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Steigende Metall- und Energiepreise Härtetest für die globale Metallindustrie

Fertigung einer 94 Tonnen schweren Schiffsschraube in Mecklenburg-Vorpommern
Fertigung einer 94 Tonnen schweren Schiffsschraube in Mecklenburg-Vorpommern: Der Ukraine-Krieg und die Energiewende treiben die Metallpreise in die Höhe. | Foto: Imago Images / BildFunkMV
Jeremy Thurm, Aegon AM

In den vergangenen Jahrzehnten war China die treibende Kraft für die Preisgestaltung der globalen Metallindustrie. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt stand für rund 50 Prozent der Nachfrage nach Metallrohstoffen. In jüngster Zeit wirken zwei weitere Faktoren auf Angebot und Nachfrage ein und haben zu einer erheblichen Preisdynamik in der Branche beigetragen. So hat sich ein Großteil der Welt zum einen das Ziel gesetzt, rasch von fossilen Energiequellen auf erneuerbare, saubere Energiequellen umzusteigen. Daher ist die Nachfrage nach bestimmten Metallen gestiegen. Zum anderen ist auch die Rohstoffförderung kostenintensiver geworden, womit auch die Weiterverarbeitung entlang der Wertschöpfungskette insgesamt teurer wird. Diese Dynamik hat sich durch den Überfall Russlands auf die Ukraine noch beschleunigt. Angesichts der zentralen Rolle Russlands bei der Förderung verschiedener Rohstoffe und der Sanktionen, die infolge des Einmarschs in die Ukraine vom Westen erlassen wurden, kommt es zu weiteren Angebotsengpässen.

Wie sich der Ukraine-Krieg auf die globale Metallindustrie auswirkt

Angesichts des Käuferstreiks bei fast allen von Russland produzierten Gütern unterliegen bestimmte Rohstoffe, bei denen Russland einen wesentlichen Anteil an der weltweiten Produktion hat, einem teils beträchtlichen Preisanstieg. Bei den Basis- und Edelmetallen sind vor allem die Preise für Aluminium, Nickel und Palladium durch die Decke gegangen. Bei den Massengütern wurden sowohl die Kraftwerkskohle als auch die metallurgische Kohle, die als Kokskohle in der Stahlherstellung zum Einsatz kommt, durch das reduzierte Angebot aus Russland erheblich beeinträchtigt. Das Stahlangebot hat sich ebenfalls verringert, weil auch hier Russland ein bedeutender Exporteur ist.

Verschärfend hinzu kommt Russlands Status als überaus wichtiger Energieexporteur. Weil die Befürchtungen zugenommen haben, dass Russland den Gashahn für die Belieferung Europas zudreht, sind letztlich auch die Energiepreise in die Höhe geschnellt. Viele Metalle werden durch sehr energieintensives Schmelzen aus Erzen gewonnen. Der Anstieg der Energiepreise hat dazu geführt, dass eine Reihe von europäischen Schmelzhütten unter den derzeitigen Bedingungen unrentabel arbeitet – und die Versorgung mit bestimmten Metallen somit zusätzlich gefährdet ist.

Folgen für andere Branchen

Die Auswirkungen des raschen Preisanstiegs bei den Metallrohstoffen sind sehr umfassend. Metalle sind ein wichtiger Rohstoff für Produkte in der gesamten verarbeitenden Industrie. So ist Stahl für die Autoindustrie, für das Baugewerbe sowie für Haushaltsgeräte- und Verpackungshersteller nötig. Aluminium und Kupfer sind ebenfalls wichtige Rohstoffe für die meisten dieser Endmärkte. Nachdem die Hersteller mehr für diese Grundstoffe bezahlen müssen, werden sie, um ihre Gewinnspannen aufrechtzuerhalten, die höheren Produktionskosten an die Endkunden weiterreichen müssen.

Die Versorgungsengpässe bei bestimmten Metallen haben tiefgreifende Auswirkungen auf die einzelnen Branchen. Palladium wird in Katalysatoren für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren verwendet und ist ein wesentlicher Bestandteil zur Reduzierung von Emissionen. Russlands übergroßer Anteil an der Produktion dieses Metalls verkompliziert die Probleme in der Lieferkette, unter denen die Autoindustrie bereits aufgrund des Chipmangels leidet. Mit Blick auf die Stahlindustrie sind Russland und die Ukraine maßgebliche Erzeuger von Roheisen, das ein wichtiger Bestandteil für die Herstellung von Qualitätsstahl im Elektrolichtbogenofen ist. Ein sprunghafter Anstieg der Rohstoffkosten für EAF-Hersteller (EAF, Electric Arc Furnace) setzt beispielsweise der US-Stahlindustrie zu, weil rund 70 Prozent des US-Stahls im EAF-Verfahren produziert wird.

Bestimmte Metalle sind auch für die Energiewende von entscheidender Bedeutung. So ist Nickel für die Batterien von Elektrofahrzeugen unabdingbar. Kupfer ist ebenfalls von zentraler Bedeutung für verschiedene Komponenten von Elektrofahrzeugen: Im Verbrennungsmotor kommen 22 Kilogramm Kupfer zum Einsatz gegenüber 83 Kilogramm in einem E-Auto, hinzu kommt die für die E-Mobilität nötige Ladeinfrastruktur, für die gleichermaßen Kupfer gebraucht wird. Das Leichtmetall Aluminium wiederum ermöglicht den Autoherstellern eine Verringerung des Gewichts der Fahrzeuge, was deren Effizienz und Reichweite verbessert. Doch nachdem die Preise für diese Metalle nun ebenfalls steigen, könnte der Übergang zu Elektrofahrzeugen sehr viel teurer werden als bislang gedacht. 

Metallpreise dürften weiterhin angespannt bleiben

Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat direkte Auswirkungen auf die globale Versorgung mit einer Reihe von Metallrohstoffen. In einem zweiten Schritt verteuern die Auswirkungen des Krieges auf die Energieversorgung die Produktion von Metallen – was zu einer zusätzlichen Angebotsverknappung führt. Der Ausgang des Krieges zwischen Russland und der Ukraine ist nach wie vor sehr ungewiss. Dieser Umstand dürfte zu einer anhaltenden Volatilität der Metallpreise führen: Aufgrund des Wegfalls der Lieferungen aus Russland ist der Westen bemüht, alternative Bezugsquellen aufzuschließen. Doch auch längerfristig dürfte der Preisanstieg bei Metallen anhalten: Die Energiewende treibt deren Nachfrage. Immerhin: Die Nutzung von billigen fossilen Brennstoffen zur Energieerzeugung, die bislang zur Herstellung dieser Metalle aufgewendet werden, wird in Zukunft der Vergangenheit angehören.

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