Frank Welfens wird Nachfolger von Roland Roider „Führungskrise“ bei der Haftpflichtkasse? Scheidender Vorstandschef unter Beschuss
Bereits im Juni war bekannt geworden, dass die Haftpflichtkasse ihren gesamten Vorstand austauschen wird. Jetzt wurde mitgeteilt, dass Frank Welfens neuer Vorstandsvorsitzender beim Sach- und Unfallversicherer aus Roßdorf bei Darmstadt wird. Welfens kommt von der WGV Versicherung und soll zum 1. September den Vorstandsvorsitz von Roland Roider sowie das bislang von Torsten Wetzel verantworte Ressort Betrieb übernehmen. Die WGV bestätigte derweil den kurzfristigen Abgang ihres bisherigen Vorstands zum Monatsende.
Neuer Vorstandschef kommt von der WGV Versicherung
Welfens verantwortete seit 2017 als Mitglied des Vorstands den Vertrieb, die Produktentwicklung und Marketing, die Vertragsabteilungen, die Softwareentwicklung und die Digitalisierung der WGV-Gruppe. Bevor der 45-Jährige zur WGV wechselte, war er seit 2009 als Prokurist und Abteilungsleiter für den Allianz-Konzern in verschiedenen Funktionen, insbesondere in der internen Unternehmensberatung und im Vertrieb, tätig. Seine berufliche Laufbahn begann der promovierte Diplom-Kaufmann 2007 bei der Württembergische Versicherung, wie sein neuer Arbeitgeber mitteilt.
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Bereits im Juni war bekannt geworden, dass die Haftpflichtkasse ihren gesamten Vorstand austauschen wird. Jetzt wurde mitgeteilt, dass Frank Welfens neuer Vorstandsvorsitzender beim Sach- und Unfallversicherer aus Roßdorf bei Darmstadt wird. Welfens kommt von der WGV Versicherung und soll zum 1. September den Vorstandsvorsitz von Roland Roider sowie das bislang von Torsten Wetzel verantworte Ressort Betrieb übernehmen. Die WGV bestätigte derweil den kurzfristigen Abgang ihres bisherigen Vorstands zum Monatsende.
Neuer Vorstandschef kommt von der WGV Versicherung
Welfens verantwortete seit 2017 als Mitglied des Vorstands den Vertrieb, die Produktentwicklung und Marketing, die Vertragsabteilungen, die Softwareentwicklung und die Digitalisierung der WGV-Gruppe. Bevor der 45-Jährige zur WGV wechselte, war er seit 2009 als Prokurist und Abteilungsleiter für den Allianz-Konzern in verschiedenen Funktionen, insbesondere in der internen Unternehmensberatung und im Vertrieb, tätig. Seine berufliche Laufbahn begann der promovierte Diplom-Kaufmann 2007 bei der Württembergische Versicherung, wie sein neuer Arbeitgeber mitteilt.
Abgänge der weiteren Vorstände nun terminiert
Roider hatte den Aufsichtsrat um die vorzeitige Beendigung seines Mandats gebeten, „um frühzeitig den Generationswechsel in der Führung des Versicherers anzustoßen.“ Nachdem auch die Abgänge der beiden weiteren Vorstandsmitglieder Torsten Wetzel und Rolf Saalfrank bereits festgestanden hatten, teilte die Haftpflichtkasse nun mit, dass man sich einvernehmlich auf eine vorzeitige Beendigung der Verträge per Ende September beziehungsweise Ende Dezember 2024 geeinigt habe. Saalfrank hatte seinen Posten erst Anfang 2023 angetreten.
Kein besserer Zeitpunkt für Generationswechsel trotz langfristigen Vertrags?
