Konjunkturentwicklung und Vermögensallokation Gutes Umfeld, aber vieles eingepreist
Ab 2023 Straffungszyklus in den Vereinigten Staaten
Der Konjunkturaufschwung hält an, die US-Wirtschaft ist im ersten Halbjahr um 6,4 Prozent gewachsen. Treiber ist insbesondere die Nachfrage des privaten Sektors, wie das zweistellige Wachstum in der ersten Jahreshälfte beweist. Die Stärke dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte 2021 im Zuge eines dynamischen Beschäftigungsaufbaus fortsetzen. Hauptproblem bleibt die punktuell erhöhte Inflation.
Was die Geldpolitik anbelangt, so hat die US-Notenbank kürzlich die Wahrscheinlichkeit eines früheren Beginns ihres Zinserhöhungszyklus signalisiert, wenn auch nicht vor 2023. Der endgültige Zeitpunkt wird von der Entwicklung des Wirtschaftswachstums und der Inflation bestimmt werden. Wir gehen davon aus, dass der Straffungszyklus Anfang 2023 einsetzt, je nach Konjunkturlage könnte er auch schon Ende 2022 starten.
Eurozone-Konjunktur vor kräftigem Aufschwung
Die Wirtschaft der Eurozone steht vor einem kräftigen Aufschwung. Die Impfprogramme kommen nach einem langsamen Start gut voran.
Die nationalen Parlamente haben den EU-Konjunkturfonds in Höhe von 750 Milliarden Euro ratifiziert. Dieser soll den Aufschwung in den am stärksten von der Pandemie betroffenen Ländern unterstützen, indem er öffentliche Investitionen auf den Weg bringt. Insgesamt bleibt die Finanzpolitik weiterhin locker: Die EZB wird ihr Anleihe-Kaufprogramm mindestens bis März 2022 fortsetzen und dürfte die Käufe in verringertem Umfang auch darüber hinaus aufrechterhalten.
Die Inflation in der Eurozone hat zuletzt angezogen, was teilweise auf vorübergehende Einmaleffekte zurückzuführen ist. Wir gehen davon aus, dass die Inflation im Jahr 2022 wieder unter das EZB-Ziel fallen wird.
Japan mit vielversprechenden Aussichten für das zweite Halbjahr
Covid-19 hatte sich in Japan zunächst nicht so negativ ausgewirkt wie in vielen anderen Ländern. Doch die Einführung von Impfstoffen verlief schleppend, was die heimische Erholung gehemmt hat. Allerdings holt das Land den Rückstand bei den Impfquoten schnell auf. Daher sind die Aussichten für das zweite Halbjahr vielversprechend. Die Geld- und Fiskalpolitik kommt dem Wirtschaftswachstum weiterhin sehr entgegen.
Für Japans auf das verarbeitende Gewerbe ausgerichtete Exportwirtschaft sind die globalen Bedingungen ebenso wichtig wie inländische Faktoren. Japan ist vorrangig auf den weltweiten Wirtschaftsaufschwung ausgerichtet, der durch die Stärke der aktuellen Geschäftsergebnisse bestätigt wird. Allerdings läuft diese Erholung bereits seit mehreren Quartalen und das Exportwachstum lässt sich nicht ununterbrochen steigern.
Schwellenländer profitieren von der anziehenden Weltkonjunktur
Aufgrund der Wachstumstrends in den Industrieländern und der stabilen Kernrenditen sind wir für die Schwellenländer generell zuversichtlich. Wir sehen wichtige Faktoren für die Performance der Schwellenländer: Dazu gehören die weltweit reichlich vorhandene Liquidität, die relativ attraktiven Bewertungen im Vergleich zu den niedrigen und negativen Renditen der Industrieländer und die Wachstumsunterschiede. Wir gehen davon aus, dass eine Fortsetzung der antizyklischen Politik in Verbindung mit einer beispiellosen Geld- und Fiskalpolitik die Erholung des Wachstums in den Schwellenländern weltweit unterstützen wird.
Da die globalen Reflationssorgen schwinden und die Währungen der Schwellenländer sich aufgrund der zukünftig weniger stark akkommodierenden US-Geldpolitik abzuschwächen beginnen, dürften die Schwellenländer von verbesserten Terms of Trade und der mittelfristig aussichtsreichen Wachstumsstimmung profitieren. Zwar nehmen die Covid-19-Infektionen in den Schwellenländern, ausgelöst von der Delta-Variante, weiter zu. Bislang hat sich diese Entwicklung noch nicht als besonders besorgniserregend erwiesen. Doch die Aussichten für die weiteren Monate des Jahres 2021 hängen vom Grad der Immunität der Bevölkerungen und des Vorankommens der Impfkampagnen ab. Eine Verlangsamung des globalen Wachstums würde sich wahrscheinlich negativ auf Schwellenländer-Anlagen auswirken.
Aktien übergewichtet, Anleihen mit niedriger Duration gesucht
Aus taktischen Gründen haben wir Aktien derzeit übergewichtet, während festverzinsliche Wertpapiere untergewichtet sind. Gegenüber alternativen Anlagen sind wir neutral eingestellt. Insgesamt bietet die aktuelle Konjunkturerholung in Verbindung mit einer akkommodierenden Finanz- und Geldpolitik ein günstiges Umfeld für Risikoanlagen. Zwar haben die Aktienmärkte den Konjunkturaufschwung zum großen Teil schon eingepreist, aber wir gehen davon aus, dass weiterhin gute Renditen im Vergleich zu festverzinslichen Anlagen wahrscheinlich sind.
Festverzinsliche Anlagen: Wir sind in Staatsanleihen der Industrieländer untergewichtet, da die Renditen niedrig sind, aber das Potenzial haben, während der Erholung zu steigen. Wir haben Übergewichtungen in Kategorien aufgebaut, die eine niedrige Duration aufweisen, etwa bei gehebelten Krediten. Wir behalten auch eine Übergewichtung in Schwellenländeranleihen bei; hier bieten die aktuellen Spreadniveaus einen angemessenen Ausgleich.