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Wie Marcus Poppe und Philipp Schweneke den Kurs der DWS prägen

Um ein Schiff durch unruhige See zu navigieren, braucht es zwei Dinge: einen klaren Blick auf den Horizont und die Stärke, auch unter schwierigen Bedingungen Kurs zu halten. Fähigkeiten, die für Seefahrer ebenso unverzichtbar sind wie für jene, die durch die unberechenbaren Gewässer der internationalen Finanzmärkte führen. Dass es hier mitunter ruppig zugehen kann, wissen Marcus Poppe und Phili...
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Um ein Schiff durch unruhige See zu navigieren, braucht es zwei Dinge: einen klaren Blick auf den Horizont und die Stärke, auch unter schwierigen Bedingungen Kurs zu halten. Fähigkeiten, die für Seefahrer ebenso unverzichtbar sind wie für jene, die durch die unberechenbaren Gewässer der internationalen Finanzmärkte führen. Dass es hier mitunter ruppig zugehen kann, wissen Marcus Poppe und Philipp Schweneke aus eigener Erfahrung: Beide starteten ihre Karrieren bei der DWS in den Nachwehen der globalen Finanzkrise. Nun, etwa 15 Jahre und einige Börsenhochs und -tiefs später, stehen beide am Steuerrad des Europa-Dampfers der DWS.
Mit per Ende März 841 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen ist die DWS Deutschlands größter Fondsanbieter. Doch nach einer Phase der Unruhe befindet sich der Konzern nun mitten in der Erneuerung. So gab es in der Chefetage im vergangenen Jahr viel Bewegung: Stefan Hoops wurde Vorstandsvorsitzender, Björn Jesch globaler Investment-Chef, Vincenzo Vedda ist nun verantwortlich für aktiv und passiv gemanagte Fonds.
Auch die Investment Sparte wurde energisch umgebaut. So integrierte die DWS zum März 2023 das Team für deutsche Aktien in jenes für europäische Aktien. Geleitet wird der neu geschaffene Bereich, immerhin 22 Köpfe stark, von Marcus Poppe und Philipp Schweneke. Einem Duo mit viel Erfahrung und der Bereitschaft, neue Strategien zu entwickeln, um die Herausforderungen des heutigen Marktes zu meistern.
Ein Eigengewächs und ein Veteran
Marcus Poppe wurde geboren in Elmshorn, aufgewachsen ist er in Berlin und Leipzig. Die Deutsche Bank zieht sich wie ein roter Faden durch seine Vita: Banklehre in Leipzig, diverse Praktika während des Studiums, an dessen Ende eine Bewerbung bei der DWS folgte. 2010 kam er nach einem Abschlussgespräch mit Henning Gebhardt als Trainee an Bord. Er stieg bis zum Co-Manager des DWS Top Dividende unter der Führung von Thomas Schüßler auf, seit März managt er den DWS Deutschland.

Deutlich weniger geradlinig verlief es bei Philipp Schweneke. Geboren und aufgewachsen im Schwarzwald kam aus einem von den Kapitalmärkten unbeleckten Umfeld der Anstoß, etwas mit langfristig guter Perspektive zu machen. Also ließ sich Schweneke zum SAP-Berater ausbilden. Ende der 90er war das nicht die schlechteste Wahl, möchte man meinen. Immerhin waren die heutigen Tech-Giganten bereits der Garage entwachsen, die Zukunft war auf Einsen und Nullen gepolt. „Doch das war nicht meine Welt, deshalb habe ich schnell wieder hingeschmissen.“
„Mittlerweile wird an Universitäten ja gelehrt, dass nicht funktioniert, was wir machen“
Philipp Schweneke
Die nächste Station führte Schweneke in die Finanzbranche, wo er Fuß fasste: 1999 startete er als Aktienanalyst bei der Dresdner Kleinwort Wasserstein, 2006 bis 2008 folgte ein kurzes Intermezzo als Portfolio-Manager bei Sal. Oppenheim in Köln, bevor er 2009 nach Frankfurt zur DWS wechselte. Seit 25 Jahren spezialisiert auf europäische Nebenwerte, sieht er in den Marktineffizienzen seine große Chance auf Rendite. Eingestellt wurde auch er von Henning Gebhardt – nur eine von vielen Gemeinsamkeiten der beiden.
Ein Land im Umbruch
Wer so viele Krisen an den Kapitalmärk ten durchgestanden hat, den bringt so schnell nichts aus der Fassung. Das erklärt vielleicht auch, warum beide trotz eines Krieges in Europa und einer schwelenden Rezession voller Zuversicht auf den alten Kontinent blicken. „Ich habe bei der DWS im Deutschland-Team angefangen und eine grundlegend optimistische Betrachtung kennengelernt“, erklärt Poppe. „Niemand kauft den deutschen Markt, wenn man glaubt, wir sind als Land auf dem absteigenden Ast und hangeln uns nur noch von Problem zu Problem.“
Sein Plädoyer für Deutschland möchte Poppe nicht als Berufsoptimismus ausgelegt wissen: „Wir sehen beim Dax – wie auch bei vielen anderen Indizes – Rekordgewinne. Der Exportanteil beträgt mehr als 80 Prozent. Man kauft somit die Fähigkeit der Unternehmen, trotz nicht idealer Standortbedingungen global ganz vorne mitzuspielen. Es gibt hier großartige Unternehmen zu einer attraktiven Bewertung“, schwärmt Poppe. Der 38-Jährige übernahm im März den 3,5 Milliarden schweren Deutschland-Fonds von Tim Albrecht, der nach 20 Jahren der DWS und auch der gesamten Finanzindustrie den Rücken kehrte.
Albrecht ist, trotz des Wirecard-Debakels, eine Ikone der DWS und hinterlässt große Fußstapfen. Doch Poppe bleibt gelassen: „Wenn man einen so großen Fonds übernimmt, darf man sich nicht dauernd fragen, was die Vorgänger über meinen Stil oder meine Investitionen denken würden. So kann man nicht erfolgreich sein. Ich hole mir gerne Ratschläge, aber am Ende muss ich eigene Ideen haben.“
Und diese auch umsetzen. Die Nebenwerte-Quote reduzierte Poppe zunächst und auch der Derivate-Einsatz wurde heruntergefahren. Der Fonds soll erst einmal in ruhiges Fahrwasser kommen. „Dass ich an der einen oder anderen Stelle etwas Risiko herausgenommen habe, bedeutet nicht, dass das Produkt jetzt konservativer und ängstlicher gemanagt wird. Das ist eine Übergangsphase. Die Großwetterlage lädt auch nicht zu besonders großen Wetten ein.“

