1.000 Euro: Diese magische Grenze hat der Kurs der ASML-Aktie am 8. Juli durchbrochen. Was im ersten Moment nach keiner riesigen Summe klingt, ist für den niederländischen Chiphersteller dennoch ein Meilenstein. Denn während der Wert einer einzelnen Aktie nicht so relevant ist, ist der Wert aller Aktien zusammengenommen, die sogenannte Marktkapitalisierung, umso bedeutungsvoller. Diese liegt im Fall von ASML aktuell bei rund 399 Milliarden Euro. Damit ist der niederländische Tech-Konzern seit Juni das teuerste börsennotierte Unternehmen der Eurozone und liegt mehr als 40 Milliarden Euro vor dem vorherigen Spitzenreiter, dem französischen Luxusgüterkonzern LVMH. Nur der dänische Pharmahersteller Novo Nordisk kann ASML in Sachen Marktkapitalisierung in der EU noch das Wasser reichen.

Dass Unternehmen mit Fokus auf Mikrochips aktuell der Renner sind, wird auch beim Blick auf die besten ETFs des ersten Halbjahres deutlich. Unter den fünf besten börsengehandelten Indexfonds befinden sich allein drei mit Fokus auf Halbleiter.

Die besten ETFs im ersten Halbjahr 2024

  1. Amundi MSCI Semiconductors ESG Screened Ucits ETF
  2. Amundi MSCI Turkey Ucits ETF
  3. Vaneck Semiconductor Ucits ETF
  4. HSBC Nasdaq Global Semiconductor Ucits ETF
  5. Invesco Technology S&P US Select Sector Ucits ETF

Der Gewinner des ersten Halbjahres, der Amundi MSCI Semiconductors ETF kommt dabei auf eine Performance von rund 61,72 Prozent in den ersten sechs Monaten 2024.

 

Halbleiter vor Aufstieg zur Billionen-Dollar-Industrie

Und damit dürfte der Halbleitermarkt seinen Zenit noch längst nicht erreicht haben: Der steigende Absatz von Chips, insbesondere im Bereich der generativen KI, treibt das Wachstum des Marktes weiter an. Die Analyse- und Handelsplattform Altindex erwartet, dass die globale Halbleiterindustrie im Jahr 2024 einen Umsatz von 607 Milliarden US-Dollar erzielen wird, rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr. In den nächsten sechs Jahren solle dieser dann noch einmal um mehr als 65 Prozent steigen, so dass sich die Halbleiterindustrie bis 2030 zu einer Billionen-Dollar-Branche entwickeln würde.

Was sind eigentlich Halbleiter?

Halbleiter sind essenziell für die Elektronikindustrie, da sie eine besondere Eigenschaft besitzen: ihre Leitfähigkeit kann je nach äußeren Einflüssen wie Temperatur oder angelegter Spannung variiert werden. Im Gegensatz zu Leitern wie Metallen oder Nichtleitern wie Isolatoren weisen Halbleiter eine mittlere elektrische Leitfähigkeit auf. Diese Eigenschaft ermöglicht es, elektrischen Strom zu steuern und zu modulieren, was für zahlreiche Anwendungen in der Elektronik unerlässlich ist.

Zu den größten Wachstumstreibern der Halbleiterindustrie gehören den Experten zufolge das BIP-Wachstum, die Auswirkungen der Inflation und das Wachstum des Automobilmarktes. Die optimistischen Marktprognosen haben dazu beigetragen, dass sich die Marktkapitalisierung vieler Halbleiterunternehmen seit Jahresbeginn praktisch verdoppelt hat.

Sollte man jetzt also einsteigen und auch auf einen Halbleiter-ETF setzen? Am besten auf den Amundi MSCI Semiconductors ESG Screened ETF, der den Vaneck Semiconductor ETF – mit einem Plus von 41 Prozent der zweitstärkste Halbleiter-ETF im ersten Halbjahr – bereits weit hinter sich lässt?

Warum du dir ein Investment in den Themen-ETF genau überlegen solltest und welche Vor- und Nachteile es gibt, erfährst du hier!

Was den Amundi MSCI Semiconductors ESG Screened ETF so besonders macht

Quelle Fondsdaten: FWW 2025
  • Asset-Schwerpunkt: Aktienfonds Technologie Welt
  • Ertragsverwendung: thesaurierend
  • Fondsgesellschaft: Amundi Luxembourg
  • ISIN: LU1900066033
  • Maximal Drawdown seit Auflage: 39,40%
  • Performance YTD: 70,34%
  • Performance 1 Jahr: 97,14%
  • Performance 3 Jahre: 114,81%
  • Performance 5 Jahre: 306,30%
  • Sharpe Ratio 5 Jahre: 1,11
  • Sum. lfd. Kosten: 0,35%
  • Volatilität 5 Jahre: 28,09%

Der Amundi MSCI Semiconductors ESG Screened ETF ist der älteste ETF seiner Kategorie und folgt der Entwicklung des MSCI ACWI Semiconductors & Semiconductor Equipment ESG Filtered Net Total Return Index in US-Dollar und bildet diesen indirekt nach. Der börsengehandelte Indexfonds wurde im März 2007 als Lyxor MSCI Taiwan ETF aufgelegt und im Februar 2019 auf eine reine Halbleiterstrategie umgestellt. Der abgebildete Benchmark-Index beinhaltet eine ausgewählte Gruppe von Unternehmen aus der Halbleiter- und Halbleiterausrüstungsindustrie. Unternehmen, die bestimmten kontroversen Aktivitäten nachgehen oder relativ niedrige Bewertungen im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) aufweisen, werden ausgeschlossen. Aus diesem Grund kann der ETF auch für nachhaltig orientierte Anleger interessant sein.

