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Positionspapier des GVNW Gefährden Ausschlüsse von PFAS-Chemikalien den Industriestandort Deutschland?

Von in BetriebshaftpflichtversicherungLesedauer: 4 Minuten
Warnschild vor PFAS-Chemikalien angebracht an einem Maschendrahtzaun
PFAS-Stoffen werden die verminderte Wirkung von Impfungen, verringerte Fruchtbarkeit, höhere Cholesterinwerte, höheres Diabetesrisiko oder eine erhöhte Krebsgefahr zugeschrieben. | Foto: Imago Images / Christian Ohde

Der Gesamtverband der versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW) warnt vor pauschalen Ausschlüssen von PFAS-Industriechemikalien in Haftpflichtversicherungen. Einige Versicherer hätten in der letzten Vertragserneuerungsrunde „reflexartig“ solche Ausschlüsse für die sogenannten Ewigkeits-Chemikalien formuliert, heißt es in einem nun veröffentlichten Positionspapier. Wenn Unternehmen trotz geeigneter Schutzmaßnahmen und Zertifizierungen keinen Haftpflicht-Versicherungsschutz mehr erhielten, könnte dies dem Verband zufolge schwerwiegende Folgen für den Technologie- und Industriestandort Deutschland haben.

Warum PFAS-Stoffe so problematisch sind

Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind eine Gruppe von mehr als 10.000 industriell hergestellten Stoffen mit besonderen Eigenschaften. Sie sind wasser-, hitze-, fett- und schmutzabweisend sowie extrem widerstandsfähig. Eingesetzt werden sie fast überall: in Regenjacken und Pfannen, aber auch in Kettenfett, Zahnseide, Burgerpapier, Kosmetik oder Skiwachs.

Die Stoffe können weder durch Wasser noch durch Licht oder Bakterien zeitnah abgebaut werden. Das heißt: Je mehr PFAS produziert werden und in die Umwelt gelangen, desto mehr reichern sie sich an und könnten Tiere und Menschen krank machen. Der GVN relativiert, dass nicht alle PFAS-Verbindungen in die Umwelt und den Menschen gelangten. Zudem sei das genaue Ausmaß einer möglichen Gesundheitsgefährdung nach wie vor unklar.

GDV sieht erhebliche Haftungsrisiken

Dass die Produktion und Verwendung von PFAS-Stoffen erhebliche Haftungsrisiken bedeuten kann, sagt auf Nachfrage von DAS INVESTMENT der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Unsere Mitgliedsunternehmen beobachten, analysieren und bewerten ihre jeweiligen Exponierungen genau und ziehen daraus ihre individuellen Schlüsse. Das findet im Dialog mit der versicherungsnehmenden Wirtschaft statt“, sagt ein Sprecher

Hohe Schäden durch PFAS-Verbreitung möglich

Die EU diskutiert schon länger ein Verbot von PFAS, bisher gab es aber auf dem Weg dorthin nur kleine Schritte. In welcher Größenordnung Ausschlüsse in Versicherungspolicen verbreitet sind, ist unklar. Der GVNW äußert sich hierzu nicht. Ein Großteil der bislang bekannten Schadensfälle sei auf den Einsatz von Feuerlöschschaum zurückzuführen.

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Klingt harmlos. Doch die Landesbank Baden-Württemberg kam in einer Studie zu dem Ergebnis, dass Schadenersatzforderungen wegen PFAS zu einer größeren finanziellen Belastung als der weltweite Asbest-Skandal führen könnten. Zudem häuften sich in jüngeren Vergangenheit die Fälle, in denen Versicherer wegen der Deckung von Schäden bedingt durch PFAS verklagt werden. Ein prominentes Beispiel war 2023 die milliardenschwere Zahlung an öffentliche Wasserversorger in den USA, die PFAS in ihrem Trinkwasser nachweisen konnten. Der GDV gibt wiederum an, zu Schadenfällen keine Informationen zu haben.

 

GVNW fordert Risikodialog

Versicherer und Rückversicherer sollten in einen intensiven Dialog mit den Unternehmen treten, „um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, die sowohl die Risiken berücksichtigen als auch die wirtschaftlichen Notwendigkeiten nicht aus den Augen verlieren“, heißt es in dem Papier. Versicherer sollten dabei folgende Aspekte prüfen: Konkrete gefährdungstechnische Erkenntnisse zu den verwendeten PFAS, mögliche Eintragungswege in die Umwelt, vorhandene Sicherheitsvorkehrungen und Schutzmaßnahmen sowie spezielle Recycling- oder Entsorgungskonzepte.

Gegen ein umfassendes Verbot von PFAS-Chemikalien sprechen sich in Deutschland auch die Verbände der Autoindustrie, Maschinenbau sowie Elektro- und Digitalindustrie aus. Ohne die langlebigen Stoffe ließen sich wichtige Technologien auf dem Weg zur Klimaneutralität nicht produzieren. Daher sollten für die Industrie die Chemikalien weiterhin verfügbar sein, für die es noch keinen Ersatz gibt. Andere könnten schrittweise ersetzt werden. Die Verbraucherzentrale findet eine Beschränkung der gesamten Stoffgruppe hingegen begrüßenswert und notwendig.

Bei großtechnischen Anwendungen fehlten die Alternativen

Der GVNW plädiert derweil für einen nach eigener Aussage differenzierten Umgang mit PFAS. Es komme bei der Risikobeurteilung maßgeblich auf die Art der Verwendung beim Versicherungsnehmer an. In einigen Bereichen, wie bei Pizzakartons oder Skiwachs, sei ein Verzicht leichter möglich. Bei großtechnischen Anwendungen, etwa in der nachhaltigen Energieerzeugung oder bei Medizingeräten, gibt es laut Verband oft keine gleichwertigen Alternativen.

Die Lobbyisten argumentieren, dass ein vollständiges PFAS-Verbot nicht alle Probleme lösen würde. Biobasierte Ersatzstoffe könnten zwar eine bessere Ökobilanz vorweisen, hätten aber oft schlechtere Eigenschaften und müssten ebenfalls auf mögliche Umwelt- und Gesundheitsgefahren geprüft werden.

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