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Investmentexperten von BNP Paribas AM „Wasserstoff bringt die Energiewende voran“

Von in Energie und Technik für die Welt von morgenLesedauer: 5 Minuten
Wasserstoffbetriebenes Flugzeug: Der Verkehrssektor ist stark auf fossile Brennstoffe angewiesen und trägt 20 Prozent zu den weltweiten Kohlenstoffemissionen bei. Grüner Wasserstoff kann Abhilfe schaffen.
Wasserstoffbetriebenes Flugzeug: Der Verkehrssektor ist stark auf fossile Brennstoffe angewiesen und trägt 20 Prozent zu den weltweiten Kohlenstoffemissionen bei. Grüner Wasserstoff kann Abhilfe schaffen. | Foto: Imago Images / Cover Images

Ulrik Fugmann (links) und Edward Lees

Im Jahr 2022 machte grüner Wasserstoff weniger als 1 Prozent der US-Wasserstoffproduktion aus. Doch auch wenn die mithilfe erneuerbarer Energien hergestellte Variante als teuer kritisiert wird: „Die sinkenden Kosten für saubere Energie dürften dazu beitragen, dass emissionsfrei produzierter Wasserstoff im kommenden Jahrzehnt wirtschaftlich rentabler wird“, so Ulrik Fugmann, der gemeinsam mit Edward Lees die Umweltstrategien von BNP Paribas Asset Management leitet.

Fugmann erwartet, dass die grüne Wasserstoffindustrie von umfangreichen staatlichen und privaten Investitionen zur Ausweitung der Produktion profitieren wird. „Die Branchenorganisation Hydrogen Council rechnet mit einem weltweiten Volumen von 300 Milliarden US-Dollar in den kommenden zehn Jahren“, erklärt der Experte. „Darüber hinaus ist sauberer Wasserstoff ein wichtiger Pfeiler des Inflation Reduction Act genannten US-amerikanischen Konjunkturpakets.“

 

Dekarbonisierung der Schwerindustrie

Als saubere Alternative zu fossilen Brennstoffen ist grüner Wasserstoff eine vielversprechende Möglichkeit zur Dekarbonisierung besonders CO2-intensiver Industrien wie Stahl und Zement. Diese beiden Branchen sind für jeweils 8 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich.

Mehrere Unternehmen haben bereits Initiativen für umweltfreundlichen Stahl gestartet. „Aufgrund des höheren Preises von grünem Wasserstoff lässt sich dieser aber nur zu höheren Kosten herstellen“, erläutert Fugmann. Schätzungen gehen von einem Aufschlag in Höhe von 20 bis 30 Prozent pro Tonne aus.

Zu den anderen potenziellen industriellen Anwendern gehören Chemieunternehmen. Fugmann: „Wasserstoff ist häufig ein Nebenprodukt bestehender Herstellungsverfahren. Er könnte aufgefangen und für den Betrieb der Anlagen verwendet werden.“

Grüner Wasserstoff als Stromspeicher

Erneuerbare Energiequellen wie Wind- und Solarenergie stehen nicht zu jeder Zeit in gleichem Maße zur Verfügung. Daher sind sie nicht immer in der Lage, rund um die Uhr die Nachfrage zu decken. Das gilt insbesondere während der Spitzenlastzeiten. Batterien haben noch nicht die Kapazität, um die notwendige Reserve zu liefern. Auch hier kann Wasserstoff Abhilfe schaffen. „Er kann verwendet werden, um in Zeiten überschüssiger Stromerzeugung sauberen Strom zu speichern, der später bei Nachfragespitzen genutzt werden kann“, erläutert Lees. So kann Wasserstoff als Energiespeicher den Stromnetzen Flexibilität und Stabilität verleihen sowie ihre Zuverlässigkeit und Belastbarkeit erhöhen.

Die Speicherung kann zentral oder auch dezentral in Mikronetzen erfolgen, die über Pipelines versorgt werden. „Solche Pipelines werden schnell zur Realität. In Österreich, Deutschland und Italien plant ein Konsortium von Gasunternehmen bereits ein 3.300 Kilometer langes Rohrnetz, um grünen Wasserstoff aus den sonnenreichen Gebieten Nordafrikas und Süditaliens in weiter nördlich gelegene Regionen zu transportieren“, sagt Lees.

Wasserstoffeinsatz im Verkehrssektor

Stark auf fossile Brennstoffe angewiesen ist der Verkehrssektor, der weltweit 20 Prozent zu den Kohlenstoffemissionen beiträgt. „Wasserstoff-Brennstoffzellen werden bereits zum Antrieb von emissionsfreien Langstreckenfahrzeugen mit hoher Nutzlast eingesetzt, bei denen Batterien aufgrund ihres Gewichts nicht in Frage kommen“, erläutert Fugmann.

Aus seiner Sicht liegt die Zukunft des emissionsfreien Inlandsverkehrs in Fahrzeugen, die die Vorteile von Batterien und Brennstoffzellen kombinieren. „Eine solche Lösung könnte für die Fahrer bequem sein: Anstatt mindestens 15 Minuten an einer Schnellladestation für Elektroautos zu warten, sollte das Tanken von Wasserstoff eine Sache von wenige Minuten sein.“

Bereits 2018 fuhr der erste Wasserstoffzug durch Deutschland. Noch in diesem Jahr soll er in Frankreich eingeführt werden. Der kohlenstofffreie Flugverkehr hat mit erfolgreichen Kurzstreckenflügen Fahrt aufgenommen. „In der schwer zu dekarbonisierenden Luftverkehrsbranche bevorzugen jedoch viele etablierte Akteure Innovationen auf der Grundlage biobasierter und nachhaltiger Kraftstoffe – obwohl die Frage nach deren wirtschaftlicher Tragfähigkeit noch unbeantwortet ist“, hat Fugmann beobachtet.

In der Schifffahrt hat der mögliche Einsatz von Wasserstoff ebenfalls zu Diskussionen geführt. „Pilotprojekte haben gezeigt, dass Wasserstoff in kleinem Maßstab erfolgreich eingesetzt werden kann“, betont Fugmann. Es bestünden aber nach wie vor Bedenken, wie flüssiger Wasserstoff bei Temperaturen von unter -253 Grad Celsius gelagert werden kann, ohne zu viel wertvollen Frachtraum zu beanspruchen.

Nachfrage bis 2050 versiebenfacht

Fugmann und Lees sind sich einig: „Grüner Wasserstoff kann eine wichtige Rolle in einer nachhaltigeren wirtschaftlichen Zukunft spielen.“ Sie verweisen dabei auch auf eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey, laut der die Wasserstoffwirtschaft bis zum Jahr 2050 weltweit Einnahmen von mehr als 2,5 Billionen US-Dollar pro Jahr und Arbeitsplätze für mehr als 30 Millionen Menschen schaffen wird – und dank der Technologie 6 Gigatonnen CO2-Emissionen vermieden werden können.

Aufgrund der zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten von grünem Wasserstoff – das Gas gilt als Schweizer Taschenmesser der Energiewende – hat der Hydrogen Council prognostiziert, dass sich die jährliche Nachfrage bis 2050 versiebenfachen könnte. Für Lees und Fugmann ein weiterer Baustein in der Investmentstory: „Wir sind der Meinung, dass die Gründe für eine Investition in grünen Wasserstoff eindeutig sind – auch, wenn die Umstellung auf grünen Wasserstoff noch in den Kinderschuhen steckt.“

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