Der Performanceunterschied zu den anderen Halbleiter-ETFs lässt sich jedoch nicht auf die Einhaltung der ESG-Kriterien oder ähnliches zurückführen, sondern vor allem auf die Gewichtungsmethodik. Denn: Der Amundi-ETF enthält nahezu dieselben Aktien wie alle anderen Halbleiter-ETFs, ist jedoch streng nach Marktkapitalisierung gewichtet. Unternehmen mit einem höheren Börsenwert haben dementsprechend ein höheres Gewicht im Fonds. Was das bedeutet, zeigt sich besonders deutlich am Beispiel Nvidia. Der US-amerikanische Konzern überflügelte in den vergangenen Monaten alle anderen Unternehmen an der Börse und liegt mit einem Marktwert von etwa 3,16 Billionen US-Dollar inzwischen auf Rang drei der wertvollsten Unternehmen weltweit.

Im Amundi-ETF ist Nvidia daher aktuell mit rund 30 Prozent gewichtet und damit fast dreimal so stark vertreten wie der taiwanische Chiphersteller Taiwan Semiconductor (TSMC) mit 12 Prozent. Auf Rang drei folgt das US-amerikanische Unternehmen Broadcom mit 11,8 Prozent vor ASML auf Rang vier (6,6 Prozent) und Advanced Micro Devices (AMD) mit einer Gewichtung von 4,4 Prozent auf Rang fünf.

Die Rally von Nvidia mit einem Kursplus von 184,8 Prozent seit Jahresbeginn (Stand: 11. Juli 2024) wirkt sich dank der hohen Gewichtung stark auf die Performance des Amundi-ETF aus und zieht ihn so quasi im Alleingang auf den ersten Platz des Halbjahres-Rankings.

 

Kappungsgrenze bei Indizes

Vaneck, iShares und HSBC haben sich bei ihren ETFs dagegen für Indizes mit einer Kappungsgrenze entschieden. Das heißt: Die fünf größten Werte dürfen nicht mehr als jeweils 10 beziehungsweise 8 Prozent des Index ausmachen, alle anderen Aktien nicht mehr als jeweils fünf Prozent. Die Zusammensetzung wird vierteljährlich überprüft und gegebenenfalls angepasst. Die Folge: Nvidia ist bei Vaneck, iShares und HSBC derzeit nur mit 10,6 beziehungsweise 9,2 und 8,5 Prozent gewichtet.

Beim Index des Amundi-ETF greift eine Deckelung erst ab einer Gewichtungsobergrenze von 35 Prozent.

Eigentlich doch super – so wurde die Nvidia-Rally voll ausgeschöpft. Die Anleger konnten von bestmöglich vom Kurszuwachs des Chipherstellers profitieren, ohne die Aktie des Unternehmens einzeln zu kaufen. Oder etwa nicht?

ETFs ohne Kappungsgrenze: Warum du dir ein Investment genau überlegen solltest

Aber genau an dieser Stelle liegt auch der Haken von ETFs ohne Kappungsgrenze, über den sich Anleger immer bewusst sein sollten. Denn während einzelne Aktien den gesamten ETF mit nach oben ziehen, wenn sie gut laufen, reißen sie ihn auch mit in den Abgrund, wenn sie mal fallen.

Wenn es für Nvidia nach all den Rekorden in Zukunft also mal wieder abwärts gehen sollte, bekämen Anleger des Amundi-ETF das besonders stark zu spüren. Die ETFs von Vaneck, iShares und HSBC bieten dadurch, dass sie das Engagement in einzelne Emittenten begrenzen, eine breitere Risikoverteilung und entsprechen damit eher dem Grundgedanken von Indexfonds.

Andersherum könnte man auch argumentieren, dass der Amundi-ETF für Anleger, die mit dem Gedanken spielen in Nvidia zu investieren, bereits eine deutlich breitere Streuung liefert, als das beim Kauf der Nvidia-Aktie der Fall wäre.

Ob du in einen ETF ohne Cap investieren solltest oder nicht, hängt also wie immer in erster Linie von deiner persönlichen Risikoneigung und der Gewichtung, die das Thema in deinem Depot haben soll, ab.

Warum Halbleiter- und Themen-ETFs mit Risiken verbunden sind

Denn egal, ob Amundi, Vaneck, iShares oder HSBC: Alle vorgestellten ETFs konzentrieren sich einzig und allein auf die Halbleiterindustrie und gehören damit zur Gruppe der Themen-ETFs. Und diese sind – egal, ob mit Cap oder ohne – immer mit gewissen Risiken verbunden.