Neben zahlreichen Lobeshymnen auf die Arbeit der Beteiligten enthält die Mitteilung der Haftpflichtkasse auch folgendes Zitat von Roider in Richtung seines Nachfolgers: „Ich übergebe ein gut bestelltes Haus, sodass er die bestmöglichen Startbedingungen vorfindet.“ Doch dieses Bild hat längst Risse bekommen und erscheint wenig glaubwürdig. Im Juni hatte Roider im Gespräch mit dem Fachmagazin „Asscompact“ gesagt: „Als Vorstandsvorsitzender gibt es eigentlich keinen besseren Zeitpunkt, um den Staffelstab an eine neue Generation zu übergeben.“ Dazu passt allerdings nicht, dass sein Vertrag noch vor eineinhalb Jahren um weitere fünf Jahre verlängert worden war. Nach Mitteilung des Unternehmens soll Roider selbst um seine Vertragsauflösung gebeten haben.
Roider soll viele Pannen zu verantworten haben
Laut eines aktuellen Berichts des Fachportals „Versicherungsjournal“ mit der Überschrift „Führungskrise“ gab und gibt es viel Kritik an Roider. So habe er als damaliger Vertriebsvorstand jahrelang den Verkauf von Betriebsschließungsversicherungen verantwortet, die die Geschäftszahlen des Unternehmens in der Zeit der Corona-Pandemie stark beeinträchtigten.
2021 war die Haftpflichtkasse Opfer einer Cyberattacke geworden. Bis zum Amtsantritt von Saalfrank war Roider auch für die IT des Unternehmens verantwortlich. Der Bericht verweist auf Insider, die berichten, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) damals harte Kritik an der Haftpflichtkasse geäußert habe.
Eine aktuelle Nachfrage, ob die seit März 2022 geltenden versicherungsaufsichtlichen Anforderungen an die IT (VAIT) bei der Haftpflichtkasse geprüft wurden, beantworte ein Sprecher laut des „Versicherungsjournal“ nur ausweichend. Dieser wird mit folgenden Worten zitiert: „Sollten sich aus einer entsprechenden Prüfung bei der Haftpflichtkasse Handlungsableitungen ergeben, würden diese im Rahmen von eigens aufgesetzten Projekten adressiert.“ Ob und wie sich die Bafin dazu äußert, solle die Redaktion demnach den offiziellen Informationskanälen der Aufsichtsbehörde entnehmen.
Kritik an Unternehmenskultur und Personalwechseln
Auch am internen Umgang mit dem Führungswechsel lässt der Artikel kein gutes Haar. So seien die Mitarbeiter der Haftpflichtkasse von den Entwicklungen kalt erwischt wurden. Der erste Pressebericht am 26. Juni erschien demnach zeitgleich mit der Information an die Belegschaft durch Roider und den Aufsichtsratsvorsitzenden Roman Blaser.
Auffällig seien auch die zahlreichen Wechsel nach kurzen Amtszeiten im Vorstand und Aufsichtsrat sowie der Abgang von Führungskräften in den vergangenen Jahren. Ein Beispiel sei die Personalie Stefan Liebig, der 2021 aus persönlichen Gründen den Vorstand wieder verließ. Der Bericht des „Versicherungsjournal“ zeichnet dabei ein verheerendes Bild der Unternehmenskultur. Immer wieder soll es dabei um Roider gegangen sein. In Bezug auf die Personalie Saalfrank heißt es unter Verweis auf „eingeweihte Kreise“: „Die Persönlichkeit und der Führungsstil des Vorsitzenden standen erkennbar auch hier einem guten Miteinander im Wege.“
Aufsichtsrat soll mit Gefolgsleuten besetzt worden sein
Noch schwerer wiegt der Vorwurf in Bezug auf eine Nachbesetzung im Aufsichtsrat. Für das Gremium war Julia Bangerth, Vorständin des Softwareunternehmens Datev, gewählt worden. Doch sollen in ihrem Unternehmen auch Familienmitglieder von Roider arbeiten. Wobei der Bericht hier in seiner Quellenangabe äußert vage bleibt („wird hinter vorgehaltener Hand berichtet“). Vorwürfe aus unbekannter Richtung gebe es auch, „dass die Strategie von Roider darin bestand, den Aufsichtsrat mit Gefolgsleuten zu besetzen, allen voran Blaser, die keine kritischen Fragen stellten“. In jedem Fall soll der Aufsichtsrat jahrelang nicht auf Fluktuationen im Vorstand und Vorgänge im Verantwortungsbereich von Roider reagiert haben.
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