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Aktualisiert am 13.01.2009 - 15:26 Uhrin FondsLesedauer: 4 Minuten

Harte Welt für Stockpicker

Auch wenn die Börsen gerade den Untergang proben, ab 2009 gilt die Abgeltungssteuer. Und nur, wer noch in diesem Jahr investiert, erspart sich die Steuer auf die Kursgewinne. Für langfristige Investments bieten sich unter anderem breit gestreute internationale Aktienfonds an. Ihren Managern stehen die meisten Aktienmärkte offen. In einem Aktienjahr wie diesem gab es allerdings auch für internationale Topmanager keine rechte Deckung vor dem Ausverkauf. Gut zu erkennen ist das am M&G Global Basics, der lange Jahre jeder Korrektur trotzte. Zwischen dem Beginn der Krise im Juli 2007 und Mitte Juni 2008 verlor der Anteilspreis gerade einmal 3 Prozent, während der MSCI Welt mehr als 20 Prozent in die Knie ging. Dann stürzte der Fonds jedoch umso schneller: Bis Ende Oktober verlor er 36 Prozent an Wert, 16 Prozentpunkte mehr als der in Euro umgerechnete Vergleichsindex. „Wir hatten uns aus den Branchen ferngehalten,die von der Krise am stärksten betroffen waren“, erläutert Fondsmanager Graham French die anfänglich gute Entwicklung. Dann jedoch zeigte das Konzept, ausschließlich Unternehmen mit greif- und bewertbaren Gütern zu kaufen, seine Schwächen: Weil im Frühsommer rund 40 Prozent des Fondsvermögens in Firmen aus dem Rohstoffsektor investiert waren, schlug der dortige Kurseinbruch voll auf den Fonds durch. Tausche Rohstoffe gegen Konsum Inzwischen hat French den rohstoffbezogenen Anteil im Portfolio auf weniger als 25 Prozent zurückgefahren. Dafür machen Konsum- und Industriewerte nun beinahe die Hälfte aus. Der Brite setzt darauf, dass die reichlich mit Geld ausgestatteten asiatischen Regierungen ihre heimischen Wirtschaften unterstützen. „Das bedeutet Hunderte Millionen neuer Konsumenten allein in den Schwellenländern“, kündigt er an. Sweeting kauft, was keiner will Konkurrentin Cynthia („Cindy“) Sweeting hält dagegen nichts von solchen Konjunkturmanövern. Sie hat ihren Templeton Growth auf die bevorstehende Rezession ausgerichtet. So nehmen die Branchen Hightech, Gesundheit und Medien insgesamt fast die Hälfte des Portfostoffwerte bereits Mitte 2006 verkauft, weil er die Preisanstiege für übertrieben hielt. „Das war zu früh“, räumt sie ein. Dadurch verschenkte Murchison die weiteren Gewinne der Rohstoffaktien, von denen beispielsweise Graham French noch profitierte – Pech. Dafür verlor der Templeton-Fonds seit Beginn des Rohstoffkrachs nur halb so viel an Wert. Für Frank Lingohr läuft es derzeit dagegen ähnlich schlecht wie für Graham French, und das schon seit längerer Zeit: Seit Ausbruch der Finanzkrise verlor sein lios ein. „Die Unternehmen sind nicht zyklisch, haben einen hohen Kapitalfluss, niedrige Bewertungen und vor allem niedrige Erwartungen“, sagt Sweeting und bevorzugt somit – wie stets von Firmengründer Sir John Templeton vorgelebt – unpopuläre Aktien. Sweeting übernahm den Fonds im Januar. Durch Wertverluste und massive Mittelabflüsse ist er zwar nicht mehr das 35- Milliarden-Euro-Monster, das er noch vor einem Jahr war. Mit einem Volumen von insgesamt knapp 16 Milliarden Euro, inklusive der Euro-Tranche, ist er jedoch noch immer das Schwergewicht unter den Internationalen. In diesem Jahr, in dem einige langjährige Trends (schwacher Dollar, starke Rohstoffe) brachen, zahlt sich die Templeton- Philosophie nach enttäuschenden Jahren wieder merklich aus. Sweetings Vorgänger, Murdo Murchison, hatte Roh- Aushängeschild, der Lingohr-Systematic- LBB-Invest, 52 Prozent an Wert. „Etwa 40 Prozent der Underperformance geht darauf zurück, dass ich alle Aktienpositionen im Fonds regelmäßig gleich hoch gewichte“, sagt der Erkrather Vermögensverwalter und konkretisiert: „Ich hatte dadurch die USA untergewichtet. Deren Aktien sind aber etwas stabiler geblieben als andere, und der Dollar erholte sich gegenüber dem Euro deutlich.“ In Zahlen: Die US-Währung gewann gegenüber dem Euro seit ihrem Tief Anfang Juli über 26
Prozent an Wert. Auch bei der Aktienauswahl gab es für den Value-Investor Probleme. „Es wurden beim Ausverkauf unabhängig von der Bewertung auch günstige Titel gnadenlos heruntergeprügelt“, sagt er. Zweifel an seinem selbst entwickelten Analysesystem Chicco kommen Lingohr deswegen aber nicht. „Wir werden nach denselben Kriterien wie bisher weltweit nach unterbewerteten Aktien suchen und sie im Fonds gleich gewichten, um emotionale Fehler gering zu halten“, bekräftigt der Fondsmanager. Allerdings untersuche er nun zusätzlich den Kapitalbedarf der einzelnen Unternehmen. Denn Kredite seien teurer und schwerer zu bekommen als früher. Wahrscheinlich wird der Lingohr-Fonds demnächst wieder bessere Zeiten sehen: Chicco hat sich mehrfach bewährt, und der Fonds ist mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von nicht einmal 8 sehr günstig aufgestellt. Institutionelle auf dem Index Zum Vergleich: Der MSCI Welt ist, gemessen am KGV, fast 70 Prozent teurer, hat aber in den vergangenen zwölf Monaten alle drei Fondsmanager hinter sich gelassen. Kein Wunder, dass der DB XTrackers MSCI World TRN ETF im laufenden Jahr bis Ende August 568 Millionen Euro einsammelte und damit die Statistik des Branchenverbands BVI für internationale Aktienfonds anführt. Denn dieser börsennotierte Indexfonds (kurz: ETF für Exchange Traded Fund) von der Deutschen Bank bildet den MSCI Welt abzüglich Kosten direkt ab.  Im Gegensatz zu den drei aktiv gemanagten Fonds enthält der ETF aktuell 1.730 Unternehmen aus 23 Industrienationen. Damit ist er deutlich breiter gestreut als die anderen Fonds, die 70 (M&G), 106 (Templeton) und 199 (Lingohr) Aktien enthalten. Über die traditionell große USA-Position (aktuell 50,6 Prozent) profitierte er zudem stark vom Dollar-Anstieg. Allerdings: Da Unternehmennach dem Gesamtwert ihrer handelbaren Aktien gewichtet werden, ist der Indexfonds im Gegensatz zum Templeton Growth und Lingohr-Systematic ein prozyklisches Investment. Das vergleichsweise gute Abschneiden begeisterte vor allem institutionelle Anleger, von denen schätzungsweise 85 Prozent des Fondsvermögens kommen. Bisher lagen sie damit zwar richtig. Doch eine Aktienerholung könnte wieder die Zeit der Stockpicker einläuten – die Zeit von French, Sweeting und Lingohr.

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