Die beiden Manager sind sich der Herausforderungen bewusst, die der Übergang zu einer kohlenstoffneutralen Wirtschaft und neue Technologien wie Künstliche Intelligenz mit sich bringen. Es sind tiefgreifende Umwälzungen, die tradierte Geschäftsmodelle infrage stellen. Insofern kann man ihnen nicht verübeln, sich erst einmal ein Bild von der Lage machen zu wollen.
Poppe und Schweneke glauben jedoch an die Stärke der hiesigen Unternehmen, insbesondere der Mittelständler, die ihrer Meinung nach gut für die Digitalisierung gerüstet sind und viele Geschäftsfelder weiterentwickeln können. „Es klingt manchmal nicht so sexy, was wir in Deutschland haben. Aber auch mit einem Gabelstapler lässt sich gutes Geld verdienen. Auch wenn er nicht so spannend ist wie Künstliche Intelligenz.“
Doch diese Herausforderungen sehen sie als Chancen, sowohl für ihre Fonds als auch für die Unternehmen, in die sie investieren. Beide sehen Künstliche Intelligenz als Unterstützung im Fondsmanagement, glauben aber nicht, dass ein Computer sie eines Tages ablösen wird.
Eine Frage der Strukturen
Poppe und Schweneke sind nicht nur angetreten, die aktiv gemanagten Fonds, von denen einige in den vergangenen Jahren eine maue Performance ablieferten, zurück in die Spur zu bringen. Sie wollen auch das gesamte Unternehmen weiterentwickeln. Beziehungsweise „die Plattform“, wie beide es immer wieder nennen.
„Wir haben die Mitarbeiterentwicklung und die Karriereplanung anders aufgegleist“, führt Schweneke aus. So sei die Durchlässigkeit zwischen Teams in der Vergangenheit nicht ideal gewesen, ebenso die Struktur, mit dem Juniors empfangen werden. „Marcus und ich haben in dieser Hinsicht andere Vorstellungen als unsere Vorgänger. Da wird sich perspektivisch noch etwas tun, all diese Themen rollen wir neu auf. Denn das bietet nicht nur unserem Team einen Mehrwert, sondern der gesamten Plattform.“
„Man darf sich nicht dauernd fragen, was die Vorgänger über meinen Stil denken würden“
Marcus Poppe
Friktionen reduzieren, Prozesse schaffen, Netzwerkeffekte stärken – das sind die Aufgabenstellungen in Zeiten wie diesen. „Die aktive Fonds-Industrie sieht heute anders aus als vor 10 oder 20 Jahren“, resümiert Poppe. „Damals kam man von der Uni mit wenig Berufserfahrung und konnte recht schnell ein Vermögen verwalten. Diese Zeiten sind vorbei. Wir müssen uns strukturiert überlegen, wie wir fähige Mitarbeiter bekommen, langfristig an uns binden und sie gut auf das Management eines Fonds vorbereiten.“

Doch nicht nur das Rekrutieren von Talenten sei herausfordernder als früher. Die gesamte aktive Fondsbranche stehe unter Druck. Das liege auch am Siegeszug der ETFs. „Mittlerweile wird an Universitäten ja gelehrt, dass nicht funktioniert, was wir aktiven Fondsmanager machen“, ärgert sich Schweneke. „In den USA erkennt man dagegen an, dass die Industrie einen Mehrwert liefern kann. Das müssen wir stärker transportieren.“ Kann, nicht muss. Konjunktiv. Genau diesen Beweis zu liefern ist die Aufgabe von Poppe und Schweneke. Schon jetzt sehe man bei den institutionellen Anlegern ein stärkeres Wachstum als bei den Retail-Kanälen.
Mehr Transparenz und Offenlegung, die Umsetzung von ESG-Richtlinien, eine fortschreitende Digitalisierung und zu nehmender Kostendruck: Es wird keine einfache Aufgabe, bei einem solchen Wellengang den altgedienten Tanker auf Kurs zu halten und ihn gleichzeitig fit für die Zukunft zu machen. Wer hart am Wind segelt, kommt schnell voran, riskiert aber zu kentern. Das weiß Poppe aus eigener Erfahrung: Bevor er in den Taunus zog und das Hobby in Ermangelung eines Sees einschlafen ließ, war er leidenschaftlicher Windsurfer.
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