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Hans-Jörg Naumer: Lieber reale Rendite als nominale Sicherheit

Hans-Jörg Naumer
Hans-Jörg Naumer
Wo gibt es heute noch Rendite, werde ich immer wieder gefragt. Nicht verwunderlich, bewegen sich die 10-jährigen Anleihezinsen deutscher Staatsanleihen immer noch nahe ihres Rekordtiefs, während gleichzeitig das Risiko einer Zinswende – steigende Zinsen, die zu Kursverlusten bei Anleihen führen – hoch ist.  

Das Entscheidende bei der Renditesuche ist nicht, was drauf steht, sondern was drin ist. Stehen auf einer 5-jährigen Bundesanleihe 0,6 Prozent nominal „drauf“, sind nach Inflation von 2,5 Prozent aber real nur minus 1,9 Prozent „drin“. Ein schmerzlicher Verlust, auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht.

Ganz zu schweigen vom guten alten Sparbuch, wo sich die Zinsen nahe der Nullgrenze bewegen. Nehmen wir an, wir hätten eine Inflationsrate von 4 Prozent im Durchschnitt der Jahre, wie es in den USA von Anfang der 70-er bis Mitte 2009 der Fall war. Aus 100 Euro würden so nach 20 Jahren – gemessen an der Kaufkraft – rund 45 Euro.  

Nach 40 Jahren wären es wenig mehr als 20 Euro. Da wird klar: Die Inflation ist die Steuer der kleinen Leute. Die Messlatte jeder Anlageentscheidung muss also jene Rendite sein, die nach Abzug der Inflation erzielt wird. Nur wenn diese positiv ist, kann über den Kaufkrafterhalt hinaus ein Ertrag für den zukünftigen Konsum erwirtschaftet werden.  

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Bei Bankeinlagen und Staatsanleihen wird das immer schwieriger (siehe Grafik). Für Anleger heißt das konkret: Die Suche nach (vermeintlicher) Sicherheit führt in die Irre. Die Realrendite, nicht die „Sicherheit“ sollte die Steuergröße jeder Anlageentscheidung sein. Was heißt schon „Sicherheit“? Auch bei Staatsanleihen bester Bonität scheinen Verluste programmiert: Verluste durch Inflation, aber auch mögliche Kursverluste.

Vermeintliche Sicherheit

Die Renditen deutscher Staatsanleihen haben historische Tiefen erreicht. Steigende Renditen bedeuten im Umkehrschluss aber fallende Kurse. Und: Das Ende von „Triple A“ ist nahe – Anleihen mit der Bestnote „AAA“ werden immer seltener.

Da, wo es sie noch gibt, wurden die Ausblicke der Ratingagenturen bereits nach unten korrigiert. Nur noch die Anleihen der Bundesrepublik haben im Euroraum „AAA“ und einen stabilen Ausblick. In der Folge kommt bei Staatsanleihen ein Bonitätsrisiko dazu.

„Reale Werte“ dürfen also in so gut wie keinem Depot fehlen. Dazu zähle ich alles, was zumindest Kaufkrafterhalt verspricht, besser noch ein Sahnehäubchen oben drauf. Selektiv können dazu Immobilien gehören, aber auch Edelmetalle und (Rohstoff-)Aktien.  

Warum Aktien? Weil Unternehmen, wenn sie nicht in einer tiefen Rezession stecken, steigende Input-Preise in der Regel weitergeben können und damit die Inflationswirkung auf ihre Kunden überwälzen. Auch verfügen sie selbst über Sachwerte: zum Beispiel Immobilien, Lager und Maschinen. Also: Real schlägt nominal – meint Ihr Hans-Jörg Naumer

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