Ein Paradebeispiel dafür, dass Kursrücksetzer auch bei Zukunftstechnologien dazugehören und jederzeit passieren können, ist das Thema erneuerbare Energie. So stürzte der iShares Global Clean Energy ETF nach einer enormen Hype-Phase von 2019 bis 2022 im Jahr 2023 dramatisch ab. Die hohe Inflation, Zinserhöhungen und Lieferkettenprobleme erschwerten das Wachstum der Branche. Unternehmen wie Enphase Energy und Orsted, die im Index hoch gewichtet waren, erlebten erhebliche Kurseinbrüche. Der ETF verlor rund ein Drittel seines Werts.

 

 Themen-ETFs konzentrieren sich in der Regel auf spezifische Marktsegmente, die oft aufgrund ihrer jüngsten Performance besonders attraktiv erscheinen“, erläutert Finanzexperte und Envestor-Geschäftsführer Ali Masarwah. „Das Problem dabei ist, dass diese Vergangenheitsrenditen eben genau das sind – Vergangenheit. Wenn die Kurse bereits stark gestiegen sind, bleibt oft nur noch das Risiko übrig. Und hier kommt der zweite Teil der Problematik ins Spiel: Wenn dann die Kurse fallen, was nach einem starken Anstieg nicht ungewöhnlich ist, bleiben viele Anleger auf Verlusten sitzen.“

Dass Anleger oft zur Unzeit kaufen und die Performance auf diese Weise zusätzlich verschlechtern bestätigt auch die Mind-the-Gap-Studie von Morningstar. Demnach war mit dem Clean-Energy-ETF zwischen 2018 und 2023 eine jährliche Performance von 17 Prozent pro Jahr drin. Die meisten Anleger stiegen jedoch erst nach dem Jahr 2020 ein, als der ETF gerade um 120 Prozent gestiegen war. Ab diesem Zeitpunkt mussten sie dann im Schnitt ein Minus von 3 Prozent pro Jahr verkraften, wie die Studie zeigt.

Ähnlich wie den Clean-Energy-Anlegern ging es auch vielen, die auf spitze Themen wie Wasserstoff oder Cannabis gesetzt hatten, oft ebenfalls zum falschen Zeitpunkt ein- und ausstiegen und auf diese Weise herbe Verluste erlitten.

>> Auf welche Themen-Fonds du deshalb besser nicht gesetzt hast, erfährst du in unserer Klickstrecke.

Hohe Bewertungen: Steht der Absturz der Halbleiterbranche bevor?

Ob dieses Schicksal auch Anlegern drohen könnte, die auf Halbleiter- und KI-Aktien setzen?

„Diesen Pfad kann kein Anleger vorhersehen, aber teure Aktien sind korrekturanfälliger als günstige“, erläutert Ali Masarwah.

Auch andere Experten warnen, dass Unternehmen, die einen enormen Run hinter sich haben, Gefahr laufen, aus der Mode zu geraten. Zudem besteht immer das Risiko von Trendwechseln, die zuvor exzellent gelaufene Branchen über Jahre hinweg ins Abseits stellen können und damit nicht nur Börsen-Star Nvidia, sondern auch die anderen Halbleiterunternehmen träfen.

 

Es gibt jedoch auch Experten, die sagen, dass der Zenit bei KI und Halbleitern noch nicht erreicht ist. „Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), sind die meisten Tech-Unternehmen nicht teurer als vor drei oder vier Jahren. Das bedeutet also, dass nicht nur die Kurse gestiegen sind, sondern eben auch die Gewinne“, schreibt etwa Sebastian Zimmermann von SJB Fondsskyline in seiner Kolumne. „Die Bewertungen sind nicht günstig, aber sie sind eben auch nicht in schwindelerregende Höhen gestiegen. 2000 war Cisco Systems dreimal teurer als heute Nvidia. Und deren Auftragsbücher sind für eineinhalb Jahre voll.“

Rat für Themen-ETF-Investoren

Ob und wann eine dramatische Korrektur bevorsteht, kann also niemand mit Sicherheit sagen. Wie also sollen sich Themen-ETF-Investoren verhalten? Dranbleiben oder doch lieber aussteigen?

Fondsanalyst Ali Masarwah rät Anlegern, die Situation nüchtern zu analysieren und zunächst zu überprüfen, ob die ursprünglichen Annahmen, die zur Investitionsentscheidung geführt haben, noch gültig sind. Darüber hinaus empfiehlt er Themenfonds mit „Spielgeld“ zu bestücken. „Stellen Sie sich vor, Sie haben 95 Prozent Ihres Aktienportfolios in soliden Kernpositionen wie den MSCI World investiert. Die restlichen 5 Prozent können Sie dann in Ihr Lieblingsthema investieren. Selbst wenn Sie damit Schiffbruch erleiden, haben Sie nicht Ihr gesamtes Portfolio gefährdet. Es kann sogar eine lehrreiche Erfahrung sein.“

Es gilt also wie immer beim Investieren, erst einmal genau hinzuschauen, um dann eine informierte Entscheidung treffen zu können.