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Von in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 6 Minuten
Arbeiter mit frisch gegossenen Goldbarren: Das Edelmetall kann beliebig oft eingeschmolzen werden.
Arbeiter gießt Goldbarren: Das Edelmetall kann beliebig oft eingeschmolzen werden – ohne Qualitätsverlust. | Foto: imago images/ITAR-TASS

Aus dem riesigen Trommelofen schießteine Stichflamme. Ein Arbeiter mit schweren Handschuhen und Schürze gießt mehr als 1.000 Grad heißes, flüssiges Gold in eine Form. Nach dem Einschmelzen wird das Edelmetall genau analysiert und mittels chemischer Prozesse zu reinem Gold-Sand und anschließend zu Granulat verarbeitet. Daraus entstehen Barren oder neuer Schmuck, ein Teil geht an die Industrie. Das Pforzheimer Unternehmen Agosi, das in einem Video Einblicke in die Wiederverwertung von Edelmetallen gibt, gehört zu Deutschlands bekanntesten Gold- und Silberscheideanstalten.

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Nach Angaben des Branchenverbands Fachvereinigung Edelmetalle stammt hierzulande produziertes Gold nahezu vollständig aus Recycling. „Das hat historische Gründe“, erklärt Geschäftsführer York Tetzlaff. In Deutschland gibt es keine Minen, Edelmetallfirmen wurden gegründet, um Abfallprodukte der Schmuck- und Uhrenindustrie zu verarbeiten. Der Recycling-Anteil von Gold am Weltmarkt liegt, Daten der Lobby-Organisation World Gold Council zufolge, im Zehn-Jahres-Durchschnitt jährlich bei einem Viertel. Drei Viertel stammen aus Goldminen. Allein im vergangenen Jahr lag die Recycling-Quote bei etwa 30 Prozent.

Kein Qualitätsunterschied bei Recycling-Gold

Mit 90 Prozent stammt der größte Anteil des wiederverwerteten Edelmetalls aus Schmuck und Münzen, 10 Prozent kommen aus der Industrie. Zwischen Primärgold aus der Mine und Sekundärgold aus Recycling gebe es keinen Qualitätsunterschied, so Edelmetall-Experte Tetzlaff: „Gold ist Gold.“ Unter Umweltaspekten sei die Differenz jedoch groß: „Recyceltes Gold hat einen um den Faktor 1.000 besseren CO2-Fußabdruck als Primärgold.“

Ausschließlich auf hohe Recycling-Quoten zu verweisen, hält Nitesh Shah, Leiter Research Europa beim ETP-Anbieter Wisdom Tree, allerdings für zu einfach. Das Edelmetall habe bereits die höchste Recycling-Rate aller Metalle. „Gold ist einfach zu teuer, um weggeworfen zu werden“, so Shah. Die Menge des recycelten Edelmetalls weiter zu erhöhen, sei fast unmöglich. Zudem bestehe die Gefahr, dass nach mehrmaligem Wiederverwerten die Kontrolle über die Produktkette verloren gehe und Gold aus fragwürdigen Quellen in den Recycling-Pool gelange.

Um das Edelmetall nachhaltiger zu machen, müsse an anderer Stelle angesetzt werden: „Ohne den Druck von Verbrauchern und Anlegern und eine angemessene Aufsicht über Bergbau- und Raffinerie-Unternehmen wird sich neu produziertes Gold in Bezug auf ESG-Kriterien wahrscheinlich nicht verbessern“, so Shah.

 

ESG-Analystin: Begriff der Nachhaltigkeit beim Bergbau schwierig

Da Rohstoffe endlich sind, sei der Begriff der Nachhaltigkeit beim Bergbau per Definition mit Vorsicht zu gebrauchen, meint Pereshia Berlenbach, Partnerin und ESG-Analystin bei Earth Resource Investments, einem Nischenberater für Aktienanlagen im Rohstoffsektor. Wie andere Industriezweige auch habe der Bergbau große ökologische und soziale Auswirkungen. „Der Abbau von Gold oder anderen Rohstoffen kann jedoch auf eine verantwortungsvollere Weise erfolgen“, so Berlenbach. Bei börsennotierten Bergbau-Unternehmen gebe es zwar seit Jahrzehnten strenge Umweltkontrollen. Der Druck auf Minenbetreiber, Geschäftspraktiken transparent zu machen, habe sich aber in den vergangenen Jahren verstärkt.

Auch Tobias Tretter von der auf Edelmetalle und Rohstoffe spezialisierten Investmentboutique Commodity Capital sieht die Branche im Wandel. Je nach Region gebe es aber starke Unterschiede. In Nordamerika und Australien erhalten Minenbetreiber ohne Nachhaltigkeitskonzept keine Genehmigung mehr, so Tretter. Regierungen achteten auf einen möglichst umweltverträglichen Abbau und verlangten von den Minenbetreibern, von Beginn an Geld für die anschließende Renaturierung zurückzulegen. „Die Zeiten, in denen Quecksilber benutzt oder verschmutztes Abwasser in Flüsse oder ins Meer abgeleitet wurde, gehören in diesen Regionen der Vergangenheit an.“

Auf der nächsten Seite: Wo die Branche besser werden muss und warum Recycling allein nicht ausreicht.

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