Blockchain-Experte Nicolas Weber
Häuser aus Kryptos
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Nicolas Weber leitet die Geschäftsentwicklung des Start-ups Amazing Blocks. Foto: Amazing Blocks
Die Digitalisierung von Vermögenswerten gewinnt deutlich an Fahrt. In Liechtenstein können Investoren Aktien bereits direkt „tokenisieren“. Nicolas Weber vom Start-up Amazing Blocks und Alireza Siadat von der Annerton Rechtsanwaltsgesellschaft erklären, welche Gesetze dahinter stehen und wie Investoren aus Deutschland sich beteiligen können.
Die Tokenisierung kommt langsam in Schwung. In Liechtenstein kann man Aktien von Aktiengesellschaften (AG) bereits direkt tokenisieren. Man benötigt hierfür in der Satzung ein paar Sätze – und schon geht es. Man könnte zum Beispiel eine Immobilie in Deutschland per Grundbuch an eine Liechtensteiner AG überschreiben. In Folge dessen könnte man die Token der AG quasi durch die ganze Welt schicken...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Tokenisierung kommt langsam in Schwung. In Liechtenstein kann man Aktien von Aktiengesellschaften (AG) bereits direkt tokenisieren. Man benötigt hierfür in der Satzung ein paar Sätze – und schon geht es. Man könnte zum Beispiel eine Immobilie in Deutschland per Grundbuch an eine Liechtensteiner AG überschreiben. In Folge dessen könnte man die Token der AG quasi durch die ganze Welt schicken – binnen Sekunden mittels Blockchain-Technologie.
Natürlich müssen bei dem Prozess Regeln eingehalten werden. Aber wenn dies geschieht, könnte man das Eigentum an der deutschen Immobilie indirekt zerlegen und verteilen. Dadurch wird die operative und regulatorische Effizienz deutlich gesteigert. Diese Entwicklungen, gepaart mit der neuen Rechtssicherheit durch den Liechtenstein Token Act (Token- und VT-Dienstleister-Gesetz vom 3. Oktober 2019; kurz: TVTG), bereiten den Weg für die Entstehung einer „Token Economy“.
Mit der Schweiz ist ein weiteres Land kürzlich mit einem ähnlich umfangreichen Gesetzentwurf wie Liechtenstein nachgezogen, was ein weiteres Zeichen dafür ist, in welche Richtung die Entwicklung geht. Auch Deutschland wird womöglich in den nächsten Monaten seine Gesetze im Rahmen der Einführung eines Gesetzes für elektronische Wertpapiere anpassen.
Doch bis das soweit ist, ist es auch für deutsche Unternehmen und Investoren möglich, die Vorteile der Tokenisierung nach dem TVTG zu nutzen. Wie die Tokenisierung in Liechtenstein funktioniert und wie anschließend ein EU-Passporting konkret aussieht, sind Gegenstand dieses Artikels.
Man kann Tokenisierung als die digitalisierte Abbildung eines Vermögenswertes inklusive der in diesem Wert enthaltenen Rechte und Pflichten sowie dessen hierdurch ermöglichte Übertragbarkeit definieren. Die digitale Abbildung wird in der Regel auf einer Blockchain umgesetzt. Um einen Vermögenswert auf einer Blockchain abzubilden, werden sogenannte Token ausgegeben. Jeder dieser Token repräsentiert einen bestimmten Anteil an dem abgebildeten Wert. In der Regel wird dazu ein Vertrag aufgesetzt, in dem definiert wird, welche Rechte und Pflichten sich aus einem Token ergeben (Token Agreement).
Wird ein Vermögenswert übertragbar und standardisiert tokenisiert, handelt es sich nach Einschätzung der Bafin um einen Vermögenswert, der wertpapierähnlich ist und auf welchen die deutschen aufsichtsrechtlichen Vorgaben für Wertpapiere greifen. Die tokenisierten Vermögenswerte werden daher auch digitale Wertpapiere genannt. Bei der Tokenisierung von Aktien oder Eigenkapital, werden diese durch Equity Tokens repräsentiert. Wenn man Schuldverschreibungen, Fremdkapital oder Anleihen tokenisiert, dann werden diese durch Debt Tokens repräsentiert.
Der für die Tokenisierung von Assets und Rechten besonders wichtige Aspekt des Liechtenstein Token Acts ist das Token Container Model. Dieses Modell eignet sich hervorragend zur Versinnbildlichung des gesamten Tokenisierungs-Prozesses. Ein Container im herkömmlichen Sinne wird bekanntlich mit Gütern jeder Art beladen. Genau so funktioniert der Container auch im Token Container Model.
Nur symbolisiert der Container in diesem Fall einen Token, und dieser Token kann wiederum mit einem Recht beladen werden. Dieses Recht steht für einen realen Vermögenswert wie das Recht an einer Immobilie, eine Aktie oder Gold. Mit diesem Ansatz trennt Liechtenstein zwischen dem Recht, das für einen Vermögenswert steht, und dem Token, der sozusagen auf einer Blockchain protokolliert ist.
Das bedeutet, dass sich an dem jeweiligen Recht und den damit verbundenen Gesetzen nichts ändert. Es bedeutet lediglich, dass dieses Recht nun in einem Token (Container) übertragen wurde und von allen Nutzen der Blockchain profitieren kann. Diese Möglichkeit bringt viele Vorteile mit sich, wie zum Beispiel die gesteigerte und vereinfachte Übertragbarkeit von Rechten und Werten. Mittels dieses Modells lässt sich auch die Aufteilung eines Gutes in Teileigentum realisieren. Das bietet Anlegern neue Möglichkeiten der Risikodiversifizierung.
Um die Möglichkeiten der Tokenisierung von Assets zu veranschaulichen, werden nun einige einige Beispiele von tokenisierten Assets vorgestellt. Es bietet sich an dieser Stelle an mit der traditionellen Aktiengesellschaft zu beginnen. Mit dem Liechtenstein Token Act kann man das Eigenkapital eines Unternehmens tokenisieren und erhält im Ergebnis Equity Tokens. Diese lassen sich dann in einer Wallet halten. Es handelt sich hierbei um echte tokenisierte Aktien und nicht um digitale Zwillinge.
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