
Liebe Whisky-Freunde,
wir hatten das Thema Preis/Leistung im Zusammenhang mit Whisky bereits gestreift, diesmal wollen wir weiterkommen und mehr Orientierung schaffen. Wenn man sich im Fachhandel nach schottischen Single Malts umschaut, findet man gute Standards von schottischen Originalabfüllungen, die zehn oder zwölf Jahre gereift und die meist zwischen 40 und 60 Euro je Flasche zu haben sind.
Ausreißer wie Macallan bestätigen die Regel. Aber im „Normalfall“ wird ein 18-jähriger kaum unter 100 Euro, eher um die 180 Euro zu finden sein. Die 25-jährigen beginnen bei etwa 250 Euro, und da reden wir nur von reifen Standards in Trinkstärke um die 46 Prozent. Bei kleinen Batches oder Einzelfässern in unverdünnten Fassstärken wird es dann noch teurer.

Jedoch konzentrieren sich Konsumenten zu oft (und fälschlicherweise!) allein auf das „Preis-Alter-Verhältnis“ anstatt auf das persönliche, subjektive Preis-Genuss-Verhältnis.
Schließlich sollte es doch – innerhalb eines selbst definierten Preisrahmens – darum gehen, für eben diesen Preis den maximalen Genuss zu bekommen. Und das ist natürlich NICHT automatisch der Whisky mit dem höchsten Alter in dieser Preiskategorie!
In diesem Zusammenhang sei hier die attraktiv bepreiste „100 Proof“-Serie des unabhängigen Abfüllers „Signatory Vintage“ genannt, in der es verschiedene Varianten gibt, die allesamt 57,1 Prozent aufweisen und für ganze 49 Euro angeboten wurden. So gab es einen getorften Ben Nevis mit nur vier, einen ganz dunklen Sherry-Blair Athol mit neun und einen zart rauchigen Ardmore mit 13 Jahren zum gleichen Preis!
Nun, Sie ahnen es vielleicht: Der älteste und der dunkelste Malt der Serie waren bei uns als Erste vergriffen, dunkle Farbe und höheres Alter haben wieder mal gewonnen.
Auch wenn Geschmäcker unterschiedlich sind, bin ich der festen Überzeugung, dass dies das Genuss-Potenzial nicht korrekt anzeigt. Aus meiner Sicht war der 13-jährige wirklich gut, der neunjährige Durchschnitt und der vierjährige wirklich sehr gut, für mich der stille Sieger trotz seiner Jugend. Daher meine Bitte und mein Tipp an Sie: Lassen Sie sich nicht zu sehr von der Farbe oder von Jahreszahlen blenden, probieren Sie lieber auch mal „blind“, also ohne zu wissen, wie alt der Tropfen ist. Und entscheiden dann, welcher Ihr Liebling ist.
Slainte!