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Trumps Vorwürfe gegen Handelspartner haben keine Grundlage

Gehen wir der Sache auf den Grund: Das Handelsbilanzdefizit der USA ist darauf zurückzuführen, dass die USA mehr Waren aus Deutschland kaufen als sie eigene nach Deutschland verkaufen. Im Jahr 2024 betrug das US-Handelsbilanzdefizit mit Deutschland 69 Milliarden Euro. Neben Gütern mit hohem Ansehen (Luxusgüter) handelt es sich bei den deutschen Exporten oft um Produkte mit technologischen Vorteilen (Industriemaschinen) oder sogar Alleinstellungsmerkmalen (Pharma, Chemie).
Diese Produkte werden zudem oft eingesetzt, um andere Produkte in den USA zu produzieren. Weder werden diese Produkte vom deutschen Staat subventioniert, noch wird der Wechselkurs manipuliert, um diese in den USA preiswerter anbieten zu können. Die USA benötigen diese Produkte, weil sie selbst nicht über diese im Inland verfügen. Der Vorwurf der Benachteiligung ist hier also nicht nachvollziehbar.
Nicht zu vergessen sei, dass dem Handelsbilanzdefizit ein Überschuss in der Kapitalbilanz gegenübersteht. Der deutsche Staat baut jährlich den US-Dollar als Währungsreserve aus, die Unternehmen leisten Direktinvestitionen, die Bürger kaufen amerikanische Staatsanleihen und Wertpapiere. Es gibt eine klare Wechselbeziehung: Die USA kaufen deutsche Produkte und die Deutschen stellen dafür den USA Kapital zur Verfügung. Betrug sieht anders aus!
Darum sind die Trump-Vorwürfe nicht haltbar
Dann kommt als nächstes der Vorwurf, dass die USA sich wegen ihres Handelsdefizits zunehmend im Ausland verschulden müssen. Auch dieser Vorwurf ist so nicht haltbar. Die USA verschulden sich primär in ihrer eigenen Währung, womit der Standort des Schuldners keine besondere Relevanz hat.
Wichtiger ist das Verhältnis Defizit zu Bruttoinlandsprodukt. Das Anwachsen des US-Handelsbilanzdefizits auf insgesamt 930 Milliarden US-Dollar ist bei einem US-Bruttoinlandsprodukt von 29.200 Milliarden aus volkswirtschaftlicher Sicht mit 3,2 Prozent unkritisch. Dagegen belasten enorme Zinsaufwendungen, Ausgaben für die sozialen Sicherungssysteme und fulminante Konjunkturprogramme wesentlich mehr.
Wenn der Vorwurf der Benachteiligung und des Betrugs nicht haltbar ist, dann stellt sich Frage, welche Absicht die Trump-Administration verfolgt? Man könnte annehmen, dass die Einführung von Zöllen der Steigerung von Staatseinnahmen dienen soll. Der Effekt ist aber – wie beschrieben – und gerade bei Produkten aus Deutschland verschwindend gering. Und dort, wo aus Deutschland importierte Produkte nicht von US-Unternehmen zu bekommen sind, lassen sich die Zölle auf den Preis abwälzen. Im Endergebnis wird dann der amerikanische Verbraucher die Rechnung bezahlen.
Das steckt hinter den Anschuldigungen gegen US-Handelspartner
Vermutlich will Trump nur eines: Mehr Produktion in die USA verlagern, um dort Arbeitsplätze anzusiedeln und das Inlandsprodukt (BIP) zu steigern. Die Handelsverträge der Zukunft werden also dem Credo folgen: Wir kaufen alles, was wir brauchen, aber investiert und produziert wird in den USA!
Die Idee ist gut, nur wird es Jahre dauern und viel Geschick im Umgang mit den Handelspartnern erfordern. Ob die aktuelle Vorgehensweise zum Ziel führen wird, ist sehr fragwürdig, denn Trump und seine Administration haben weder viel Zeit noch zeigen sie ein gutes Fingerspitzengefühl im Umgang mit ihren Partnern.

Über den Autor:
Riklef von Schüssler ist Vorstand des Vermögensverwalters Allington Investors aus Bad Homburg.