist auch auf defensivere Titel bezieht, kann dieses Ziel erreicht werden. Unser Beta liegt durchschnittlich zwischen 0,8 und 0,9.
Eine Auswahl nach diesen vier Kriterien macht es uns möglich, einen breit diversifizierten ETF aufzustellen. Beispielsweise hat der MSCI ACWI SRI das Software-Unternehmen Microsoft mit 10 Prozent gewichtet – wir meiden solch hohe Einzelwertgewichtungen und haben eine Grenze von einem Prozent pro Titel.
Warum hält Ihr ETF mit rund 230 Titeln eine relativ umfangreiche Anzahl von Positionen?
Weyerer: Der LibertyQ Global Equity SRI Index basiert auf dem MSCI All Country World Index mit über 3.000 Titeln. Diese immense Titelauswahl wird von MSCI wie beschrieben mit einem SRI-Filter auf rund 575 Positionen verringert. Anschließend wählen wir 40 Prozent dieser Titel anhand bestimmter Kriterien wie Qualität oder Bewertung aus. Der ETF ist damit breit gestreut, was wichtig zur Diversifikation ist.
Die Tech-Werte Nvidia und Microsoft gehören zu den größten Positionen in dem ETF. Können Sie den Hintergrund erläutern?
Weyerer: Im genannten Basisindex von MSCI sind Tech-Werte aufgrund der enormen Marktkapitalisierung hoch gewichtet. Die elf Ausschlusskriterien sind ein weiterer Grund. Im LibertyQ Global Equity SRI Index ist der Technologiesektor als Ganzes jedoch leicht untergewichtet. Das ist ein Ergebnis des Faktoransatzes, bei dem sehr hoch bewertete Titel geringer gewichtet werden.
Warum hat Ihr ETF eine hohe Gewichtung im Finanzwesen?
Weyerer: Die Sektorengewichtung ist eine Folge verschiedener Kennzahlen. Finanztitel haben bei uns derzeit eine moderate Übergewichtung von etwa 3 Prozent im Vergleich zum MSCI ACWI SRI Index. Wichtig bei der Allokation der Titel im ETF ist deren Profitabilität und Verschuldungsgrad – also die Qualität. So liegt im MSCI ACWI SRI die Eigenkapitalrendite bei rund 21 Prozent. Unser ETF weist eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent auf. Die Gesamtkapitalrendite wiederum liegt im breiten MSCI-Anlageuniversum bei 9 Prozent. In unserem ETF hingegen beträgt die Gesamtkapitalrendite 11 Prozent.
Wie sehen Sie die Zukunft des SRI-Marktes? Warum sollten Anleger gerade jetzt investieren?
Weyerer: Für den SRI-Markt sind insbesondere die EU-Taxonomie, MiFID, und nationale Regulierungen von entscheidender Bedeutung – die Märkte werden sich in Zukunft mit dem Thema Nachhaltigkeit stärker auseinandersetzen müssen.
Daneben steigt der gesellschaftliche Druck. Millenials, denen das Thema besonders am Herzen liegt, werden in wenigen Jahren weltweit drei Viertel der arbeitenden Bevölkerung ausmachen. Damit einher geht eine entsprechende Finanzkraft, sowohl als Konsumenten, aber auch als Anleger.