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Grünes Geld „Nachhaltiges Investieren sollte nicht nur das Gewissen beruhigen“

Michael Reuss ist geschäftsführender Gesellschafter der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung in München.
Michael Reuss ist geschäftsführender Gesellschafter der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung in München. | Foto: Huber, Reuss & Kollegen

Nachhaltiges Investieren war lange Zeit eine Nischenthema, für das sich allenfalls spezielle Anleger wie Kirchen oder Stiftung interessierten. Das hat sich in den vergangenen Jahren gründlich verändert. Grüne Geldanlage ist zu einem Trend geworden, immer mehr Kunden möchten ihr Erspartes mit gutem Gewissen investieren. Aktuelle Zahlen aus der Fondsindustrie untermauern diese Entwicklung. Ende vergangenen Jahres wurden nach Angaben des deutschen Fondsverband BVI allein in Deutschland 229 nachhaltige Aktien-, Renten- und Mischfonds vertrieben. Hinzu kommen Einzelaktien sowie "Green Bonds", also Anleihen für bestimmte nachhaltige Projekte. Mehr als 170 Milliarden Euro waren 2017 nach Berechnungen des Forums Nachhaltige Geldanlagen hierzulande in nachhaltigen Investments angelegt, ein Plus von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weltweit sollen inzwischen mehr als 20 Billionen US-Dollar in grünen Investment-Vehikeln stecken - Tendenz weiter steigend.

Gute Renditen

Dass sich grünes Gewissen und gute Renditen durchaus ergänzen zeigt ein Blick auf die Performance-Zahlen. So schneidet der MSCI World Socially Responsible Investment (SRI)-Index, in dem 400 besonders nachhaltig wirtschaftende Unternehmen aus 23 Ländern enthalten sind, besser ab als der klassische MSCI World. Sowohl auf Drei-, Fünf- und Zehnjahressicht liegt der Nachhaltigkeitsindex leicht vor seinem großen Bruder. Verwunderlich ist das nicht. Denn Unternehmen, die Ressourcen sparsam einsetzen oder sich um ein besonders gutes Betriebsklima kümmern, wirtschaften in der Regel besser als jene, die unnötig viel Energie verbrauchen oder ständig ihre Mitarbeiter vergraulen.

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Doch was bedeutet nachhaltiges Investieren überhaupt? Ursprünglich stammt die Idee der Nachhaltigkeit aus der Forstwirtschaft. Hans Carl von Carlowitz, ein sächsischer Beamter, hatte 1713 erstmals gefordert, dass nicht mehr Holz geschlagen werden dürfe, als durch Aufforstung an Nachschub sichergestellt werden könne. Schon beim aktuellen Handeln müsse an morgen gedacht werden, so seine Maxime. Damit war der Begriff der Nachhaltigkeit geboren. Heute, 300 Jahre später, gibt es am Kapitalmarkt eine Vielzahl von Konzepten, die sich auf unterschiedliche Art dem Thema nähern.

Eine wichtige Orientierung bietet der Begriff ESG, abgeleitet von den englischen Vokabeln Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). ESG-konforme Unternehmen berücksichtigen neben den klassischen Kriterien der Rentabilität, Liquidität und Sicherheit ökologische, soziale und unternehmerische Aspekte besonders stark. Das bedeutet: Sie handeln möglichst umwelt- und klimafreundlich, kümmern sich um den Schutz von Menschenrechten, indem beispielsweise unwürdige Arbeitsbedingungen nicht akzeptiert werden, und haben in der Unternehmensführung besonders transparente Strukturen sowie eine gute Mitarbeiterführung.