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Von in GewerbeversicherungLesedauer: 4 Minuten
Gesprächsrunde auf Symposium des GVNW im September 2024
Gesprächsrunde auf dem Symposium des GVNW im September. Hier kam der Stein für die geplante Plattform ins Rollen. | Foto: Gesamtverband der versicherungsnehmenden Wirtschaft e.V.

Einheitliche Prozesse in der Datenverarbeitung und entsprechende Schnittstellen sind ein Themendauerbrenner für die Versicherungsbranche. Die Erfolge, trotz Bipro (Brancheninstitut für Prozessoptimierung), gelten als überschaubar. Eine Initiative von außen durch den Gesamtverband der versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW) will das für die Industrieversicherung ändern. Die Unternehmen wünschen sich seit Jahren einen reibungsloseren Austausch von Risikodaten mit Maklern und Versicherern.

Nach monatelanger Vorbereitung wurde nun ein wichtiger Zwischenschritt mit der Gründung des Vereins Open Risk Data Association vergangene Woche erreicht. Die kollaborative Initiative, die ursprünglich unter dem Namen Risk Data Exchange (RD-X) startete, vereint führende Versicherungsmakler, Industrieversicherer und Versicherungsnehmer unter einem Dach. Ihr ehrgeiziges Ziel: Die Entwicklung einer neutralen, nicht profitorientierten Plattform für den digitalen Austausch von Risikodaten.

Breite, aber keine volle Unterstützung der Branche

Der Initiative haben sich auf Maklerseite Ecclesia, Funk, Howden, Marsh und WTW angeschlossen. Die Industrieversicherer werden durch Allianz Commercial, HDI Global, Liberty Specialty Markets, Swiss Re Corporate Solutions und Zurich repräsentiert. Der GVNW will in dem Gremium die Interessen der Industrieunternehmen bündeln. Der Schweizer Dienstleister Synpulse dient als Koordinator der Initiative.

Auch wenn die Initiative von einer breiten Unterstützung spricht, fehlen wichtige Marktplayer wie Aon. Das wird indirekt auch durch das Statement von Patrick Fiedler, Vorstandsvorsitzender des GVNW, deutlich. „Wir freuen uns über die vielen Interessenten an der Initiative. Es zeigt, dass große Teile des Marktes bereit sind, gemeinsam an einer notwendigen Effizienzsteigerung zu arbeiten.“

Neutralität unter Konkurrenten

Um Wettbewerbsbedenken zu zerstreuen, sei bewusst die Vereinsstruktur gewählt worden. Hintergrund dürfte sein, dass Unternehmen mitwirken, die normalerweise in Konkurrenz zueinander stehen. Alle Entscheidungen sollen durch ein neutrales Steuerungsgremium getroffen werden, das sicherstelle, dass keine Partei einen wettbewerbsrechtlichen Vorteil erhält. Preissensible Informationen würden nicht ausgetauscht, und es werde explizit keine Ausschreibungsplattform entstehen. 

Ziel: ein Ende des unstrukturierten Datenaustauschs

Der Verein hat sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, den Austausch von Risikodaten im Industrieversicherungsbereich durch eine gemeinsame Programmierschnittstelle (API-Messaging-Plattform) zu strukturieren und zu harmonisieren. Bisher hätten unstrukturierte Dokumente, die per E-Mail ausgetauscht werden, zu manuellen und arbeitsintensiven Prozessen geführt, um wichtige Informationen zu extrahieren, zu vergleichen, zu analysieren, abzugleichen und zu verarbeiten. Die vorherrschende Praxis des Datenaustauschs habe damit erhöhte Betriebskosten und verzögerte Entscheidungen mit sich gebracht. 

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Marc Kirchhofer sagt als Projektkoordinator der Initiative: „Ein gemeinsames Verständnis und eine einheitliche Klassifikation der zugrunde liegenden Risikodaten wird die End-to-End-Prozesse aller Marktteilnehmer durch mehr Vertrauen, Wiederverwendbarkeit, Nachverfolgbarkeit und Vergleichbarkeit verbessern.“

Benedikt Hintze, Vorstandsvorsitzender des neuen Vereins, ergänzt: „Ohne einen Kompass für Risikodaten verlieren wir uns mittlerweile in Excel-Tapeten und E-Mail-Fluten. Mit Open Risk Data Association gewinnen wir ein neues Drehkreuz, das Menschen auf den gleichen, wahren Kenntnisstand bringt. Damit bezwecken wir einen professionelleren Industrieversicherungsmarkt.“ 

 

Vorstand aus Branchenvertretern

Die Führung des Vereins wurde einem breit aufgestellten Team anvertraut. Neben dem Vorstandsvorsitzenden Hintze (GVNW) wurden John-Asmus Burmester (Funk) und Jakob Gremmelmaier (Zurich) zu stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Dirk Schilling (HDI Global) übernimmt das Amt des Schatzmeisters, unterstützt von Leonie Sandelbaum (Marsh) als Stellvertreterin. Michael Rüsch (Swiss Re Corporate Solutions) fungiert als Schriftführer. Marc Kirchhofer und Stefan Rosenowski wurden zu Geschäftsführern bestellt und sollen die Initiative wie bisher moderieren und verwaltungstechnisch begleiten. 

Finanzierungskonzept und weitere Schritte

Der Weg zur Vereinsgründung war nicht ohne Hindernisse. Nach der offiziellen Vorstellung auf einem GVNW-Symposium im September in München gab es zunächst Unstimmigkeiten über die Finanzierung. Der ursprüngliche Plan, die Kosten hauptsächlich den Versicherern aufzubürden, stieß bei diesen auf Widerstand. Mittlerweile steht ein überarbeitetes Finanzierungskonzept, das dem Verein zu Beginn des kommenden Jahres ein Budget von 330.000 Euro zur Verfügung stellt.

Diese Mittel sollen in die Entwicklung eines „Minimum Viable Product“, also einer Art Prototyp, fließen, dessen technische Erprobung und Validierung für die zweite Jahreshälfte 2025 geplant ist. Wie die weitere Finanzierung aussehen wird, soll im Januar geklärt werden.

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